# taz.de -- Atomtransporte in Hamburg: Gefährliche Drehscheibe
       
       > Über Hamburgs Straßen rollen alle zwei Tage Transporte mit radioaktiven
       > Gütern. Bei Kontrollen sind viele sicherheitsrelevante Mängel gefunden
       > worden.
       
 (IMG) Bild: Als er in Brand geriet, wäre es durch die brisante Ladung fast zur Katastrophe gekommen: der Frachter "Atlantic Cartier".
       
       Hamburg ist weiterhin Drehscheibe des globalen Handels mit atomaren und
       radioaktiven Stoffen. Im Schnitt werden jeden zweiten Tag hochtoxische und
       radioaktive Güter meist in Verbindung mit dem Hafen durch das Stadtgebiet
       und direkt an Wohnhäusern vorbeitransportiert.
       
       „Jeder dieser Transporte gefährdet die Arbeiter im Hafen und die
       Bevölkerung der Stadt nicht nur potenziell, sondern real“, erklärt Dora
       Heyenn, umweltpolitische Sprecherin der Linksfraktion in der Bürgerschaft.
       
       Allein von Februar bis Mai dieses Jahres seien 17 sicherheitsrelevante
       Mängel bei Atomtransporten durch die Stadt festgestellt worden. Das ergab
       eine Anfrage der Linkspartei an den SPD-Senat. Insgesamt waren in dem
       Zeitraum 61 Atomtransporte über die Straßen gerollt, wovon 32 Fahrzeuge von
       den Behörden kontrolliert wurden.
       
       Bei 17 Fahrzeugen sind Mängel festgestellt worden. Bei sechs Transporten
       war die Ladung unzureichend gesichert. In einem Fall konnte der Mangel
       behoben werden, in fünf Fällen wurden bei atomaren Containern
       „Beförderungsverbote“ ausgesprochen.
       
       „Die festgestellten Sicherheitsmängel bei den Atomtransporten durch Hamburg
       sind alarmierend“, sagt Energiereferent Dirk Seifert von der
       Umweltschutzorganisation Robin Wood. „Von vielen Atomtransporten geht bei
       Unfällen eine erhebliche Gefahr für Menschen und Umwelt aus.“
       
       Transportiert wurde eine Vielzahl atomarer Stoffe. Seit Februar 2014 gab es
       Plutonium-Transporte für das AKW Brokdorf, bestrahlte Brennstabstücke aus
       dem AKW Krümmel, Uranerz-Konzentrat, Uranhexafluorid und Brennelemente aus
       Russland für die AKWs Neckarwestheim und Brokdorf. Dazu Uranprodukte aus
       und in die USA in Verbindung mit den Uranfabriken in Gronau und Lingen.
       
       Auffällig ist die hohe Zahl an Transporten von Thorium 232, das mit der
       Atom-Technologie der thermischen Brüter in Verbindung gebracht wird. Die
       Verwendung von Thorium als MOX-Brennelement in herkömmlichen
       Atomkraftwerken wird seit April 2013 im norwegischen Forschungsreaktor
       Halden getestet. Auch ein Transport mit Mischoxid aus Belgien für das AKW
       Brokdorf rollte über die Hamburger Straßen.
       
       Wäre der politische Wille vorhanden, könnten diese gefährlichen Transporte
       durch die Stadt verhindert werden, sagt Doro Heyenn: „Wir hatten beantragt,
       wie in Bremen auch den Hamburger Hafen für Atomtransporte zu sperren.“ Das
       hätten die anderen Bürgerschaftsfraktionen Anfang Mai mit Ausnahme der
       Grünen abgelehnt, so Heyenn. „Hamburg und sein Hafen bleiben also eine
       gefährliche Drehscheibe der Atomindustrie.“
       
       29 May 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kai von Appen
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Hamburg
 (DIR) Atomtransport
 (DIR) Hafen
 (DIR) Feuerwehr
 (DIR) Protest
 (DIR) Schwerpunkt Atomkraft
 (DIR) Subventionen
 (DIR) Anti-Atom-Bewegung
 (DIR) Schwerpunkt Atomkraft
 (DIR) Hamburg
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Nach Vier-Tage-Brand auf Containerschiff: Feuer fördert Mängel zutage
       
       Hamburgs Berufsfeuerwehr brauchte externe Hilfe, um den Brand der „CCNI
       Arauco“ zu löschen. Die Defizite sind schon länger bekannt.
       
 (DIR) Mahnwache gegen Urantransport: Warten auf den Atomzug
       
       Noch immer rollen radioaktive Stoffe, die zu Brennelementen umgearbeitet
       werden, vom Hamburger Hafen aus durch Bremen und Niedersachsen.
       
 (DIR) Stillegung gefordert: Die letzte Bastion der Atomindustrie
       
       Umweltschützer fordern ein sofortiges Ende der AKW-Brennstoffproduktion in
       Lingen – und mehr Engagement der Umweltminister.
       
 (DIR) Kommentar EU-Atomsubventionen: Dr. Seltsams letzte Tat
       
       Sollte die EU-Kommission britischen Atomsubventionen zustimmen, würde ein
       Präzedenzfall geschaffen. Andere Länder dürften dann folgen.
       
 (DIR) Atomtransporte in Deutschland: Täglich rollt der Kernbrennstoff
       
       Aktivisten haben in Hamburg einen Uran-Zug Richtung Frankreich blockiert.
       In Deutschland sind im Schnitt pro Tag zwei Atomtransporte unterwegs.
       
 (DIR) Antwort der Bundesregierung: 1.000 geheime Atomtransporte
       
       Seit Anfang 2012 hat es rund 1.000 Atomtransporte gegeben, hat die
       Regierung auf eine Frage der Linkspartei geantwortet. Die Bevölkerung wurde
       nicht informiert.
       
 (DIR) Alle Löschboote defekt: Unglückliche Verkettung
       
       Als der Atomfrachter „Atlantic Cartier“ brannte, verhinderten die
       Löschboote der Feuerwehr eine Katastrophe. Jetzt kommt das Schwesterschiff
       und die Boote sind kaputt.
       
 (DIR) Militaria im Hamburger Hafen: Verbale Abrüstung
       
       Helmut Schmidt hat danach verlangt, die Hamburgische Bürgerschaft gehorcht:
       Über Rüstungsexporte, die den Hamburger Hafen passieren, wird wieder
       debattiert.
       
 (DIR) Bitte, lieber Hafen: Atomfrei auf die sanfte Tour
       
       Die Grünen bitten die Hafenbetriebe, keine Atomtransporte abzufertigen. Im
       Mai wollten sie die Entwidmung des Hafens nach dem Vorbild Bremens
       durchsetzen.
       
 (DIR) Anti-Atom-Protest im Hamburger Hafen: Das Geschäft geht weiter
       
       Die "Atlantic Cartier" war wieder da. Am 1. Mai hatte sie gebrannt - mit
       einer gefährlichen Mischung aus radioaktiven und explosiven Stoffen an
       Bord.
       
 (DIR) Atomkraft-Logistik: Nicht in unserer Stadt
       
       Bürgerschaft und Senat sollen Fahrten durch die Stadt verbieten. Antrag der
       Linken wird am Donnerstag im Parlament beraten.