# taz.de -- Kommentar Tröglitz: Auf keinen Fall zurückweichen
       
       > Nach dem Brandanschlag in Tröglitz ist die Bundespolitik gefordert. Sie
       > muss klare Aussagen treffen und sich vor Bürger und Flüchtlinge stellen.
       
 (IMG) Bild: 4. April: „Miteinander, Füreinander“ in Tröglitz
       
       Ja, man hat das kommen sehen. Leider. Gar nicht einmal zwangsläufig in
       Tröglitz, jenem Dorf in Sachsen-Anhalt, wo kürzlich Fremdenfeinde den
       Bürgermeister zum Aufgeben gezwungen haben. Aber durchaus in einem jener
       abgelegenen Orte, wo Flüchtlinge untergebracht werden, und wo sie und ihre
       Kinder den Schmähungen und Unterstellungen der NPD, der AfD und der
       verlogenen „Abendspaziergänger“ ausgesetzt sind. Wo Nachbarn gegen Nachbarn
       hetzen und ideologische Brandstifter unbehelligt bleiben – genau dort hat
       es nun gebrannt.
       
       Letztlich aber scheinen Orte und Umstände nahezu austauschbar. Was bleibt,
       ist der Topos Tröglitz. Durch ihn wird jene gesellschaftliche Grundstimmung
       sichtbar, die den Mob in dem sicheren Gefühl der Überlegenheit und der
       Anschlussfähigkeit von Menschenverachtung wiegt. „Asylanten“ wollen wir
       hier nicht – und dafür tun wir jetzt auch was. Dieses Gefühl muss
       aufgebrochen werden.
       
       Gefragt ist jetzt Haltung. Und zwar nicht nur seitens der Demokratinnen und
       Demokraten vor Ort. Also jenen, die sich mit den neu ankommenden Nachbarn
       solidarisieren, die Sprachkurse und Fahrradwerkstätten organisieren, die
       mit den Kindern spielen und mit den Erwachsenen kochen. Die hängen sich
       sowieso rein, Tag für Tag.
       
       Mindestens genauso wichtig ist jetzt die Haltung der Politik. Und zu deren
       Appellen braucht es die dazugehörigen Bilder und Gesten. Auch wenn
       Osterferien sind und das Parlament in Berlin erst wieder in drei Wochen
       zusammentritt – jetzt ist der Moment, in dem sich Spitzenpolitiker vor ihre
       Bürger stellen müssen.
       
       Die Kanzlerin, der Vizekanzler, der Innen- und der Justizminister sollten
       an den Tatort fahren und klarstellen: In unserer demokratischen
       Grundüberzeugung geben wir keinen Millimeter nach. Wir schützen Flüchtlinge
       und deren Unterstützer. Und wir verhandeln nicht mit jenen, die Demokratie
       und Meinungsfreiheit für ihre menschenverachtenden Ziele missbrauchen.
       Politik kann derlei leisten. Sie muss es jetzt aber auch tun.
       
       Dieser Artikel wurde um 15.15 Uhr korrigiert. In einer früheren Version des
       Textes hieß es, Tröglitz liege in Sachsen.
       
       7 Apr 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anja Maier
       
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