# taz.de -- Kommentar Dschihadisten in Damaskus: Fassbomben, Typhus und jetzt der IS > Der Islamische Staat hat das Palästinenserviertel Jarmuk in Syriens > Hauptstadt erobert. Dem Assad-Regime kommt das gelegen. (IMG) Bild: Jarmuk, Januar 2014. Vor zwei Jahren wurde das rebellische Damaszener Palästinenser- und Studentenviertel Jarmuk von der Brot-, Wasser- und Stromversorgung abgeschnitten. Auch jede medizinische Versorgung für die etwa 18.000 Menschen dort stellte das Assad-Regime unter Strafe. Das Hungern und das Sterben begann, zudem breitete sich Typhus aus. Ein Foto, das 2014 um die Welt ging, zeigt Zustände, die ans Warschauer Ghetto erinnern (s.o.). Jarmuk wurde zum Sinnbild für das Leiden der syrischen Bevölkerung – sowie für die Untätigkeit der internationalen Gemeinschaft. Denn auch nach der Aufgabe der säkularen Rebellen 2014 änderte sich die humanitäre Situation nur unwesentlich. Bis heute ist es dem UNHCR nur erlaubt, Nahrungsmittel einzuschleusen, die für etwa 400 Kalorien pro Person reichen. Sei’s drum, Jarmuk wurde vergessen. Doch nun ist Jarmuk zurück in den Schlagzeilen – dem Islamischen Staat (IS) sei Dank. [1][Seine Milizen marschierten dort ein.] Natürlich ist dieser Vormarsch ein Problem. Es fragt sich aber, warum das Assad-Regime nicht in der Lage ist, ein Stadtviertel in der Hauptstadt zu verteidigen? Und was macht eigentlich die von den USA geführte Allianz gegen den IS? Aber vielleicht kommt der Vormarsch des IS dem Assad-Regime sogar gelegen. Immerhin, was Fassbomben (jetzt werden noch mehr abgeworfen), Hunger und Typhus noch nicht erledigen konnten, dürften jetzt die IS-Fanatiker zu Ende bringen und Assad als das geringere Übel erscheinen lassen. Im Westen funktioniert diese Strategie – allen UN-Zahlen zum Trotz. Die belegen, dass die rund 220.000 Toten in Syrien zu etwa 80 Prozent auf das Konto des Assad-Regimes gehen. Dieser Zynismus ist unerträglich. Doch er geht nicht von diesen Zeilen aus; sie spiegeln ihn nur wider. 7 Apr 2015 ## LINKS (DIR) [1] /Krieg-in-Syrien/!157668/ ## AUTOREN (DIR) Ines Kappert ## TAGS (DIR) Jarmuk (DIR) Syrien (DIR) Baschar al-Assad (DIR) PLO (DIR) Damaskus (DIR) „Islamischer Staat“ (IS) (DIR) Syrien (DIR) „Islamischer Staat“ (IS) (DIR) Syrische Armee (DIR) Flüchtlinge (DIR) Syrien-Tagebuch (DIR) Oxfam (DIR) Bürgerkrieg (DIR) Al-Nusra-Front ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Blockade von Jarmuk: In der Falle Einst zählte Jarmuk zu den lebendigsten Vierteln von Damaskus, heute gleicht es einer Geisterstadt. Die Geschichte einer syrischen Tragödie. (DIR) Reaktionen auf IS-Einmarsch in Jarmuk: Der Aufschrei bleibt aus Unter Palästinensern und den Regierungen der Region ist die Haltung zu Syrien gespalten. Für einige sind zudem Konflikte wie der im Jemen relevanter. (DIR) Kommentar Syrien-Krieg: Die Hölle ist nicht nur in Jarmuk Die IS-Präsenz lenkt den Blick auf Jarmuk. Dabei terrorisiert das Assad-Regime den Stadtteil schon seit vielen Jahren. (DIR) Augenzeugen in Jarmuk: „Alle Formen des Todes erlebt“ Palästinensisches Flüchtlingslager und Stadtteil von Damaskus: Jarmuk wurde vom IS überrannt. Die Bewohner kämpfen um ihr Leben. (DIR) UN-Chef über Flüchtlinge in Syrien: „Todeslager“ Jarmuk Die Lage im palästinensischen Flüchtlingslager Jarmuk in Syrien ist dramatisch. Die 16.000 Menschen würden als „Schutzschilde“ missbraucht, so UN-Generalsekretär Ban. (DIR) Vom IS belagertes Flüchtlingscamp: Damaskus erwägt offenbar Angriff Der IS nahm nach Kämpfen Teile des Flüchtlingslagers Jarmuk ein. Syriens Regierung berät derweil über einen Militäreinsatz. Das Rote Kreuz fordert Zugang. (DIR) Syrien-Tagebuch Folge 9: „Alawiten verteidigen das Regime“ Das Regime von Präsident Baschar al-Assad schürt gezielt konfessionelle Spannungen. Das hat auch auch Auswirkungen auf die Armee. (DIR) Syrische Kriegsflüchtlinge: An der Grenze zum Leben 1,2 Millionen Syrer sind bereits im Libanon, einem Land mit vier Millionen Einwohnern. Rein kommen bloß noch Waisen, Behinderte, Schwerkranke. (DIR) Syrien-Tagebuch Folge 8: Zuerst gab es noch nicht mal Papier Kinder von Flüchtlingen können oft keine Schule besuchen. Aber manchmal gibt es Abhilfe, wenn Freiwillige den Unterricht selbst organisieren. (DIR) Humanitäre Krise in Syrien: Viel zu wenig Geld Die Zusagen auf der Geberkonferenz der UNO in Kuwait sind weit geringer als die für das Jahr 2015 benötigten 7,7 Milliarden Euro. (DIR) Syrien-Tagebuch Folge 3: Wann kommt das Blut? Schon in der ersten Klasse haben sie es mir gesagt: Gott und Assads Vater leben für immer. Als dann Hafiz starb, war ich auf das Schlimmste gefasst. (DIR) Syrien-Tagebuch Folge 1: „Denn Worte sind stärker“ In Syrien brauchen friedliche Oppositionelle Geduld. Zum Beispiel die Gruppe in Kafranbel. Sie kämpft seit 2011 für Demokratie.