# taz.de -- NS-Raubkunst in Deutschland: Monet immer mit dabei
       
       > Das Landschaftsbild ist in einem Koffer des verstorbenen Sammlers
       > Cornelius Gurlitt aufgetaucht. Er hatte das Gepäckstück in einem
       > Krankenhaus in München.
       
 (IMG) Bild: Unscheinbar, aber oho: Selbst im Koffer hatte er die Kunstwerke versteckt.
       
       BERLIN/MÜNCHEN dpa | Vier Monate nach dem Tod von Cornelius Gurlitt ist im
       Nachlass des umstrittenen Kunstsammlers ein weiteres wertvolles Werk
       gefunden worden. In einem Koffer, den Gurlitt im Frühjahr im Krankenhaus in
       München dabei hatte, befand sich nach Angaben der Berliner Taskforce ein
       Landschaftsbild von Claude Monet.
       
       Es sei dem Nachlasspfleger am Montag übergeben worden und befinde sich nun
       mit Hunderten anderen Werken aus Gurlitts Sammlung in einem Depot. Gurlitt
       war am 6. Mai im Alter von 81 Jahren gestorben.
       
       Ob es sich um Nazi-Raubkunst handelt, sollen nun Experten klären. Die
       Taskforce „Schwabinger Kunstfund“ will das Bild daraufhin prüfen lassen.
       „Jetzt ist es eingelagert und steht bereit, um genau untersucht zu werden.
       Das kann sehr schnell gehen oder aber sehr lange dauern“, sagte
       Taskforce-Sprecher Matthias Henkel am Freitag.
       
       Nach erster Sichtung des Monet-Werkverzeichnisses könne das Werk um 1864
       entstanden sein. Die Arbeit auf Papier zeigt eine Landschaft in lichtem
       Blau und weist nach Angaben der Experten vom Motiv her große Ähnlichkeit
       mit dem Bild „Vue de Sainte-Adresse“ auf. Die Taskforce will es bald in die
       Online-Plattform Lostart einstellen.
       
       ## Entdeckung eines Nachlasspflegers
       
       Am vergangenen Dienstag habe der Nachlasspfleger das Münchner Amtsgericht
       über die Existenz des Bildes informiert, nachdem er es selbst erst am Tag
       zuvor in die Hände bekommen hatte. Bis dahin sei Gurlitts Koffer in der
       Klinik aufbewahrt worden, hieß es ohne weitere Erklärung in einem
       Pressestatement der Taskforce. Beim zuständigen Amtsgericht war zunächst
       niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.
       
       Erst im Juli waren bei der Auflösung von Gurlitts Schwabinger Wohnung
       weitere Kunstwerke gefunden worden, über deren Verbleib bis dahin
       Unklarheit geherrscht hatte. Im Februar 2012 hatte die Staatsanwaltschaft
       die ersten 1280 Kunstwerke wegen des Verdachts auf ein Steuer- und
       Vermögensdelikt in Gurlitts Münchner Wohnung beschlagnahmt und zunächst
       unter Verschluss gehalten. Anfang 2014 war bekanntgeworden, dass weitere
       238 Werke in Gurlitts Haus in Salzburg herumstanden - darunter Werke von
       Picasso und auch Monet.
       
       Hunderte Werke stehen nach Auffassung der Taskforce „Schwabinger Kunstfund“
       im Verdacht, Nazi-Raubkunst zu sein. Cornelius Gurlitt war der Sohn von
       Hildebrand Gurlitt, der als einer von vier Kunsthändlern Adolf Hitlers für
       das NS-Regime mit Kunst handelte. Er hatte das Kunstmuseum Bern als
       Alleinerben eingesetzt. Das Museum hat allerdings noch nicht entschieden,
       ob es das Erbe antreten will. Zeit dazu hat es noch bis November.
       
       5 Sep 2014
       
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