# taz.de -- Kolumne Über Kreuz: Hohn und Spott
       
       > Bei den Christen haut die taz gerne mal drauf. Aber auch Mitarbeiter, die
       > noch im kirchlichen Club sind, haben oft nicht viel zu lachen.
       
 (IMG) Bild: Einige lesen die taz, um klug zu werden. Andere schreiben für sie und wieder andere beten.
       
       Mein unfreiwilliges Coming-out fand vor ungefähr zehn Jahren statt, als ich
       im Lohnbüro der taz anrufen musste. „Ich zahle Kirchensteuer, ihr müsst da
       was ändern“, sagte ich und hörte am anderen Ende der Leitung einige Momente
       erst einmal gar nichts. Doch die Botschaft dieses beredten Schweigens war
       eindeutig: Es gibt sie also auch bei uns, diese Irren, die freiwillig einem
       christlichen Club angehören (in diesem Fall dem evangelischen) und dafür
       auch noch bezahlen.
       
       Meinem Anruf vorausgegangen war ein Brief der Kirchensteuerstelle Neukölln,
       die mich offensichtlich jahrelang schlichtweg vergessen und nicht einmal
       als Karteileiche geführt hatte. Nun wollte sie wissen, ob ich getauft,
       konfirmiert und dann aus dem Verein ausgetreten sei. Gemäß des 8. Gebots
       (Du sollst nicht lügen – allenfalls in Notfällen) bejahte ich nur die
       beiden ersten Fragen.
       
       Fortan entrichtete ich brav monatlich meinen Obolus (aktuell sind das 27,50
       Euro). Und wurde in der taz bisweilen mit einigem Argwohn betrachtet, hin
       und wieder fiel auch die eine oder andere despektierliche Bemerkung. Dabei
       hat das Blatt doch ein Herz für Minderheiten aller Art, für die Mühseligen
       und Beladenen dieser Welt.
       
       Von wegen! Bei den Christen ist Schluss mit lustig. Oder eben gerade nicht.
       Hohn und Spott gehen immer, und bisweilen ist kein Witz zu platt, um es
       Protestanten oder Katholiken mal wieder so richtig zu besorgen.
       
       ## Hassobjekt Papst
       
       Bevorzugtes Hassobjekt ist der Papst (so fiel dem Kolumnisten Wiglaf Droste
       zum Tod von Johannes Paul II. der sinnige Satz ein: Die polnische Flugente
       ist abgestürzt). Manchmal kann man sich aber auch an Jesus höchstpersönlich
       ganz gut abarbeiten. So bezeichnete die taz 1996 aus Anlass des
       Kruxifix-Urteils des Bundesverfassungsgerichtes den Gekreuzigten als
       „Balken-Sepp“, was eine Missbilligung des Presserats nach sich zog.
       
       Manchmal erbarmte sich denn doch ein tazler und hatte Gesprächsbedarf zum
       Thema Religion. Er habe ja versucht zu glauben, sagte mir ein Kollege,
       dessen Kind mit einer chronischen Krankheit auf die Welt gekommen war. Aber
       das habe dann doch nicht geklappt. Nun ja!
       
       Ach übrigens: Meine jahrelange finanzielle Abstinenz in Sachen Kirche hätte
       unangenehme Folgen haben können. Hatte sie aber nicht. Anstatt eines satten
       Nachzahlungsbescheids kam nur ein kurzes Schreiben: Hiermit freuen wir uns,
       Sie als Mitglied unserer Gemeinde begrüßen zu können.
       
       7 Jun 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Barbara Oertel
       
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