# taz.de -- Nach dem Brandanschlag in Tröglitz: Sie ächten oder salonfähig machen
       
       > Der Anschlag auf die geplante Flüchtlingsunterkunft könnte
       > Fremdenfeindlichkeit fördern, fürchten Experten. Die Polizei sucht
       > derweil nach den Tätern.
       
 (IMG) Bild: Die Polizei sucht den oder die Täter von Tröglitz – der Schaden könnte jedoch weitreichender sein.
       
       TRÖGLITZ/POTSDAM/DÜSSELDORF dpa/afp | Nach dem [1][Brandanschlag auf die
       geplante Asylbewerberunterkunft in Tröglitz] in Sachsen-Anhalt geht die
       Polizei am Mittwoch von Tür zu Tür und befragt die Einwohner. Die Beamten
       der eigens eingerichteten Ermittlungsgruppe mit dem Namen „Kanister“ suchen
       so nach Hinweisen auf den oder die Täter, wie der Direktor des
       Landeskriminalamts (LKA), Jürgen Schmökel, mitteilte.
       
       Er bat die Tröglitzer um Unterstützung. Am Dienstag hatten LKA und
       Innenministerium eine Belohnung in Höhe von 20.000 Euro für Hinweise zur
       Aufklärung des Anschlags ausgesetzt.
       
       Der evangelische Pfarrer des Ortes, Matthias Keilholz, äußerte die Hoffnung
       auf klare Signale für die Bereitschaft zur Aufnahme von Flüchtlingen in der
       Region. „Es gibt nicht viele Alternativen, denn der Landkreis muss ja die
       Menschen, die zu ihm kommen, irgendwo unterbringen“, sagte Keilholz am
       Mittwoch im RBB-Sender Radioeins. „Und Tröglitz ist einer der Standpunkte,
       der vorgesehen war.“
       
       Keilholz fügte hinzu: „Von außen erhoffe ich mir einfach deutliche Signale,
       auch aus anderen Orten, aus der Politik, aus der Kirche, aus Vereinen, die
       deutlich sagen: Wir nehmen Menschen auf, die in Not sind. Das ist unsere
       allererste Menschenpflicht.“
       
       ## Hohes Potenzial für Fremdenfeindlichkeit
       
       Der Chef des Meinungsforschungsinstituts Forsa, Manfred Güllner, hält es
       unterdessen für möglich, dass sich in [2][Deutschland nach den Vorfällen
       ein fremdenfeindliches Stimmungsbild] verfestigen könnte. „Das hängt vor
       allem davon ab, wie die politische Elite mit den Vorgängen umgeht“,
       [3][sagte Güllner der Rheinischen Post] vom Mittwoch.
       
       Es gebe ein latentes Potenzial an Fremdenfeindlichkeit, das je nach
       Definition zwischen zehn und 15 Prozent der Bevölkerung umfasse. „Was aus
       Gruppen wird, entscheidet sich dadurch, wie man mit ihnen umgeht – ob man
       sie also ächtet [4][oder salonfähig macht]“, sagte der Meinungsforscher.
       
       Auch die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, Eva Högl, sagte der
       Rheinischen Post, sie habe Sorge, „dass die Stimmung in Deutschland wie
       Anfang der 1990er Jahre kippen könnte“. Der Bund dürfe die Städte und
       Gemeinden mit dem Problem Fremdenhass nicht allein lassen.
       
       Die SPD-Politikerin forderte, dass die betroffenen Kommunen früher und sehr
       konkret über die Flüchtlinge informiert werden, die zu ihnen kommen. Das
       sorge für Akzeptanz in der Bevölkerung und vermeide Ängste, sagte Högl der
       Zeitung.
       
       In Tröglitz hatten am Wochenende Unbekannte einen Brand in einem weitgehend
       leer stehenden Gebäude gelegt, in dem ab Mai 40 Asylbewerber untergebracht
       werden sollten. Die Unterkunft ist deshalb derzeit unbewohnbar.
       
       8 Apr 2015
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) [4] /AfD-gibt-Asylpolitik-Mitschuld-an-Troeglitz/!157695/
       
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