# taz.de -- Abstellplätze für Castoren: Treu und geduldig mit dem Atommüll
       
       > Das Umweltministerium will alle Bundesländer in die Pflicht nehmen.
       > SPD-Ministerpräsident Weil findet, Niedersachsen habe seine Pflicht schon
       > getan.
       
 (IMG) Bild: Allein auf weiter Flur: Keiner will die nächsten Castoren.
       
       GÖTTINGEN taz | Es sollte ein Befreiungsschlag sein, als
       Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) ankündigte, nun selbst
       bundesweit Abstellplätze für die noch 26 erwarteten Castorbehälter mit
       Atommüll aus der Wiederaufarbeitung zu suchen. Aber so leicht funktioniert
       der nicht. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) war am
       Mittwoch der Erste, der es kategorisch ablehnte, weitere Castoren
       anzunehmen.
       
       Das Land habe schließlich über Jahrzehnte hinweg „den Atommüll aus anderen
       Bundesländern treu und geduldig aufgenommen“, [1][sagte Weil der]
       [2][Welt]. Er gehe davon aus, dass Hendricks diese „Sonderrolle“ zu
       würdigen wisse.
       
       „Wir hatten bürgerkriegsähnliche Verhältnisse bei diesen unsäglichen
       Castortransporten quer durch das Land“, sagte der Minister. „Jetzt sind
       auch mal die anderen dran.“ Seine Kollegen in Hannover verweisen darauf,
       dass Niedersachsen zudem die nuklearen Lasten aus Gorleben, der maroden
       Atommüllkippe Asse und des im Bau befindlichen Endlagers Schacht Konrad für
       schwach- und mittelaktivem Müll zu schultern habe.
       
       Hendricks war zu Wochenbeginn vorgeprescht, weil sich die Bundesländer
       bislang nicht einigen können, wohin die Castoren gebracht werden sollen. In
       das Endlagersuchgesetz war 2013 auf Druck Niedersachsens der Passus
       aufgenommen worden, dass das zentrale Zwischenlager in Gorleben nicht mehr
       angefahren wird. Der dortige Salzstock sollte nicht weiter als späterer
       Endlagerstandort festgeschrieben werden.
       
       Weil schätzt die Wahrscheinlichkeit, dass das Endlager doch dort errichtet
       wird, „als außerordentlich klein ein“. Allen Beteiligten seien „die Risiken
       und Nebenwirkungen“ bekannt. Dagegen sehen Atomkraftgegner Gorleben bei der
       Endlagersuche weiter in der Favoritenrolle.
       
       Die [3][Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg] bemängelt, dass
       Hendricks die sogenannte Veränderungssperre für den Salzstock um weitere
       zehn Jahre verlängern will. Diese raumplanerische Maßnahme soll verhindern,
       dass der Salzstock zu anderen Zwecken als der Erkundung genutzt wird. An
       keinem anderen möglichen Endlagerstandort gibt es eine solche
       Veränderungssperre. „Damit bleibt Gorleben als einziger Standort für ein
       nukleares Endlager privilegiert“, sagt Wolfgang Ehmke von der
       Bürgerinitiative.
       
       25 Feb 2015
       
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 (DIR) Reimar Paul
       
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