# taz.de -- Referendum in Schottland: Darauf ein Glas Scotch!
       
       > In der Whisky-Brennerei Springbanks sagt man „Yes“ zur Unabhängigkeit.
       > Viele Experten sorgen sich jedoch um die Zukunft des Geschäfts.
       
 (IMG) Bild: Ein Gläschen gefällig? Bei einer Whisky-Verkostung in China.
       
       LONDON taz | Ist ein unabhängiges Schottland besser oder nicht? In der
       britischen Presse diskutieren derzeit besonders viele Konzernbosse diese
       Frage. So zum Beispiel Justin King, der englische Ex-Chef des britischen
       Supermarktgiganten Sainsbury: Er sagte, im Fall eines „Yes“ würde man die
       Kosten für eine Umstrukturierung an die Kunden weitergeben.
       
       Der Gründer des in Schottland verwurzelten multinationalen
       Transportunternehmens Stagecoach hingegen, Sir Brian Souter, unterstützt
       das Referendum offen. Die Ängste der Geschäftswelt seien überspitzt,
       erklärte er der BBC, denn viele in der Businesswelt fürchteten eher die
       Gefahr eines Austritts ganz Großbritanniens aus der EU.
       
       Kritiker mögen sagen, der Schotte Souter trank sich extra Mut für diese
       Aussage an - vielleicht sogar mit einem echten Glas Scotch Whisky. Auch bei
       den Produzenten jenes Hauptexportprodukts Schottlands herrscht eine rege
       Debatte: So verkündete die Schottische Whiskyvereinigung, dass ein Ja zur
       Unabhängigkeit aufgrund der Ungewissheit der schottischen Währung und der
       nicht garantierten späteren EU-Mitgliedschaft Schottlands durchaus Schaden
       anrichten würde.
       
       Das mag auch die deutschen Liebhaber des hochprozentigen Getränks
       interessieren. 2012 haben die Schotten immerhin Getränke und Nahrungsmittel
       im Wert von 295 Millionen Euro in die Bundesrepublik importiert, bei einem
       weltweiten Exportwert in Höhe von 5,27 Milliarden Euro. Insgesamt liefern
       schottische Produzenten jährlich Waren im Wert von 1,9 Milliarden Euro nach
       Deutschland.
       
       Die Stellung der schottischen Whiskyvereinigung gegen die Unabhängigkeit
       ist nicht gerade überraschend. Viele der großen Marken gehören schon lange
       nicht mehr den kleinen Brennereien selbst. Johnnie Walker, die populärste
       schottische Whiskymarke, gehört beispielsweise zusammen mit J&B zur Diageo
       Gruppe, die aus einem Zusammenschluss der irischen Guinness-Brauerei und
       dem englischen Immobilienmogul Grand Metropolitan entstanden ist. Das
       Interesse des Konzerns, die Union beizubehalten, liegt auf der Hand. Auch
       bei den beliebten Whiskymarken Ballantine, Glenlivet und Chivas Regal sieht
       es nicht anders aus: Hinter diesen Malts steht der globale Getränkegigant
       Pernod Ricard.
       
       ## Exportleiter Watson: Keine Probleme mit einer möglichen Unabhängigkeit
       
       Eine Handvoll unabhängiger schottischer Whiskybrennereien gibt es aber
       dennoch. Sieht man dort das Referendum positiver? Bei Springbank, einer
       dieser Brennereien mit 66 Angestalten, prophezeit Exportleiter Ranald
       Watson keinerlei Probleme im Falle der Unabhängigkeit Schottlands. „Sie ist
       gut für Schottland, weil die Interessen viel direkter vertreten werden”,
       sagt er und betont, dass Springbank einer der 200 Firmen ist, die sich
       vollkommen offen für ein Ja ausgesprochen hätten. „Wir werden auch mit
       einem Ja unsere Kunden behalten können, ein Problem ist das höchstens für
       große Investoren, weil sie keine Veränderungen mögen”, erläutert er. Mit
       einer jährlichen Wachstumsrate von zehn Prozent gibt er sich selbstsicher.
       Zehn Prozent der Springbankexporte landen in Deutschland.
       
       Problematischer sieht das Michaela Tünnermann, die Geschäftsführerin des
       deutschen Whiskyspezialgeschäfts Whiskybotschaft GmbH. Denn für Alkohol
       gelten zum Teil länderspezifische Regelungen, wie die Alkoholsteuer.
       „Sollten bei einer Unabhängigkeit ohne EU-Mitgliedschaft Importzölle
       hinzukommen, würde es die Preise nach oben treiben“, schätzt Tünnermann.
       Besonders auf die Standardware zwischen 25 und 95 Euro würde das ihrer
       Meinung nach zutreffen, da hier der Anteil der Steuern proportional höher
       liege.
       
       Einen Einfluss auf eingefleischte Scotch-Sammler hat das aber wohl nicht:
       „Bei Raritäten und Sondereditionen, die im Preissegment von einigen Hundert
       Euro oder mehr angesiedelt sind, spielt dies aber nur eine untergeordnete
       Rolle, zumal solche Flaschen oftmals auch Sammlerobjekte oder Wertanlagen
       darstellen”, sagt die Whisky-Expertin.
       
       18 Sep 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Zylbersztajn
       
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