# taz.de -- Letzter „Tatort“ aus Leipzig: „Fuck you, Medea!“ > Im Sonntagskrimi geht es um eine Kindesentführung. Einige Dinge bleiben > nicht nachvollziehbar. Keppler und Saalfeld ohrfeigen sich zum Abschied. (IMG) Bild: Und Tschüss! Es gibt Filme, bei denen bekommt man schon nach kurzer Zeit einen Ohrwurm. Nicht von irgendeinem Song aus dem Vorspann, sondern von Herbert Grönemeyer: „Was soll das? Was soll das?“ Der letzte Leipziger „Tatort“ des Duos Saalfeld/Keppler (Simone Thomalla/Martin Wuttke) ist so ein Was-soll-das-Film. Keppler schaut und spricht den Zuschauer gleich am Anfang direkt an: „Was ist der Sinn des Lebens? Die Frage ist doch: Soll das Ganze ein Scherz sein oder mehr eine Tragödie?“ Es keimt Hoffnung auf: Haben sich die MacherInnen (Buch: Sascha Arango, Regie: Claudia Garde) rechtzeitig zum letzten Auftritt doch noch auf die Stärken dieses Paars besonnen: alles außer Thomalla? Nein, haben sie leider nicht. Es wird kein Krimi aus der Sicht Kepplers. Dessen Dialoge mit der Kamera stärken nichts außer den Ohrwurm im Kopf. Die kleine Magdalena wird in einer Fußgängerunterführung entführt. Die Täter kennt der Zuschauer. Die Spannung soll nun wohl daraus entstehen, dass sich die Schlinge zuzieht. Und nebenbei aus dem Zusammentreffen des Zynikers Keppler mit Magdalenas Eltern, deren einzige Hilfe darin besteht, auf Gott zu vertrauen. Doch weder passiert das eine (die Schlinge verkleinert sich keinen Zentimeter), noch erschließt sich das andere: Warum müssen die Eltern in diesem Entführungsfall mit dem Titel „Niedere Instinkte“ aus so einer obskuren christlichen Hippiegemeinde kommen? Und dann streiten sich Keppler und Saalfeld auch noch offen in der Kantine, weil er ihre Nachbarin bumst. Eifersüchtig sei sie, meint Keppler. Ohrfeige für ihn. Ohrfeige für sie. Entsetzte Blicke der Kolleginnen und Kollegen. „Ich hasse dich!“, schreit sie. „Fuck you, Medea!“, brüllt er. Und das Ende dieses Films wird noch bescheuerter. Versprochen. Immerhin verschwindet mit dem letzten Auftritt von Saalfeld und Keppler auch der Ohrwurm. „Was soll das?“, fragt sich niemand nach diesem Abgang. 26 Apr 2015 ## AUTOREN (DIR) Jürn Kruse ## TAGS (DIR) Krimi (DIR) Leipzig (DIR) Tatort (DIR) Tatort (DIR) Shakespeare (DIR) Tatort (DIR) Krimi (DIR) Nürnberg (DIR) Brennpunkt (DIR) Meret Becker ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Tatort aus Münster: Andernorts ist nicht Münster Der Humor ist nicht zynisch, sondern „höhö“, auch Ambivalenz ist des Tatorts Sache nicht – denn es ist der Münsteraner und das ist auch gut so. (DIR) Neues „Tatort“-Team in Frankfurt: Das. Muss. Knallen! Kein Grund zum Jubeln: Jede Menge Tote, Verwirrungen und ein bisschen Liebe, leider von allem etwas zuviel und dazu noch sehr unausgegoren. (DIR) „Tatort“ von der re:publica: Der Tod kam aus der Mate-Flasche Bloggerinnen drehen auf der re:publica einen „Tatort“ ohne die altbekannten Klischees. Dafür spielen sie mit neuen und inszenieren sich selbst. (DIR) Nerviger „Tatort“ aus Köln: Von Staub bedeckt „Dicker als Wasser“ erzählt eine hanebüchene Geschichte um einen toten Nachtclubbesitzer und einen Gangstervater. Der einzige Lichtblick ist Armin Rohde. (DIR) Tatort aus Nürnberg: Reinkarnation eines Lieblings Ein neues Tatort-Team: Paula Ringelhahn und Felix Voss sind die beiden Hauptkommissare. Irritationen fordern im Franken-Tatort das Publikum. (DIR) „Tatort“ aus Kiel: Alles ganz falsch machen In Kiel-Gaarden wird eine Leiche gefunden. Gaarden gilt als Schmuddelbezirk. Ein sozialkritischer „Tatort“ über Armut und Perspektivlosigkeit, der leider kalt lässt. (DIR) „Tatort“ aus Berlin: Pseudo-Sightseeing mit dem RBB Durch die Nächte tanzen, an den Tagen gegen das organisierte Verbrechen ermitteln: Der Berliner Tatort glänzt durch die Besetzung.