# taz.de -- Kommentar Griechenlands Haushalt: Kreatives Rechnungswesen
       
       > Die Griechen sind erfinderisch: Sie sehen sich nun nicht mehr als Opfer
       > der Sparpolitik. Sie inszenieren sich als europäische Musterschüler.
       
 (IMG) Bild: Könnte Griechenland sich bald erholen? Große Hedgefonds wetten derzeit auf eine Wende.
       
       In Griechenland scheint es endlich aufwärts zu gehen. Nächstes Jahr soll
       die Wirtschaft wachsen, und der Staatshaushalt ausgeglichen sein. [1][So
       verkündet es die griechische Regierung –] während die Troika zweifelt und
       weitere Defizite prognostiziert.
       
       Diese Schlachtordnung ist neu. Bisher war es stets andersherum: Die Troika
       verkündete unrealistische Wachstumsziele, während die griechische Regierung
       richtig voraussah, dass der drakonische Sparkurs eine schwere Rezession
       auslösen würde.
       
       Die Griechen haben also ihre Taktik geändert, aber das Ziel bleibt gleich.
       Sie wollen Sparvorgaben abwehren. Nur die Begründung hat sich gewandelt.
       Die Griechen stellen nicht mehr nach vorn, dass sie die Opfer einer
       verfehlten Austeritätspolitik sind – sondern inszenieren sich als
       Musterschüler. Motto: Wer einen ausgeglichenen Haushalt hat, muss nicht
       reformieren.
       
       Diese neue Taktik ist nur möglich, weil die Griechen erstmals einen
       „Primärüberschuss“ erzielen. Damit ist gemeint, dass der Staatshaushalt im
       Plus ist, wenn die Zins- und Tilgungskosten unberücksichtigt bleiben, die
       für die Schulden entstehen. Der Staat muss also keine neuen Kredite mehr
       aufnehmen, um seine eigentlichen Regierungsaufgaben zu bezahlen.
       
       Der Primärüberschuss wird damit zur potenten Waffe: Die Griechen könnten
       jetzt einseitig einen Zahlungsstopp für Altschulden verkünden. Die Wut der
       Europäer würden sie verkraften, weil sie nicht mehr von ausländischen
       Krediten abhängig sind, um ihren Staat zu finanzieren.
       
       Einziger Schönheitsfehler: Wie so viele griechische Statistiken dürfte auch
       der Primärüberschuss geschönt sein. Denn die griechische Regierung nimmt
       weiterhin Kredit auf – diesmal bei der eigenen Bevölkerung. Ob Beamte,
       Ärzte, Rentner oder Lieferanten: Sie sehen ihr Geld erst Monate später,
       wenn überhaupt.
       
       8 Dec 2013
       
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