# taz.de -- Zeugin belastet Kardinal Woelki: „Das Lügen muss aufhören“
       
       > In einem Medienrechtsprozess sagt eine Zeugin aus, dass der Kölner
       > Kardinal Woelki schon früh über Vorwürfe gegen einen Pfarrer informiert
       > gewesen sei.
       
 (IMG) Bild: Kardinal Woelki während der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz im September
       
       KÖLN dpa | In einem Klageverfahren des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki
       gegen den Axel Springer-Verlag und einen Bild-Reporter hat am Mittwoch eine
       Zeugin ausgesagt. Die ehemalige Sekretärin von Woelkis Vorgänger, Kardinal
       Joachim Meisner, sagte vor dem Kölner Landgericht, sie habe Woelki schon
       frühzeitig über Vorgänge rund um einen umstrittenen Düsseldorfer Pfarrer
       informiert.
       
       In dem Prozess geht es um die Berichterstattung über einen Priester, den
       Woelki 2017 zum stellvertretenden Stadtdechanten von Düsseldorf befördert
       hatte. Der Kardinal wirft der Bild-Zeitung vor, fälschlicherweise berichtet
       zu haben, dass er bei der Ernennung des Pfarrers dessen Personalakte
       gekannt und von einer Warnung der Polizei gewusst habe. Der Priester hatte
       Jahre zuvor mit einem 16 Jahre alten Prostituierten Sex gehabt. Ein
       Sprecher von Springer teilte mit, man halte die Berichterstattung für
       rechtlich zulässig.
       
       ## Zeugin sagt aus, dass Woelki Bescheid wusste
       
       Die Zeugin sagte vor Gericht, sie habe die Personalakte und das Schreiben
       der Polizei an das Erzbistum nicht gekannt und somit auch nicht mit Woelki
       erörtert. Jedoch habe sie bereits vor dem Jahr 2011 in einem 20-minütigen
       Telefonat mit dem damaligen Weihbischof Woelki über den Düsseldorfer
       Pfarrer gesprochen, mit dem sie zuvor befreundet gewesen sei. Unter anderem
       habe sie Woelki von den homosexuellen Neigungen und dem anzüglichen
       Verhalten des Pfarrers gegenüber Jugendlichen erzählt. So sei dieser unter
       anderem mit Messdienern in die Sauna gegangen, berichtete die 72-Jährige.
       
       Bei der Zeugenbefragung stellte sich heraus, dass Woelkis Rechtsanwalt die
       Frau vor dem Prozess angerufen und mit ihr über die Verhandlung gesprochen
       hatte. Auf Nachfrage erklärte sie jedoch, sie habe sich nicht unter Druck
       gesetzt gefühlt. Der Anwalt hatte ihr nach eigenen Angaben geraten, sich um
       therapeutische Begleitung zu bemühen oder sich hilfsweise ein Attest von
       ihrer Psychotherapeutin ausstellen zu lassen, um nicht aussagen zu müssen.
       Die 72-Jährige erklärte, sie habe sich aber letztlich für eine
       Zeugenaussage entschieden, „weil ich dachte, das Lügen muss aufhören“.
       
       Die Kölner Staatsanwaltschaft hatte in der vergangenen Woche ein
       Ermittlungsverfahren gegen Woelki wegen des [1][Verdachts der falschen
       eidesstattlichen Versicherung] eingeleitet. Woelki weist den Vorwurf
       zurück. Auslöser für die Ermittlungen war ein Interview, in dem die
       ehemalige Assistentin des Personalchefs im Erzbistum gesagt hatte, sie habe
       Woelki frühzeitig über Missbrauchsvorwürfe gegen den früheren
       Sternsinger-Chef Winfried Pilz informiert.
       
       Woelki steht schon länger wegen seines Umgangs mit [2][Missbrauchsfällen im
       Erzbistum in der Kritik]. Papst Franziskus hatte ihn aufgefordert, ein
       Rücktrittsgesuch einzureichen, was Woelki auch getan hat. Der Papst hat
       aber noch nicht darüber entschieden, ob er das Gesuch annimmt.
       
       16 Nov 2022
       
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