# taz.de -- Polizist über Bestrafung von Freiern: „Prostitution sollte reguliert werden“
       
       > Zuhälterei und Menschenhandel sind schwer zu erkennen. Ist es sinnvoll
       > die Freier zu bestrafen? Das bringt nichts, meint ein Polizist.
       
 (IMG) Bild: Protestaktion von Sexarbeiterinnen in Frankreich: Wie sinnvoll ist das neue Gesetz?
       
       taz: Herr X, Sie sind Insider aus Polizeikreisen – warum wollen Sie sich
       nur anonym äußern? 
       
       X: Zu politischen Debatten wie der jetzigen äußert die Polizei sich
       grundsätzlich nicht.
       
       Dann mal informell: Die Unionsfrauen wollen Freier von Zwangsprostituierten
       bestrafen. Ist das eine gute Idee? 
       
       Nein. Es gibt immer das Problem des Nachweises. Schon jetzt können wir
       Menschenhandel und Zuhälterei nur sehr schwer nachweisen, dazu braucht es
       die Aussage der Opfer. Und die bekommen wir in der Regel nicht. Das ist den
       Frauen zu gefährlich.
       
       Wie kann der Freier Zwangsprostituierte erkennen? 
       
       Gar nicht. Wir haben in unserer Stadt etwa 500 Prostituierte, die sind
       offiziell alle freiwillig und ganz legal hier. Und wenn eine blaue Flecken
       hat, dann ist sie „die Treppe runtergefallen“. Man kann da absolut nichts
       machen.
       
       Nun könnte diese Forderung ja als Türöffner dazu dienen, die generelle
       Freierbestrafung durchzusetzen, wie sie Frankreich gerade diskutiert. 
       
       Das ist auch keine Lösung. Wir hatten schon mal das Verbot von Alkohol, und
       das war keine gute Erfahrung. Da schoss die Kriminalität in die Höhe.
       
       Aber die Schweden scheinen mit ihrem Sexkaufverbot ganz zufrieden zu sein. 
       
       Da bin ich nicht so sicher. Denn dass man Prostituierte nun nicht mehr
       sieht, heißt nicht, dass sie nicht da sind. Das Problem ist, dass man nun
       ein riesiges Dunkelfeld hat. Und die Illegalität ist auf jeden Fall
       gefährlicher für die Frauen als ein Land, in dem man Prostitution
       vernünftig reguliert.
       
       Und wie? 
       
       In Belgien kann man ohne die Aussage des Opfers gegen Menschenhändler
       ermitteln. Es gibt einen Katalog von Indizien. Wenn eins oder zwei davon
       erfüllt sind, kann die Polizei tätig werden. Eines der Indizien ist etwa
       die Tatsache, dass der Frau der Pass abgenommen wurde. Ein anderes, dass
       sie unmenschliche überlange Arbeitszeiten hat oder kaum eine Pause. Das
       würde uns sehr weiterhelfen. Gut wäre auch, wenn man Prostitutionsstätten
       zertifizieren würde.Wer da nicht mitmacht, hat auf dem Markt dann ein
       Problem.
       
       3 Dec 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Heide Oestreich
       
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