# taz.de -- Syrien-Tagebuch Folge 6: Lehrer zwischen Regime und IS
       
       > In der Stadt Rakka im Nordosten Syriens wollen die Dschihadisten das
       > Schulwesen umkrempeln. Sie führen einen neuen Lehrplan ein.
       
 (IMG) Bild: Dieses Foto, das vom Medienzentrum des IS in Rakka veröffentlicht wurde, zeigt eine Parade der Islamisten am 9. Februar.
       
       Rakka ist die syrische Hochburg des Islamischen Staates (IS). Die Stadt
       wurde wiederholt von der Luftwaffe des Regimes sowie der US-geführten
       Koalition bombardiert.
       
       Doch auch hier gibt es Dissens: Die Gruppe „Raqqa is Being Slaughtered
       Silently“ („Rakka wird leise geschlachtet“) berichtet auf ihrer englischen
       Website über die Lage in der Stadt. Der folgende Text ist, leicht gekürzt
       und bearbeitet, der Website entnommen. 
       
       Nachdem der IS die Schulen lange geschlossen hatte, werden sie jetzt wieder
       geöffnet. Gleichzeitig wurde ein neuer Lehrplan erlassen, der als
       wichtigstes Fach den Wahhabismus (die in Saudi-Arabien vorherrschenden
       Strömung des Islam, d. Red.) vorsieht. Alle natur- und
       geisteswissenschaftlichen Fächer werden in dem Curriculum vernachlässigt.
       
       In einem neuen Rundschreiben des IS werden die Lehrer und Angestellten des
       Lehrkörpers aufgefordert, sich in bestimmten Moscheen einzufinden, um ihrer
       „Abhängigkeit von dem ungläubigen alawitischen Schulsystem“ abzuschwören –
       so, als seien die Lehrer Mitglieder einer von Assads Milizen gewesen oder
       die Bücher, mit den die Kinder unterrichtet wurden, von Assad und seiner
       Bande persönlich geschrieben worden. Ehe der IS die Uhren des Unterrichts
       in die Zeit des Mittelalters zurückgestellt hat, verfügte Syrien über ein
       gut entwickeltes Bildungssystem.
       
       Die Lehrer stehen heute zwischen zwei Seiten. Das Regime hat hat aufgehört,
       ihre Löhne zu zahlen, nur weil sie in einer Region wohnen, die vom IS
       kontrolliert wird. Dieser sieht die Lehrer als Abtrünnige und Ungläubige
       an, falls sie dem Regime nicht abschwören, und ihnen dann möglicherweise
       Strafen oder sogar der Tod drohen. Der IS hat auch den Besitz von Lehrern
       konfisziert, die außerhalb der von ihnen kontrollierten Gebiete wohnen.
       
       Auch Lehrer im Ruhestand, selbst wenn sie schon lange nicht mehr gearbeitet
       haben, werden Opfer solcher Maßnahmen. Der IS verlangt von ihnen zwei Fotos
       und einen Bürgen, um vor der Gruppe reingewaschen zu werden. Ergo stehen
       die Lehrer zwischen zwei Fronten, dem Feuer des Regimes und den Messern des
       IS.
       
       Quelle: [1][www.raqqa-sl.com/en]
       
       25 Mar 2015
       
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