# taz.de -- Erneuter Fabrikbrand in Bangladesch: Sieben tote Arbeiterinnen
       
       > In Bangladesch sind erneut bei einem Brand in einer Textilfirma sieben
       > Menschen gestorben. Feuerwehrleute berichten, dass die Fabrik keine
       > Sicherheitslizenz hatte.
       
 (IMG) Bild: Feuerwehrmänner und Polizist in der abgebrannten Fabrik.
       
       DHAKA afp | Zwei Monate nach dem verheerenden Feuer in einer Textilfabrik
       in Bangladesch sind bei einem Brand in einer anderen Textilfabrik sieben
       Arbeiterinnen ums Leben gekommen. 15 weitere Arbeiterinnen wurden nach
       Behördenangaben vom Sonntag bei dem Brand in einem Vorort von Dhaka
       verletzt. In dem Gebäude wurde offenbar Kleidung für europäische
       Unternehmen hergestellt.
       
       Das Feuer brach am Samstag während der Mittagspause in der Fabrik des
       Stadtteils Mohammadpur aus. Die meisten Opfer wurden nach Angaben der
       Feuerwehr totgetrampelt, als sie vor den Flammen zu flüchten versuchten.
       Fünf weitere Arbeiterinnen wurden lebensgefährlich verletzt.
       
       Die Arbeiterin Laizu Begum sagte der Nachrichtenagentur AFP, bei Ausbruch
       des Feuers sei ein Ausgang verschlossen gewesen. Deshalb hätten sich die
       Arbeiterinnen an einer anderen Tür gedrängt. „Ich habe überlebt, weil ich
       ganz in der Nähe des Ausgangs saß“, sagte Begum. Durch brennenden
       Schaumstoff und Textilien habe sich starker Rauch entwickelt.
       
       Laut Feuerwehr-Einsatzleiter Mahbubur Rahman arbeitete die Fabrik ohne
       Sicherheitslizenz. „Die Besitzer haben in einem Stockwerk Nähmaschinen
       aufgestellt, ohne sich um irgendwelche Sicherheitsbelange zu kümmern. Es
       gab keinen Notausgang und keine Löscheinrichtungen.“ Wäre der Brand nicht
       während der Mittagspause ausgebrochen, wäre die Zahl der Opfer vermutlich
       noch höher ausgefallen. Viele Arbeiterinnen hätten für ihre Pause das
       Gebäude verlassen.
       
       Die Fabrik stellte offenbar Kleidung für europäische Unternehmen her. Ein
       AFP-Korrespondent fand nach dem Brand unter anderem Etiketten der Marke
       Bershka, die zum spanischen Textilkonzern Inditex gehört, sowie der Marke G
       Blog des französischen Unternehmens Gemo. Es war zunächst unklar, ob die
       Fabrik direkt aus Europa beauftragt wurde oder ob sie als Zulieferer für
       größere einheimische Unternehmen tätig war. In der Einrichtung arbeiteten
       rund 300 Menschen, ihr Monatslohn liegt bei umgerechnet gerade einmal 27
       Euro.
       
       ## Zweitgrößter Bekleidungshersteller der Welt
       
       Mit rund 4.500 Textilfabriken ist Bangladesch der zweitgrößte
       Bekleidungshersteller der Welt. Die Branche ist der wichtigste
       Wirtschaftszweig des verarmten Landes. Viele Werkstätten sind in
       heruntergekommenen Gebäuden mit mangelhaften Stromleitungen untergebracht.
       Immer wieder bricht Feuer aus, seit 2006 starben bei Bränden in
       Bangladeschs Textilfabriken etwa 700 Menschen.
       
       Bei dem verheerenden Fabrik-Brand Ende November waren 111 Menschen
       gestorben. Die Tazreen-Fabrik hatte Kleidung für westliche Firmen
       produziert, unter anderem für die Bekleidungskette C&A, die
       US-Supermarktkette Walmart und eine Marke des US-Rappers Sean „Diddy“
       Combs. Eine offizielle Untersuchung nannte „Sabotage“ als Ursache.
       
       Organisationen zum Schutz von Arbeiterrechten fordern, dass ausländische
       Unternehmen Reparaturen und Sanierungen von Textilfabriken in Bangladesch
       finanzieren. Bisher haben jedoch nur wenige Unternehmen, darunter die
       deutsche Kette Tchibo, entsprechende Vereinbarungen unterzeichnet.
       
       27 Jan 2013
       
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