# taz.de -- Waffen für die Ukraine: Militärische Liebesgrüße aus London
       
       > Großbritannien sagt der Ukraine moderne Kampfpanzer und Panzerhaubitzen
       > zu, angeblich auch Kampfhubschrauber. Ein Wink mit der Kanone an
       > Deutschland.
       
 (IMG) Bild: Nähe demonstrieren: Großbritanniens Premierminister Rishi Sunak zu Besuch in Kyjiw im November 2022
       
       Als erstes Land rüstet Großbritannien die Ukraine mit westlichen
       Kampfpanzern aus. 14 modernste Panzer des [1][Typs Challenger 2] werden „in
       den kommenden Wochen“ an die Ukraine geschickt, gab das Büro von
       Premierminister Rishi Sunak am Samstag bekannt. Presseberichten zufolge
       werden vier der Panzer sofort losgeschickt, die anderen folgen etwas
       später.
       
       Die Lieferung ist Kern eines umfassenden neuen Militärhilfspakets aus
       London, das Verteidigungsminister Ben Wallace in seiner Gänze am Montag im
       Parlament vorstellen will. Es enthält neben den 14 Challenger-Panzern auch
       30 Panzerhaubitzen des [2][Typs AS-90D] und Vorabberichten zufolge auch
       Apache-Kampfhubschrauber mit Präzisionsraketen des [3][Typs Hellfire],
       wobei die Hubschrauberlieferung zunächst nicht bestätigt wurde.
       
       Mit diesen Zusagen [4][festigt Großbritannien seinen Platz] als wichtigster
       militärischer Unterstützer der Ukraine nach den USA. Im Jahr 2022 betrug
       die britische Militärhilfe für Kyjiw nach offiziellen Angaben 2,3
       Milliarden Pfund (2,7 Mrd. Euro) und soll dieses Jahr mindestens genauso
       hoch ausfallen.
       
       Neben Rüstungslieferungen, darunter Tausende panzerbrechende Raketen auch
       schon vor dem russischen Überfall, beinhaltet die britische Unterstützung
       Ausbildung für ukrainische Soldaten in fünfwöchigen Intensivkursen auf
       britischen Militärbasen. 22.000 Soldaten profitierten davon bereits vor dem
       russischen Einmarsch, im Juni 2022 starteten neue Kurse für 10.000 Soldaten
       innerhalb eines Jahres. Die Ausbildung an den neu zugesagten Panzern und
       Panzerhaubitzen beginnt „in den kommenden Tagen“, so die britische
       Regierung.
       
       ## Aus dem Irakeinsatz gelernt
       
       Der britische Challenger 2, seit 1994 im Einsatz, hat eine größere
       Reichweite als der deutsche Leopard 2; die deutsche Firma Rheinmetall, die
       seine Panzerkanone herstellt, bezeichnet ihn als „für das hochintensive
       Gefecht gegen mechanisierte Gegner konzipiert“.
       
       In der britischen Armee wird der Challenger 2 in den nächsten Jahren durch
       den von Rheinmetall entwickelten hochdigitalisierten Challenger 3 ersetzt,
       was das bisherige Modell zur anderweitigen Verwendung freistellt. Sowohl
       der Challenger 2 als auch die Panzerhaubitze AS-90 D sind nach Erfahrungen
       im Irak dem Einsatz in schwierigem Terrain angepasst worden.
       
       Im gemeinsamen Einsatz können diese Geräte gegnerische Panzerformationen
       überwinden – insbesondere mit Schutz durch Apache-Kampfhubschrauber mit
       Hellfire-Präzisionsraketen. „Mit Kampfpanzern kann eine Armee die
       feindlichen Linien durchbrechen und einen längeren Stellungskrieg beenden“,
       sagte am Wochenende Rheinmetall-Vorstandschef Armin Papperger.
       
       Das gesamte neue britische Hilfspaket ist nach Ansicht von Militärexperten
       dafür konzipiert, dass die Ukraine selbst in die Offensive gehen kann. Die
       Mitteilung der Regierung aus London führt aus: „Britische Verteidigungs-
       und Sicherheitsbeamte sind der Meinung, dass sich ein Fenster geöffnet hat,
       in dem Russland aufgrund von Nachschubproblemen und sinkender Moral im
       Nachteil ist. Der Premierminister ermutigt daher die Verbündeten, ihre für
       2023 geplante Unterstützung so bald wie möglich einzusetzen, um eine
       maximale Wirkung zu erzielen.“
       
       ## Leos nicht bereit zum Sprung
       
       Es wird damit also auch ein Signal an andere Nato-Staaten gesendet, vor
       allem an Deutschland, dessen Regierung unter Bundeskanzler Olaf Scholz sich
       nach eigenen Angaben aber erst noch überlegen muss, ob sie anderen Ländern
       gestattet, aus Deutschland erworbene Kampfpanzer des Typs Leopard 2 an die
       Ukraine zu schicken.
       
       Dies planen vor allem Polen und Finnland. Deutschland selbst kann das
       angeblich nicht, da die Bestände des Herstellers Rheinmetall erst
       instandgesetzt werden müssen, wie Vorstandschef Papperger in einem
       [5][Interview mit der Bild am Sonntag] erläuterte. Der Konzern besitze 22
       ausgemusterte Panzer des Typs Leopard 2. „Selbst wenn morgen die
       Entscheidung fällt, dass wir unsere Leopard-Panzer nach Kiew schicken
       dürfen, dauert die Lieferung bis Anfang nächsten Jahres“, sagte Papperger.
       
       Die Instandsetzung dauere ein knappes Jahr. „Die Fahrzeuge werden nicht nur
       neu lackiert, sondern müssen für einen Kriegseinsatz umgebaut werden. Sie
       werden komplett auseinandergenommen und dann wieder neu aufgebaut.“
       
       Über das weitere Vorgehen der Nato-Staaten wird am kommenden Freitag auf
       einem Treffen in der US-Luftwaffenbasis Ramstein entschieden. Vorher noch
       soll der britische Außenminister James Cleverly nach Washington reisen,
       damit die beiden wichtigsten Alliierten der Ukraine ihre Position
       abstimmen.
       
       15 Jan 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://de.wikipedia.org/wiki/Challenger_2
 (DIR) [2] https://en.wikipedia.org/wiki/AS-90
 (DIR) [3] https://de.wikipedia.org/wiki/AGM-114_Hellfire
 (DIR) [4] https://interaktiv.tagesspiegel.de/lab/welche-laender-unterstuetzen-die-ukraine-am-meisten/
 (DIR) [5] https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/rheinmetall-chef-wir-koennen-2023-keine-leopard-panzer-liefern-82554802.bild.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
       
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