# taz.de -- Urteil im Prozess gegen Ex-Präsidenten: Freispruch für Christian Wulff
       
       > Am Ende ging es nur noch um 720 Euro Spesen. Doch auch hier sah das
       > Landgericht Hannover keine Belege für den Vorwurf einer Vorteilsannahme
       > im Amt.
       
 (IMG) Bild: Danke, tschüss: Christian Wulff am Donnerstag im Landgericht Hannover.
       
       HANNOVER dpa | Zwei Jahre nach seinem Rücktritt als Bundespräsident ist
       Christian Wulff vom Korruptionsvorwurf freigesprochen worden. Das
       Landgericht Hannover urteilte am Donnerstag, für den Vorwurf der
       Vorteilsannahme im Amt gebe es keine Belege.
       
       Der ehemalige Bundespräsident stand zusammen mit Filmfinancier David
       Groenewold vor Gericht, weil dieser 2008 für ihn rund 720 Euro Hotel- und
       Bewirtungskosten während eines Oktoberfestbesuchs übernommen hatte. Wulff
       war damals niedersächsischer Ministerpräsident. Zweieinhalb Monate später
       warb er bei Siemens um Unterstützung für einen Film, für den Groenewold
       noch Geldgeber suchte. Dem Filmfinancier wurde wegen der München-Einladung
       Vorteilsgewährung vorgeworfen.
       
       Richter Frank Rosenow sagte in der Urteilsbegründung zum Verhältnis von
       Wulff und Groenewold, aus einer geschäftlichen Beziehung habe sich ein
       enges freundschaftliches Verhältnis entwickelt. „In Krisensituationen waren
       die beiden Angeklagten einander wertvolle Ratgeber.“ Groenewold habe Wulff
       vor allem bei der Trennung von seiner ersten Frau zur Seite gestanden. Bei
       Restaurantbesuchen habe mal der eine und mal der andere von beiden die
       Rechnung übernommen.
       
       Aus Sicht der Staatsanwaltschaft sind die Korruptionsvorwürfe gegen Wulff
       noch nicht eindeutig widerlegt. Das hatte Oberstaatsanwalt Clemens
       Eimterbäumer in seinem Schlussplädoyer vor einer Woche noch einmal deutlich
       gemacht. Er hatte verlangt, die Beweisaufnahme fortzuführen, nachdem das
       Gericht mehrere seiner Anträge abgelehnt hatte. Die Staatsanwaltschaft
       könnte nun versuchen, gegen das Urteil Revision einzulegen – dafür müsste
       sie dem Gericht Verfahrensfehler nachweisen.
       
       Mit Wulff stand erstmals in der deutschen Geschichte ein ehemaliger
       Bundespräsident in einem Strafprozess vor Gericht. Die ersten Berichte über
       angebliche Vergünstigungen für den früheren CDU-Politiker waren im Dezember
       2011 aufgekommen. Als die Liste der Vorwürfe immer länger wurde, beantragte
       die Staatsanwaltschaft Hannover im Februar 2012 die Aufhebung der Immunität
       Wulffs als Bundespräsident. Das führte einen Tag später zu seinem
       Rücktritt.
       
       ## Fast alle Vorwürfe strafrechtlich bedeutungslos
       
       Im Zuge der Untersuchungen der Justiz stellte sich heraus, dass fast alle
       Vorwürfe strafrechtlich bedeutungslos waren. Ermittelt wurde unter anderem
       wegen Auslandsurlauben Wulffs in Immobilien von ihm bekannten Unternehmern,
       wegen eines günstigen Kredits für sein inzwischen verkauftes Haus in
       Großburgwedel und wegen kostenloser Flug-Upgrades.
       
       Angeklagt wurde Wulff dann nur noch wegen einer Summe von rund 720 Euro.
       Der Ministerpräsident wusste nach eigenen Angaben nichts davon, dass sein
       Freund unter anderem teilweise das Hotel in München für ihn bezahlte.
       
       27 Feb 2014
       
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