# taz.de -- Kolumne Liebeserklärung: Ein ehrlicher Rassist > Jean-Marie Le Pen, Gründer des rechtsextremen Front National, darf nicht > entsorgt werden. Er entlarvt den wahren Kern der Partei. (IMG) Bild: Er ist seiner Tochter unangenehm, weil der den Front National zeigt, wie er ist: Jean-Marie Le Pen Natürlich wird Le Pen uns fehlen. Solche alten Ekel haben Seltenheitswert. Man kann und muss Jean-Marie Le Pen viel vorwerfen, aber im Unterschied zu seiner Tochter, die [1][ihre wahren Ziele hinter sozialeuphemistischen Floskeln verbirgt], war der Gründer des Front National in gewisser Hinsicht [2][entlarvend ehrlich in seiner rechtsextremen und rassistischen Gesinnung]. Er verkörpert diese nach dem Muff der Geschichte riechende Rechte, die sich nie zierte, sich zu ihrer Herkunft aus faschistischen Bewegungen zu bekennen und Nostalgiker der französischen Kolonialmacht, Gaskammerleugner und erzreaktionäre katholische Integristen in ihren Reihen willkommen zu heißen. Darum soll er jetzt entsorgt werden, bevor er noch mehr Schaden für den FN anrichtet. Regelmäßig hat der alte Le Pen mit ganz gezielten Provokationen gegen seine Lieblingsfeinde – Juden, Araber, Linke, Homosexuelle – seine Ansprüche auf diese „Appellation d’Origine Contrôlée“ (Herkunftsbezeichnung) angemeldet. Scheinbar vergeblich hat er seiner Tochter einzubläuen versucht, dass der FN wegen seiner Geschichte eben „nicht eine Partei wie andere“ sei. Auch in diesem Urteil wären wir ja mit ihm einig, denn diese von der Familie Le Pen angeführte Bewegung sollte nie als so banal betrachtet werden, dass sie an die Macht kommen kann. Nützliche Idioten gibt es auch ganz rechts. In Frankreich gilt jedoch ein Politiker erst als „tot“, wenn er begraben ist. Und selbst wenn Marine Le Pen nun mit einem [3][Ausschluss des FN-Parteigründers] den politischen Vatermord ins Auge fasst, wehrt sich dieser mit seiner ganzen Wortgewalt gegen den Maulkorb, den ihm die eigene Familie verpassen will. Das Publikum applaudiert zu diesem Drama im Stil einer griechischen Tragödie und verlangt eine Fortsetzung bis zum bitteren Ende. 11 Apr 2015 ## LINKS (DIR) [1] /Kommentar-Nachwahl-in-Frankreich/!153946/ (DIR) [2] /!157549/ (DIR) [3] /!157759/ ## AUTOREN (DIR) Rudolf Balmer ## TAGS (DIR) Schwerpunkt Rassismus (DIR) Rechtsextremismus (DIR) Schwerpunkt Frankreich (DIR) Schwerpunkt Rassemblement National (DIR) Jean-Marie Le Pen (DIR) Jean-Marie Le Pen (DIR) Marine Le Pen (DIR) Marine Le Pen (DIR) Schwerpunkt Zweiter Weltkrieg (DIR) UMP (DIR) Charlie Hebdo (DIR) Paris ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Parteiverfahren gegen den alten Le Pen: Ein paar Provokationen zuviel Drahtseilakt für den Front National: Exchef Jean-Marie Le Pen muss sich für seine politischen Eskapaden vor der Parteiführung rechtfertigen. (DIR) Regionalwahlen in Frankreich: Der Alte will nicht mehr Der Gründer des rechtsextremen Partei Front National Jean-Marie Le Pen kandidiert nicht bei den Regionalwahlen. Seine Tochter hatte ihm den Rückzug nahegelegt. (DIR) Front National in Frankreich: Dämpfer für Jean-Marie Le Pen Der Gründer der rechtsradikalen Partei gilt als Hardliner. Immer wieder hat er die Verbrechen im Zweiten Weltkrieg relativiert. Der FN wendet sich nun gegen ihn. (DIR) Jean Le Pen über NS-Gaskammern: Ein „Detail“ des Krieges Jean-Marie Le Pen nennt Gaskammern abermals ein „Detail“ der Geschichte. Seine Tochter Marine ist jedoch anderer Meinung. (DIR) Départementswahlen in Frankreich: Le Pen ist nicht die Stärkste Der Front National ist in der ersten Runde der Départementswahlen in Frankreich schwächer als erwartet. Die Konservativen sind die Sieger. (DIR) Kommentar Nachwahl in Frankreich: Sieg der Rassisten Es ist die erste Wahl nach dem Attentat auf „Charlie Hebdo“. Der Front National schürt skrupellos anti-islamische Ängste und gewinnt. (DIR) Gedenkmarsch in Paris: „Freiheit – wir sind deinetwegen hier“ Mehr als eine Million Menschen gedenken in Paris der Anschlagsopfer. Mitarbeiter von „Charlie Hebdo“ kritisieren das Verhalten des Front National.