# taz.de -- Tatort aus Münster: Andernorts ist nicht Münster > Der Humor ist nicht zynisch, sondern „höhö“, auch Ambivalenz ist des > Tatorts Sache nicht – denn es ist der Münsteraner und das ist auch gut > so. (IMG) Bild: Axel Prahl (li.) und Jan Josef Liefers im Tatort aus Münster. Im Münsteraner „Tatort“ hat die Zeit keine Macht. Das Ermittlerteam Thiel (Axel Prahl) und Boerne (Jan Josef Liefers) geht inzwischen ins dreizehnte Jahr. Und während andernorts ("TatortPlus“ in Ludwigshafen, Frankfurt/Main) die Zuschauer inzwischen mit den Kommissaren gemeinsam im Internet ermitteln oder wahlweise mehr Action hermuss (Til Schweiger in Hamburg, der Niedersachsen-"Tatort“ mit Wotan Wilke Möhring) oder die wacklige Psyche der Kommissare im Mittelpunkt steht (beinahe überall), bekommt Professor Boerne in Münster allenfalls mal eine neue Nobelkarosse unter den Hintern gesetzt. Und hat ansonsten wieder den nächsten, garantiert unpolitischen Fall von Provinzleiche auf dem Seziertisch. Dieses Mal: ein junger Mann, ermordet unweit einer schicken Weinhandlung, offenbar wollte er dort eine Kiste uralten Champagner loswerden. Am Ende landet er unter Boernes Messer, mit einem mysteriösen Gegenstand in der Luftröhre anstatt Geld in der Tasche. Die infrage kommenden Tatverdächtigen werden fein säuberlich der Reihe nach abgearbeitet, und ein ambivalentes oder gar offenes Ende hat man beim Münster-"Tatort“ ohnehin noch nie geschätzt. Nicht falsch verstehen: Das ist großartig! Es ist Sonntagabend, das Wochenende war hart, der Montag wird härter – da will man entspannen. Der Münster-"Tatort“ hat das immer verstanden. Falls man das Wörtchen „altbacken“ also auch irgendwie nett meinen kann, dann sind die Münsteraner Fälle auf ganz wunderbare Art etwas trutschig. Der Humor: eher höhö als zynisch. Die Fälle: liegen nicht allzu schwer im Magen. Richtig böse Sachen kommen im Münsterland eher selten an. Die Ermittler: bisschen irre zwar, aber nicht schmerzhaft. Ach so, Luft anhalten, etwas ändert sich doch: Die ewige Azubi Nadeshda (Friederike Kempter) hat’s endlich geschafft und ist jetzt Kommissarin. Weiteratmen. 31 May 2015 ## AUTOREN (DIR) ANNA KLÖPPER ## TAGS (DIR) Tatort (DIR) TV-Krimi (DIR) ARD (DIR) Tatort (DIR) Tatort (DIR) Til Schweiger (DIR) Tatort (DIR) Tatort (DIR) Shakespeare (DIR) Krimi (DIR) Krimi ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) „Tatort“ aus Ludwigshafen: Old School vs. New School Im neuen „Tatort“ geraten Lena Odenthal und die ehrgeizige Nachwuchsermittlerin Johanna Stern wiederholt aneinander. Das nervt. (DIR) „Tatort“ aus Münster: Lustiger wird’s nicht Das Brot von Thiel ist verschimmelt, Boerne vergisst, sein Atemgerät abzunehmen … klingt langweilig. Das ist dieser Münster-Tatort auch. Mal wieder. (DIR) Til Schweiger und sein Flüchtlingsheim: Guter Til, schlechter Til Til Schweiger kann einfach nichts richtigmachen. Er positioniert sich deutlich und leistet aktiv Hilfe – und trotzdem prügeln alle auf ihn ein. (DIR) Forderung von Tatort-Schauspielern: Zeit für homosexuelle Kommissare Im Münsteraner Tatort mimten Boerne und Thiel ein schwules Pärchen. Nun fordern sie mehr „echte“ lesbische oder schwule ErmittlerInnen. (DIR) SWR-Tatort aus Ludwigshafen: Ein bisschen New York Nicht immer ist der Täter auch der Böse. Und manchmal ist er nicht einmal der Täter. Tim Trageser präsentiert einen cleveren Tatort. (DIR) Neues „Tatort“-Team in Frankfurt: Das. Muss. Knallen! Kein Grund zum Jubeln: Jede Menge Tote, Verwirrungen und ein bisschen Liebe, leider von allem etwas zuviel und dazu noch sehr unausgegoren. (DIR) Letzter „Tatort“ aus Leipzig: „Fuck you, Medea!“ Im Sonntagskrimi geht es um eine Kindesentführung. Einige Dinge bleiben nicht nachvollziehbar. Keppler und Saalfeld ohrfeigen sich zum Abschied. (DIR) Nerviger „Tatort“ aus Köln: Von Staub bedeckt „Dicker als Wasser“ erzählt eine hanebüchene Geschichte um einen toten Nachtclubbesitzer und einen Gangstervater. Der einzige Lichtblick ist Armin Rohde.