# taz.de -- Umgang mit Ex-Präsident der Ukraine: Oppositioneller Nummer 1
       
       > Ex-Präsident Poroschenko ist in die Ukraine zurückgekehrt. Dort droht ihm
       > Haft – obwohl er mit Präsident Selenski eigentlich einiges gemeinsam hat.
       
 (IMG) Bild: Anhänger von Pedro Poroschenko protestieren gegen den Präsidenten Selenskyi in Kiew am 17.01.2022
       
       Der ukrainische Ex-Präsident [1][Petro Poroschenko] wird wohl die nächsten
       Wochen in Hausarrest oder gar Untersuchungshaft verbringen. Der Vorwurf von
       Staatsverrat und Zusammenarbeit mit Terroristen könnte ihm 10 Jahre Haft
       einbringen. Doch es ist nicht anzunehmen, dass das Gericht ihn wegen des
       Einkaufs von Kohle aus der von prorussischen Separatisten kontrollierten
       Ostukraine verurteilen wird. Der Vorwurf ist schon deshalb nicht haltbar,
       weil auch die aktuelle Regierung direkt oder indirekt mit Russland Handel
       treibt: Jeden Tag kauft die Ukraine Strom in Belarus – und der kommt aus
       dem russischen AKW Ostrowez.
       
       Auf den ersten Blick sieht der Versuch, den wichtigsten
       Oppositionspolitiker zu einem Zeitpunkt, an dem [2][Putin] ante portas
       steht, vor Gericht zu stellen, wie ein Akt politischer Dummheit aus. Warum
       ausgerechnet gegen den Mann vorgehen, der in den entscheidenden politischen
       Fragen ähnliche Positionen hat wie sein Gegenspieler Wolodimir
       [3][Selenski]? Doch genau dies dürfte der Grund für Poroschenkos Verfolgung
       sein, die am Ende ausgehen wird wie das Hornberger Schießen.
       
       Es soll ein Oppositionsführer und möglicher Präsidentschaftskandidat
       aufgebaut werden, der für Kontinuität steht. Dank des Medienrummels um
       seine Rückkehr in die Ukraine trotz drohender Verhaftung ist Poroschenko
       wieder die zentrale Gestalt der ukrainischen Medienwelt und Nummer 1 der
       Opposition. Niemand spricht mehr von Julia Timoschenko oder der
       russlandfreundlichen Oppositionsplattform.
       
       Sowohl Präsident Selenski als auch Ex-Präsident Poroschenko müssen sich
       etwas einfallen lassen für die nächsten Wahlen. Im Osten sind beide nicht
       gerade beliebt. Die zweitgrößte Stadt der Ukraine, Charkiw, hat mit Ihor
       Terechow einen Bürgermeister, der ein Zögling des langjährigen
       Bürgermeisters Kernes ist. Dieser trug zu Zeiten des Maidan das
       Georgs-Band, Erkennungszeichen der prorussischen Separatisten, am Revers.
       Und soeben wurden in Teilen der Ostukraine die für den 27. März geplanten
       Kommunalwahlen abgesagt.
       
       17 Jan 2022
       
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