# taz.de -- Vorfall zwischen USA und Russland: Keiner will’s gewesen sein
       
       > Eine US-Drohne und ein russischer Kampfjet sind über dem Schwarzen Meer
       > zusammengestoßen. Wie kam es dazu? Beide machen sich gegenseitig
       > Vorwürfe.
       
 (IMG) Bild: Kampfjets des Typs Suchoi Su-27. Zwei Maschinen dieses Typs sollen die Drohne bedrängt haben
       
       BERLIN taz/dpa | Die US-russischen Beziehungen befinden sich spätestens
       seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine auf dem
       Tiefpunkt. Und nun, fast 13 Monate nach Beginn des Überfalls, kommt die
       Meldung eines Zusammenstoßes zwischen einer US-MQ-9-Überwachungsdrohne und
       einem russischen Kampfjets Suchoi Su-27. Zu dem Vorfall kam es Dienstagfrüh
       (Ortszeit) über dem Schwarzen Meer, unweit der von Russland 2014
       rechtswidrig annektierten Halbinsel Krim.
       
       Offen ist, ob die Kollision im internationalen Luftraum geschah oder nicht.
       Das US-Kommando Useucom, das für die US-Militäroperationen in ganz Europa
       verantwortlich ist, [1][meldete den Zusammenstoß] erst am Dienstagabend
       Mitteleuropäischer Zeit. Dazu, wie es zu dem Zwischenfall kam, machen die
       USA und Russland gegensätzliche Angaben.
       
       Nach US-amerikanischer Darstellung haben zwei russische Kampfjets vom Typ
       Suchoi Su-27 die über internationalen Gewässern operierende
       Überwachungsdrohne über einen Zeitraum von 30 bis 40 Minuten mehrfach
       bedrängt, dann oberhalb der Drohne Treibstoff abgelassen. Schließlich habe
       der Flügel eines der Jets den Propeller der Drohne gestreift, so dass sie
       nicht mehr flugfähig war und von der Bodensteuerung aus zum kontrollierten
       Absturz gebracht wurde. „Einige Male haben die Su-27 Treibstoff auf die
       Drohne gelassen und flogen in rücksichtsloser, umweltgefährdender und
       unprofessioneller Weise vor ihr“, erklärte das Useucom. „Der Vorfall zeigt
       einen Mangel an Kompetenz“, heißt es weiter.
       
       US-Sprecher John Kirby wies darauf hin, es habe in den letzten Wochen
       mehrere ähnliche Zwischenfälle mit russischen Kampfflugzeugen gegeben, die
       aber ohne Folgen blieben. Das Besondere diesmal sei, wie „unsicher und
       unprofessionell das war“. Aus dem US-Außenministerium verlautete, der
       russische Botschafter in den USA sei gleich am Dienstag einbestellt worden,
       um sich bei ihm offiziell über den „unsicheren und unprofessionellen“
       Einsatz und die „krasse Verletzung internationalen Rechts“ zu beschweren.
       
       ## USA lässt sich davon nicht abhalten
       
       US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sagte, die USA würden sich nicht
       davon abhalten lassen, weiterhin überall dort zu operieren, wo es das
       internationale Recht zulasse. Es liege an Russland, seine Militärflugzeuge
       sicher und professionell zu handhaben.
       
       Laut Russlands staatsnahen Medien bezeichnete der russische Botschafter in
       den USA, Anatoli Antonow, den Vorfall als Provokation und versicherte,
       keine Konfrontation mit den USA zu suchen. US-Flugzeuge und -Schiffe hätten
       „in der Nähe der Grenzen der Russischen Föderation nichts zu suchen“,
       betonte er. Der russische Diplomat wirft Washington ebenfalls vor, Daten
       mit US-Drohnen in der Region zu sammeln, um der Ukraine später für Angriffe
       auf Russland zu helfen. Am Mittwoch sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow,
       dass es keine hochrangigen Kontakte im Zusammenhang mit dem Vorfall
       momentan gäbe.
       
       Die gestrandete Drohne kennt man auch als „Schnitter“, „Mähmaschine“ oder
       Predator B, weil sie auf der MQ-1 Predator basiert. Unter anderem wurde sie
       von den US-Streitkräften und der Royal Air Force in Afghanistan eingesetzt.
       Sie ist circa 11 Meter lang und kann eine Höchstgeschwindigkeit von 482
       Kilometern pro Stunde erreichen.
       
       ## Deutschland warnt vor voreiligen Schlüssen
       
       Der Kampfjet Suchoi Su-27, der sogenannte Flanker, ist ein noch in der
       Sowjetunion entwickelter Luftüberlegenheitsjäger und das wichtigste
       Jagdflugzeug der russischen Luftstreitkräfte. Als Entsprechung des
       US-amerikanischen F-15 Eagle wurde die Su-27 entwickelt. Der Kampfjet ist
       circa 22 Meter lang und kann eine Höchstgeschwindigkeit von 2.496
       Kilometern pro Stunde (auf 10.975 Meter Flughöhe) erreichen.
       
       Während Washington und Moskau ihre Sicht darstellten, warnte der deutsche
       Bundespräsident vor voreiligen Schlüssen. „Wir wissen gegenwärtig noch
       nicht, ob es eine eher unbeabsichtigte Begegnung von Drohne und Flugzeug
       oder ob es ein absichtsvoll gehandelter Vorgang war“, sagte Frank-Walter
       Steinmeier am Mittwoch bei einem Besuch auf der Luftwaffenbasis Ämari
       [2][in Estland]. An der Nato-Ostflanke ist die Sorge besonders groß,
       nächstes Opfer einer russischen Aggression zu werden.
       
       15 Mar 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.eucom.mil/pressrelease/42314/russian-aircraft-collides-into-us-unmanned-system-in-international-waters
 (DIR) [2] /Parlamentswahl-in-Estland/!5919847
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gemma Teres Arilla
 (DIR) Bernd Pickert
       
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