# taz.de -- Wert der Kryptowährung: Tschüss, Bitcoin
       
       > Die Kryptowährung ist wieder auf Höhenflug – wegen Zinsschwäche und
       > Pandemie. Für ihren eigentlichen Zweck wird sie immer weniger nutzbar.
       
 (IMG) Bild: Auf den Bitcoin Münzen ist ein Schlüssel mit einem bestimmten Betrag enthalten
       
       Eigentlich sind Kryptowährungen wie der Bitcoin eine richtig gute Idee. Sie
       schlagen den Banken ein Schnippchen, die sich für Überweisungen gerne die
       maximal mögliche Zahl an Tagen Zeit lassen und international noch kräftig
       Gebühren verlangen. Sie zeigen datensammelnden Diensten wie Paypal, die
       sich ihre ganz eigenen Regeln schaffen, den Mittelfinger. Und sie erlauben,
       bis zu einem gewissen Maße, ein Stück Anonymität. Die ist im Internet ja
       auch Goldstaub geworden.
       
       Dass man für einen Bitcoin [1][jetzt locker einen Kleinwagen kaufen kann],
       ist daher eine schlechte Nachricht. Denn der neue Höhenflug des digitalen
       Zahlungsmittels – am Wochenende stieg er auf 34.800 US-Dollar, fiel danach
       unter 30.000, um dann erneut zu steigen – ist ein Symptom dafür, dass von
       dem guten Gedanken einer Kryptowährung nicht mehr viel übrig ist. Die
       monatliche Überweisung an die Cousine in Venezula per Bitcoin abwickeln?
       Das Surfboard im hawaiianischen Online-Shop mit Bitcoin zahlen? Ist bei
       derartigen Kursschwankungen schlicht nicht praktikabel.
       
       Der Bitcoin ist zum Spekulationsobjekt verkommen und manch andere
       Kryptowährung auch. Das hat natürlich Gründe: Einer davon ist, dass
       klassische Geldanlagen in vielen Teilen der industrialisierten Welt immer
       unrentabler geworden sind. Gleichzeitig hat es der Bitcoin aus seiner
       Schmuddelecke – Darknet, Drogen, Geldwäsche – herausgeschafft.
       
       Dazu beigetragen haben auch die Banken und Paypal selbst: Geldinstitute
       haben Fonds mit Kryptowährungen aufgelegt. [2][Paypal ermöglicht
       US-Kund:innen seit Oktober den Kauf]. Und jetzt auch noch die Pandemie:
       Regierungen schnüren Rettungspakete, Anleger:innen fürchten je nach
       Verfassung Inflation oder Deflation, und wer Gold zu altmodisch findet,
       setzt eben auf Bitcoin. Oder Litecoin oder Ether oder eine der anderen
       mehreren tausend Kryptowährungen, von denen sich einige gerade auf
       Rekordniveau bewegen.
       
       ## Extrem hoher Stromverbrauch
       
       Aber auch sonst ist der Bitcoin in seiner aktuellen Form nicht mehr
       zeitgemäß. Das liegt etwa am Stromverbrauch. Genau lässt er sich zwar nicht
       ausrechnen, außerdem schwankt er stark. Doch Forscher:innen der Universität
       Cambridge beziffern ihn [3][aktuell auf gut 100 Terawattstunden],
       hochgerechnet auf ein Jahr. Das liegt grob auf dem Niveau des
       Jahresverbrauchs der Niederlande.
       
       Der hohe Stromverbrauch ist so tief in der Blockchain-DNA des Bitcoin
       verankert, dass daran kaum etwas zu ändern ist. Schließlich müssen die
       Rechner zum Ausführen der Transaktionen nach bestimmten Hashwerten suchen.
       Der Schwierigkeitsgrad dieser Suche steigt mit der weltweiten
       Rechenleistung an. Proof of Work heißt das Konzept. Es soll verhindern,
       dass ein:e Akteur:in die Währung kontrollieren kann.
       
       ## Es gibt ökologischere Konzepte
       
       Dabei gibt es Konzepte für ökologischere Kryptowährungen. Ether
       beispielsweise will den Proof of Work loswerden und auf ein anderes Modell
       umstellen. Die Blockchain – die Kette, die die Transaktionen absichert –
       soll dabei durch ein komplexes System an Validator:innen vor Manipulation
       geschützt werden. Andere Krytowährungen richten sich an Betreiber:innen von
       Solar- oder Windkraftanlagen. So sollen gleichzeitig erneuerbare Energien
       gefördert werden.
       
       Der Bitcoinkurs wird mit einiger Wahrscheinlichkeit wieder abstürzen. Nicht
       unbedingt, weil es schon bei den bisherigen Rekordhöhenflügen so war,
       zuletzt 2017. Sondern weil, wenn sich die Wirtschaft erholt oder Zinsen
       steigen, Kryptowährungen wieder uninteressanter werden. Doch solange die
       Anfälligkeit für Spekulation bleibt, braucht es für das schnelle,
       unabhängige, vielleicht sogar anonyme Bezahlen wohl eine andere Idee.
       
       4 Jan 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Geldanlage-zum-Jahreswechsel/!5648686
 (DIR) [2] https://newsroom.paypal-corp.com/2020-10-21-PayPal-Launches-New-Service-Enabling-Users-to-Buy-Hold-and-Sell-Cryptocurrency
 (DIR) [3] https://www.turi2.de/aktuell/bitcoin-boom-treibt-stromverbrauch-zur-herstellung-in-die-hoehe/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Svenja Bergt
       
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