# taz.de -- Kommentar Bankenunion: Lizenz zum Spekulieren > Die europäische Bankenaufsicht ist ein Papiertiger. Sie garantiert den > Banken im Fall einer neuen Finanzkrise die Rettung mit Steuergeldern. (IMG) Bild: Für die Eurorettung und Bankenaufsicht zuständig: die EZB mit Sitz in Frankfurt. Die Banken haben gesiegt. Am Dienstag wurde die „Bankenunion“ im europäischen Parlament abgesegnet – gerade noch rechtzeitig vor der Europawahl. Für die Banken war dies eine wunderbare Nachricht, denn die Bankenunion ist eine Lizenz zum Gelddrucken. Die lukrativen Spekulationsgeschäfte werden kein bisschen eingeschränkt. Auf dem Papier wirkt die Bankenunion zwar drakonisch, weil sie erstmals eine europäische Bankenaufsicht durch die EZB vorsieht. Außerdem wird detailliert vorgeschrieben, dass Großbanken ein „Testament“ erstellen sollen, damit sie in die Pleite geschickt werden können, falls allzu hohe Verluste auflaufen. Doch dies ist nur Papier. Faktisch ist die Bankenunion das glatte Gegenteil: Sie garantiert den Banken, dass sie wieder mit Steuergeld gerettet werden, falls es zu einer neuen Finanzkrise kommt. Der Ansatz ist zwar richtig, dass die Nationalstaaten nicht mehr allein über ihre Banken wachen dürfen. Nur sollte man sich von der EZB nicht allzu viel erhoffen, wie das Beispiel Spanien zeigt. Die dortigen Cajas sind pleite, weil sie eine gigantische Immobilienblase finanziert haben, die dann ab 2008 platzte. Die spanische Politik wollte bis zum Schluss nicht sehen, dass ihre Banken in den Konkurs steuerten, weil die gesamte Wirtschaft an der Bauindustrie hing. Nur: Die EZB bemerkte genauso wenig, dass die Cajas marode waren. Bis ins Jahr 2008 hinein wurde Spanien für seine „Performance“ gelobt. Aufseher sind eben auch nur Menschen – und neigen zu dem gleichen Herdenverhalten wie die Spekulanten. Man müsste also die Spekulation als solche erschweren. Doch dazu sagt die Bankenunion nichts. Denn die Banken haben ihre gesamte Lobbymacht darauf gerichtet, echte Reformen zu verhindern. Stattdessen schreiben sie jetzt „Testamente“. 15 Apr 2014 ## AUTOREN (DIR) Ulrike Herrmann ## TAGS (DIR) Euro (DIR) Schwerpunkt Finanzkrise (DIR) EZB (DIR) Bankenaufsicht (DIR) Strafzahlung (DIR) EZB (DIR) Schwerpunkt Finanzkrise (DIR) EZB (DIR) EZB (DIR) Bankenunion (DIR) EU-Finanzpolitik (DIR) Bankenaufsicht ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Rekord-Strafe für BNP Paribas: Großbank will zahlen Die französische BNP Paribas scheint zur Zahlung von neun Milliarden Dollar bereit. Es ist die höchste bislang von den USA gegen eine ausländische Bank verhängte Strafe. (DIR) Europäische Zentralbank senkt Zinsen: Draghi versucht die Welt zu retten Rekorde, Premieren, Rekorde: Leitzins historisch niedrig, erstmals Negativzins, Milliardenspritze für Krisenländer, DAX knackt 10.000-Punkte-Marke. (DIR) Kommentar Abwicklung Hypo Real Estate: Schaden macht unklug Als hätte niemand etwas gelernt: Die nächste Finanzkrise kommt bestimmt. Und sie wird wieder teuer – für den Staat und seine Bürger. (DIR) Kommentar Zinspolitik der EZB: Die Zauderer Der starke Euro verursacht hiesigen Konzernen Kopfschmerzen. Die EZB tut nichts dagegen und schadet so Staaten wie Italien und Frankreich. (DIR) Diskussion um Euro-Kurs: Ein bisschen mehr Inflation bitte Erneut fordert Paris einen schwächeren Euro, um Frankreichs Exporte zu fördern. In Berlin trifft diese Forderung auf wenig Begeisterung. (DIR) Einigung zur Bankenunion: In letzter Minute Die zweite Säule der Bankenunion steht – nach 16 Stunden Verhandlungen. Doch das Europaparlament musste viele Abstriche machen. (DIR) Nach Verhandlungen in Brüssel: EU einigt sich auf Bankenunion Unmittelbar vor dem EU-Gipfel schließen die Europäer das Großprojekt Bankenunion ab. Das System ist kompliziert. Ein neuer Vertrag wird auch nötig sein. (DIR) Europäische Bankenaufsicht: Sehr streng, sogar pingelig Die Bestätigung der Französin Danièle Nouy als Chefin der europäischen Bankenaufsicht gilt als sicher. Auf Nachsicht können die Banken nicht hoffen.