# taz.de -- Boris Becker bei London Chess Classics: "Schach ist ziemlich wie Tennis"
       
       > Das Londoner Schachturnier ist eines der renommiertesten weltweit.
       > Denksportler Boris Becker nahm teil und entdeckt interessante Parallelen,
       > die er auch angstfrei äußert.
       
 (IMG) Bild: Einer der hellsten Köpfe unserer Zeit: Boris Becker.
       
       BADEN-BADEN taz | Der Aufschlag kam nicht wie zu besten Zeiten mit über 200
       Stundenkilometer übers Netz geschossen. Bis zur Spielfeldmitte waren es
       dieses Mal ja aber auch nur zehn Zentimeter. Und Tempo war beim ersten Zug
       der London Chess Classics nicht gefragt.
       
       Zu dem renommierten Turnier war der ehemalige Tennisprofi auch nur
       eingeladen worden, weil die Veranstalter sich davon mehr Glanz für ihre
       feierliche Eröffnung erhofften. Die Vorlage mit dem doppelten Bauernschritt
       vor dem König verwertete Magnus Carlsen anschließend gekonnt. Der
       21-Jährige schlug den Briten David Howell mühelos.
       
       Danach lief es für den Weltranglistenersten nicht mehr so gut. Carlsen
       blieb zwar bei den hochkarätig besetzten London Chess Classic ungeschlagen,
       aber nur zwei weitere Siege und fünf Remis waren zu wenig, um seine
       Erfolgsserie fortzusetzen. Wladimir Kramnik nahm dem Norweger den zuvor
       verliehenen Kampfnamen "Engländer-Schlächter" (Anglocide) ab, schlug alle
       vier Angelsachsen und remisierte gegen die drei anderen Topleute.
       
       Der Amerikaner Hikaru Nakamura schob sich mit 15 Zählern sogar noch dank
       der Dreipunktewertung zwischen den Russen Kramnik (16), der 50.000 Euro
       kassierte, Carlsen (14) und Luke McShane (13). Weltmeister Viswanathan
       Anand (Indien) und der Weltranglistendritte Lewon Aronjan (Armenien/beide
       9) enttäuschten. Nur die Briten Nigel Short (7), Howell (4) und Michael
       Adams (3) landeten hinter den beiden.
       
       ## Becker, der alte Hase, hat auch schon gegen Kasparow gespielt
       
       Short durfte sich am Rande der Veranstaltung wenigstens kurz mit Becker
       austoben. Die ersten sieben Züge spielte der dreifache Wimbledon-Sieger
       noch halbwegs passabel - danach ging der 44-Jährige zu ungestüm zur Sache.
       Nach 16 Zügen fiel Beckers Dame nur deshalb nicht, weil der ehemalige
       Vizeweltmeister Short ein mattes Ende bevorzugte.
       
       Bereits 2000 hatte Becker sich ans Schachbrett gewagt. Gegen den besten
       Spieler aller Zeiten, Garri Kasparow, hämmerte er die stärkste Figur im
       zweiten Zug aufs freie Feld nach h5. In London ließ er wenigstens bis zum
       achten Zug die Finger von der Dame. Gegen Kasparow war es für ihn nach 18
       Zügen vorbei.
       
       Die neuerliche Blamage hielt Becker indes nicht davon ab, über
       Ähnlichkeiten der Sportarten zu fabulieren: "Schach ist ziemlich wie
       Tennis. Es beinhaltet Eins-zu-eins-Situationen gegen den Gegner, und man
       muss vorausplanen. Dazu gehört eine Menge Strategie - und das
       Händeschütteln vor dem Match lehrt einen Fairplay."
       
       13 Dec 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Hartmut Metz
       
       ## TAGS
       
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