# taz.de -- Anschlussverwendung für Politiker: Eulen durch den Harz tragen
       
       > Schröder ist Gazprom-Lobbyist, Pofalla geht zur Deutschen Bahn, Niebel
       > macht nun in Rüstung. Und sonst? Wir hätten da noch ein paar Vorschläge.
       
 (IMG) Bild: Der Bildbeweis: Dirk Niebel wird nicht nur Rüstungslobbyist. Er hat es auch auf Steinmeiers Eulen abgesehen.
       
       Was würde Unsereiner im Anschluss an eine lange und entbehrungsreiche
       Karriere als Spitzenpolitiker wohl machen? Gewiss schön stillhalten, die
       Beine hochlegen und bis ans Lebensende das karge Ruhegeld für Kokain,
       Kirschtorten und Karibikurlaub verprassen.
       
       Anders jedoch unsere Staatschefs und Minister: Kaum sitzen sie zwei Tage im
       bequemen Ohrensessel, brennt den Fleißbienchen schon wieder Feuer unterm
       Arsch. Schließlich haben sie in ihrer Funktion Kontakte geknüpft. Die
       möchte man nicht ungenutzt verfallen lassen.
       
       So fungiert nach seiner Kanzlerzeit Gerd Schröders Gerd als Lobbyist nicht
       nur für Gazprom, sondern für Mütterchen Russland und Väterchen Putin noch
       gleich mit. Der ehemalige Kanzleramtschef Ronald Pofalla (CDU) geht zur
       Deutschen Bahn und, der neuste Coup, Ex-Entwicklungshilfeminister Dirk
       Niebel (FDP) zum Rüstungskonzern Rheinmetall.
       
       Seine Erfahrung in den Krisenregionen des Erdballs ist für die
       Waffenschmiede Gold wert: Wo mangelt es noch an konkurrenzfähigen
       Schießprügeln, welche Armee ist in ihrer Schlagkraft unterentwickelt, wie
       hoch sind hier wie dort die potenziell zu schröpfenden Rüstungsetats? Alles
       kein Problem - Niebel weiß Bescheid. Was für eine geniale Idee,
       ausnahmsweise den Gärtner zum Bock zu machen.
       
       ## Merkel managt Schweinsteiger
       
       Auch die Pläne für weitere prominente Politiker liegen längst in der
       Schublade. Wer vergönnt es ihnen nicht, nach selbstlosem Dienst am Volk,
       diesen durch den damit verbundenen Hungerlohn quasi zum Ehrenamt
       degradierten Job im Nachhinein zu nutzen, um sich ein paar Groschen
       dazuzuverdienen? Welche missgünstige Flunder möchte da von Verquickung der
       Funktionen und dem Aussaugen von Kontakten sprechen? Im Ernst wohl keine.
       
       So wird die Ankündigung Angela Merkels, nach ihrer Abwahl den bekannten
       Berufsfußballspieler Sebastian Schweinsteiger zu managen, allerorten mit
       Freude und Wohlwollen aufgenommen. Die beiden kennen sich, haben beide für
       Deutschland gespielt – was liegt da näher, als die Zusammenhänge
       geschäftlich zu nutzen?
       
       Einer anderen wiederum kommt die doppelte Erfahrung als Familien- und
       Verteidigungsministerin zupass: Ursula von der Leyen wird die erste
       Wehrsportkindertagesstätte eröffnen. Der Grundstein am Rande von
       Bollwied-Brück ist bereits gelegt. Die Zahl der Anmeldungen deutet schon
       jetzt auf einen großen Erfolg hin.
       
       Arbeitsministerin Andrea Nahles soll bereits in weit gediehenen
       Vorverhandlungen mit Porsche stecken. „Sobald ich mit dem Sozialscheiß hier
       durch bin, mache ich, was mir richtig Spaß und Schotter bringt“, sickerte
       die von ihrem Büro umgehend dementierte Kernaussage der Bewerbung bei den
       Zuffenhausener Schlittenbauern durch.
       
       Doch nicht jeder denkt bei seiner „Anschlussverwendung“ (Süddeutsche
       Zeitung) nur ans liebe Geld. Manchen geht es, ganz anders als im
       politischen Leben und deshalb wohl als Karmaausgleich angedacht, auch um
       die gute Sache. So wird Außenminister Walter Steinmeier sich in den Harz
       zurückziehen, wo der Uhu wieder heimisch geworden ist, und die Gelege des
       seltenen Eulenvogels vor Ruhestörern und Nesträubern schützen. Es geht also
       auch anders.
       
       2 Jul 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Uli Hannemann
       
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