# taz.de -- Kommentar Ehe und Kirchensteuer: Du hast die Katze, ich hab die Kirche
       
       > Besserverdienende Atheisten zahlen ihrem gläubigen Partner weiterhin die
       > Kirchensteuer. Die Kirche sollte „Nein“ zu dieser Abgabe sagen.
       
 (IMG) Bild: Die Katze ist vermutlich auch nicht katholisch
       
       Auf den ersten Blick mag das [1][Straßburger Urteil] einleuchtend sein. Wer
       heiratet und dadurch die steuerrechtlichen Vorteile beim Ehegattensplitting
       erlangt, muss auch die Nachteile bei der Kirchensteuer in Kauf nehmen.
       Besserverdienende Atheisten in einer Ehe zahlen ihrem schlechter oder gar
       nicht verdienenden gläubigen Partner die Kirchensteuer, wenn sie gemeinsam
       steuerlich veranlagt werden. Wenn ein Paar diese Regelung nicht will, kann
       es eine getrennte Veranlagung beantragen – oder beide können aus der Kirche
       austreten.
       
       Und dann existiert noch eine dritte Möglichkeit: Die Kirchen könnten von
       sich aus darauf verzichten, Konfessionslose für die Zahlung der
       Kirchensteuer ihres Partners heranzuziehen. Sie würden damit einen großen
       Beitrag zum Ehefrieden leisten.
       
       Konfessionslose haben sich in vielen Fällen bewusst dafür entschieden, den
       Kirchen kein Geld mehr zukommen zu lassen. Mit ihren Partnern sind sie
       nicht wegen, sondern trotz deren Glaubens zusammen. Die
       Kirchenmitgliedschaft des eigenen Mannes oder der eigenen Frau ist für sie
       so etwas wie in anderen Beziehungen eine Katzen- oder FC Bayern-Liebe: eine
       Marotte, die man hinnimmt, einem aber in schlechten Stunden eine Ahnung
       gibt, bei dem Partner könnte noch mehr seltsam sein.
       
       Um in Beziehungen die gegenseitige Achtung zu erhalten, ist es wichtig,
       sich nicht über die gemeinsame Finanzierung persönlicher Vorlieben streiten
       zu müssen: Katzenstreu und Fußballtickets sollten aus dem persönlichen
       Budget, nicht aus der Haushaltskasse bezahlt werden.
       
       So ist es auch mit der Kirchensteuer: Wer glückliche Ehen will, lässt
       Atheisten nicht die Kirchensteuern seines Partners oder seiner Partnerin
       bezahlen. Sich über eine christliche oder atheistische Erziehung der Kinder
       zu einigen, ist schon anstrengend genug. Aber die Kirchen, die Probleme mit
       der Finanzierung ihrer Gotteshäuser haben, sehen das anders.
       
       6 Apr 2017
       
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