# taz.de -- Proteste in Ägypten: Vier Jahre Veränderung
       
       > Sicherheitskräfte versuchen, die Kundgebungen zum Jubiläum der Proteste
       > auf dem Tahrirplatz aufzulösen. Eine Demonstrantin stirbt durch Schüsse.
       
 (IMG) Bild: So fing alles an: Proteste auf dem Tahrirplatz in Kairo im Januar 2011.
       
       KAIRO rtr | In Ägypten sind Kundgebungen zum vierten Jahrestag des
       Aufstands gegen den damaligen Präsidenten Husni Mubarak von Gewalt
       überschattet worden. In Kairo wurde am Wochenende eine Demonstrantin
       erschossen. Zwei Polizisten wurden zudem bei einem Bombenanschlag verletzt,
       wie aus Behördenkreisen verlautete. Sicherheitskräfte versuchten, kleinere
       Versammlungen rasch aufzulösen.
       
       In der Nähe des Tahir-Platzes, der 2011 das Zentrum der Proteste war, kamen
       am Sonntag Anhänger der heute verbotenen Muslimbruderschaft zusammen und
       hielten Fotos des aus dem Amt vertriebenen Präsidenten Mohammed Mursi in
       die Höhe, der den Islamisten nahestand. Ein Augenzeuge berichtete, dass sie
       von Sicherheitskräften umringt gewesen seien.
       
       Der staatlichen Nachrichtenagentur Mena zufolge befanden sich 22 gepanzerte
       Armeefahrzeuge vor Ort. Die Zugangstraßen waren gesperrt. Auf dem
       Ramses-Platz setzten die Sicherheitskräfte Tränengas ein. Außerdem sollten
       sie im Nordosten Kairos den Rabaa-Platz bewachen, wo nach Mursis Absetzung
       durch die Streitkräfte im Sommer 2013 Hunderte seiner Anhänger getötet
       wurden.
       
       Zwei Polizisten, die vor einem Sportverein postiert waren, wurden am
       Sonntag durch eine Bombenexplosion verletzt, wie es in Sicherheitskreisen
       hieß. Am Samstag wurde nahe des Tahir-Platzes eine Frau von Schüssen
       getroffen worden und starb. Bereits an den Vortagen hatte es Kundgebungen
       in Kairo und Alexandria gegeben. Vor einem Jahr waren bei
       Protestversammlungen zum Jahrestag Dutzende von Demonstranten getötet
       worden.
       
       ## Die ersten freien Wahlen
       
       Mubaraks Sturz nach 30 Jahren an der Macht führte zu den ersten freien
       Wahlen in Ägypten. Der daraus als Sieger hervorgegangene Präsident Mursi
       wurde nach Massenprotesten von Armee-Chef Abdel Fattah al-Sisi entmachtet,
       der nun selbst Präsident ist. In einer Fernsehansprache würdigte Sisi am
       Samstagabend die Anstrengungen der Ägypter, die vor vier Jahren für
       Veränderungen eintraten.
       
       Um alle Ziele der Revolution zu erreichen, sei jedoch Geduld erforderlich,
       mahnte er zugleich. Sisis Regierung hat zwar ein Bekenntnis zur Demokratie
       abgegeben. Aber Menschenrechtler werfen ihr eine Rückkehr zur autoritären
       Herrschaft vor. Mursi und andere Anführer der Muslimbruderschaft sind im
       Gefängnis.
       
       25 Jan 2015
       
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