# taz.de -- Vor der Männerfußball-EM: Mehr als ein Spiel in Moldau
       
       > Die Ukraine gewinnt ihr letztes Testspiel gegen die Auswahl der Republik
       > Moldau. Warum ein unbedeutender Kick ein politisches Ereignis sein kann.
       
 (IMG) Bild: Fußball als Mission: Der ukrainische Auswahlkicker Serhij Sydortschuk mit Kollegen beim Absingen der Nationalhymne
       
       BERLIN taz | Schluss mit Politik! Reden wir über Fußball! Die
       Europameisterschaft beginnt am Freitag. Die Ukraine ist dabei. Am Dienstag
       hat sie ihr letztes Testspiel vor der EM bestritten. Nach einem 4:0 in
       Chisinau gegen eine völlig überforderte Auswahl von Moldau geht die Ukraine
       [1][mit ein wenig Rückenwind in das Turnier]. Moldau gegen die Ukraine. Nur
       Fußball?
       
       Bevor das Spiel begann, haben sich die Mannschaften zu einer Gedenkminute
       am Mittelkreis aufgestellt. Die Schweigeminute war für die beiden Teams
       gewiss mehr als ein eingeübtes Trauerritual. [2][Gedacht wurde der Opfer
       des russischen Überfalls auf die Ukraine]. Auch in Moldau weiß man nur
       allzu gut, [3][was der russische Imperialismus anrichten kann].
       Transnistrien, ein schmaler Streifen zwischen dem Fluss Dnjestr und der
       ukrainischen Grenze im Osten des Landes, völkerrechtlich Teil der Republik
       Moldau, hatte sich 1990 für unabhängig erklärt und unter die militärische
       Obhut Russlands begeben.
       
       „Frieden“ – in den Ecken des Stadions in Moldaus Hauptstadt Chișinău hingen
       wie üblich bei Spielen, die unter dem Dach der Europäischen Fußballunion
       Uefa stattfinden, große Tafeln mit diesem Wort. Der eigentlich hilflosen
       Friedensbotschaft eines Fußballverbands kommt an einem Ort wie diesem
       plötzlich echte Bedeutung zu.
       
       Klar, der ukrainische Nationaltrainer Serhij Rebrow sagte nach dem Spiel,
       was ein Coach eben sagt – dass man das Spiel analysieren müsse, dass er
       froh sei, wenn man ohne größere Blessuren durch die Testspiele gekommen
       sei, dass es jetzt wichtig sei, mit guter Stimmung in die EM zu gehen. Er
       hatte aber auch eine Botschaft für [4][die Fans in der Ukraine]: „Ich habe
       immer gesagt, wie großartig es ist, dass die Ukraine sich mitten im Krieg
       für dieses Event qualifizieren konnte. Und wir werden alles dafür geben, um
       das Land bei der EM angemessen zu repräsentieren.“
       
       Auch der moldauische Fußball spielt in einer andauernden Ausnahmesituation.
       Serienmeister ist mit Sheriff Tiraspol ein Team aus Transnistrien. Der
       Klub, der in der moldauischen Liga spielt, als hätte sich die Provinz nie
       für unabhängig erklärt, hat es sogar mal in die Champions League geschafft
       und da 2021 bei Real Madrid mit 2:1 gewonnen. Dass der Usebke Jasur
       Jachschibojew und der Luxemburger Sebastien Thill damals für Tiraspol
       getroffen haben, ist längst vergessen. Die Geschichte von Sheriff Tiraspol
       wird immer noch erzählt. Mit Fußball hat sie nur am Rande etwas zu tun.
       Andreas Rüttenauer
       
       12 Jun 2024
       
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