# taz.de -- Intendant verlässt ZDF: Schächter macht Schicht
       
       > Der ZDF-Intendant Markus Schächter geht 2012. Das Amt verleidet hat ihm
       > auch das stete Zwischengrätschen der Unionsparteien. Seinen Nachfolger
       > bestimmen sie sowieso.
       
 (IMG) Bild: Ihm reicht's: Markus Schächter verlässt nächstes Jahr das ZDF.
       
       Franz Josef Jung hat endlich wieder einen verantwortungsvollen Job: Der
       glücklose Ex-Verteidigungsminister darf für das ZDF einen neuen Intendanten
       suchen. Beim Zweiten leitet der CDU-Mann den mächtigen politisch
       "schwarzen" Freundeskreis sowie den Richtlinien- und
       Koordinierungsausschuss des Fernsehrats, der noch in diesem Jahr einen
       Nachfolger für Markus Schächter wählen wird. Denn der aktuelle Intendant
       hat fertig und tritt im März 2012 ab.
       
       Offiziell repräsentiert der Fernsehrat die volle Breite der Gesellschaft,
       de facto sitzt darin die Politik. Und weil die ganzen Landtagswahlen erst
       bevorstehen, mit derzeit eingebauter "schwarzer" Mehrheit. Dieses
       Zeitfenster gilt es schnell zu nutzen – zumal demnächst ja auch noch das
       Bundesverfassungsgericht der mangelnden Staatsferne beim ZDF den Prozess
       macht.
       
       Dass Schächter nach zehn Jahren an der Senderspitze keine Lust auf eine
       dritte Amtszeit verspürt, dürfte vor allem auch auf Jungs Partei
       zurückzuführen sein: Schließlich hat sie ihn gleich zweimal schwer
       beschädigt. Schon der Wahl 2001 ging ein monatelanges Polit-Hickhack
       voraus.
       
       Dabei gilt der parteilose Schächter durchaus als den Konservativen nahe
       stehend, galt aber bei der CDU schon damals als nicht berechen- und
       beeinflussbar genug. Noch dicker kam es 2009, als die Union beim ZDF mal
       eben den Chefredakteur Nikolaus Brender abschoss, den Schächter gerade für
       eine weitere Amtszeit vorgeschlagen hatte.
       
       Davon findet sich in Schächters Demissionsschreiben natürlich kein Wort:
       "Seit 2002 bin ich Intendant. Für mich ist jetzt der Zeitpunkt gekommen,
       Sie zu bitten, über eine Nachfolge nachzudenken und das Haus einer neuen
       Führung anzuvertrauen", schreibt er an die Mitglieder des Verwaltungs- und
       des Fernsehrats.
       
       Und bringt ganz subtil noch eine Volte gegen seinen Amtsvorgänger Dieter
       Stolte unter, der nach vier Amtszeiten quasi vom Lerchenberg getragen
       werden musste. Er sei der Meinung, "dass die Spitzenposition in einem
       Unternehmen mit hoher Wettbewerbsdynamik nur in klarer Befristung
       erfolgreich ausgeübt werden kann", so Schächter: "Zwei Amtsperioden sind in
       diesem Sinn für mich ein gutes Zeitmaß. Danach ist es Zeit, die Führung in
       andere Hände zu legen."
       
       Rheinland-Pfalz Regierungschef Kurt Beck (SPD),
       ZDF-Verwaltungsratsvorsitzender und oberster Strippenzieher der "Roten"
       beim Zweiten, bedauerte die Entscheidung und würdigte Schächter als
       "hervorragenden Intendanten", der das ZDF "finanziell auf eine solide Basis
       gestellt" und "programmlich für die Zukunft fit gemacht" habe.
       
       Und für den der Nachfolger schon bereitsteht: ZDF-Programmdirektor Thomas
       Bellut. Der scharrt schon länger mit den Hufen und soll das vor allem beim
       Transformationsprojekt "Trafo 2012", das aus dem ZDF ein digitales
       Medienhaus machen will, mehr als deutlich gemacht haben, heißt es in Mainz.
       
       Praktischerweise ist Bellut nicht nur nach der politischen Farbenlehre beim
       ZDF schwarz, sondern bei der Union auch beliebter als sein Noch-Vorgänger
       Schächter. Und gilt trotzdem als den "Roten" im Fernsehrat vermittelbar –
       gegen gewisse Zugeständnisse in Sachen Positionen und Pöstchen, versteht
       sich.
       
       25 Jan 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Steffen Grimberg
       
       ## TAGS
       
 (DIR) taz.lab 2011 „Die Revolution haben wir uns anders vorgestellt“
       
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