# taz.de -- Kommentar EU-Datenschutzverordnung: Blind für den Marktvorteil > Die EU weicht den Datenschutz auf. Sie hat nicht verstanden, dass dieser > für Unternehmen immer wichtiger wird – und sich deshalb verkauft. (IMG) Bild: So simpel kann Datenschutz sein: Erhebt und speichert weniger Daten Wenn es nur eine Lehre gibt, die aus den Privatsphäre-Skandalen der vergangenen Jahre, aus der [1][NSA-Überwachung], aus [2][Datenlecks bei Sony], bei der [3][Großbank JP Morgan] oder beim [4][Taxikonkurrenten Uber] gezogen werden sollte, dann diese: Erhebt und speichert so wenig Daten wie möglich. Und doch sind die Regierungen der EU-Mitgliedstaaten dabei, dieses simpelste aller Datenschutzprinzipien aus der geplanten Verordnung herauszustreichen. Schon klar, Regierungen haben nicht unbedingt ein natürliches Interesse an Datensparsamkeit. Sie alimentieren Geheimdienste, Behörden, Polizei, alles Institutionen, die nicht gerade dafür bekannt sind, sensibel und sparsam mit Daten umzugehen. Außer natürlich es geht um Auskunftsrechte seitens der Bürger, dann wird vermeintlicher Datenschutz auf einmal großgeschrieben. Gleichzeitig beklagen hiesige Regierungen, dass im Wettbewerb der Internetfirmen immer US-Konzerne vorne landen. Was sie übersehen: Hohe Datenschutzstandards sind – gerade angesichts der Snowden-Enthüllungen – ein Standortvorteil. Klar, ein Unternehmen wie Google ist mit hohen Standards nicht denkbar, dafür ist Datensammeln zu sehr Geschäftsprinzip des Konzerns. Doch Unternehmen achten zunehmend darauf, ihre Daten in einer Cloud in der EU zu speichern, E-Mail- und Messenger-Dienste mit hiesigen Servern und hohen Ansprüchen an Anonymität finden gar nicht so schnell Techniker, wie sie expandieren könnten. Dass die verhandelnden Justiz- und Innenminister derart blind sind für so eine Entwicklung, ist völlig unverständlich. Und kann eigentlich nur eines heißen: Die Lobbyisten der datenverarbeitenden Industrie, der Marketingagenturen und Versandhäuser, der Adressverkäufer und Callcenter sind immer noch viel zu stark. 5 Mar 2015 ## LINKS (DIR) [1] /!141715/ (DIR) [2] /!70064/ (DIR) [3] /!147039/ (DIR) [4] /!155578/ ## AUTOREN (DIR) Svenja Bergt ## TAGS (DIR) Datenschutz (DIR) EU (DIR) Schwerpunkt Überwachung (DIR) Lobbyarbeit (DIR) Datenklau (DIR) Märkte (DIR) USA (DIR) Barack Obama (DIR) Schwerpunkt Überwachung (DIR) Datenschutz (DIR) Johannes Caspar (DIR) Privatsphäre (DIR) Datenschutz (DIR) EU-Richtlinien ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Datenpanne an der TU Berlin: Schweres Datenleck Die Technische Universität hat teils sehr persönliche Angaben aus Versehen an bis zu 1.800 Studierende gemailt – und entschuldigt sich. (DIR) Förmliches Wettbewerbsverfahren: Google droht Milliardenstrafe Die EU-Kommission eröffnet ein Verfahren gegen den Internetkonzern Google. Es geht um einen der wichtigsten Märkte der Welt. (DIR) John Oliver interviewt Edward Snowden: Das Penisbild zählt Der Satiriker John Oliver spricht mit Edward Snowden. Das ist sehr unterhaltsam – und zeigt, wie Amerikaner den NSA-Skandal endlich verstehen könnten. (DIR) Datenpanne in Australien: Passnummer von Merkel verschickt Auch Obama und Putin sind betroffen: Ein Beamter hat laut Medien versehentlich die persönlichen Daten von G-20- TeilnehmerInnen an einen Fußballveranstalter gemailt. (DIR) Kommentar Überwachung: Spion ohne Körper Gehackte Politiker-Telefone, fehlender Aufklärungswillen staatlicher Behörden, immer neue Skandale. Warum bleibt die Empörung noch immer aus? (DIR) Grundverordnung der EU: Weichspüler für den Datenschutz Ein geleaktes Papier zeigt: Die EU-Regierungen sind dabei, die Prinzipien der Zweckbindung und der Datensparsamkeit aus der Grundverordnung zu streichen. (DIR) Datensammler Facebook: Klage wird geprüft Facebook soll laut einer aktuellen Studie aus Belgien mit seinen Datenschutzbestimmungen gegen EU-Recht verstoßen. (DIR) Recht auf Vergessen im Internet: Anhörung für Betroffene geplant Die Bundesregierung plant, im Zuge der Löschung von Suchergebnissen auch den Urhebern das Recht zur Stellungnahme einzuräumen. (DIR) Samsung warnt vor eigenen Geräten: Komm, setz dich, mach's dir bequem Geräte mit Internet funken auch in die andere Richtung. Was für Daten sie über uns sammeln und verteilen – und warum uns das trotzdem antörnt. (DIR) Kommentar Speichern von Fluggastdaten: Das Gegenteil von Datenschutz Die geplante EU-Richtlinie wäre eine neue Dimension der Überwachung. Auch die Daten Unverdächtiger sollen ausgewertet werden.