# taz.de -- Krisentreffen zu Libyen in Berlin: Regierung lehnt UN-Friedensplan ab > Seit Monaten bekämpfen sich zwei konkurrierende libysche Regierungen. > Jetzt soll der Weg für eine einheitliche Administration freigemacht > werden. (IMG) Bild: Hinter den Fensterfronten des Auswärtigen Amtes wird eine Lösung für Libyen gesucht. TRIPOLIS/SKHIRAT/BERLIN dpa | Die international anerkannte libysche Regierung hat den UN-Entwurf einer Einheitsregierung für das tief gespaltene Land zurückgewiesen. Die Delegation sei vom Parlament in Tobruk aufgefordert worden, die Friedensgespräche im marokkanischen Ort Skhirat sofort zu verlassen, teilte das Sekretariat des Parlamentspräsidenten am Dienstag mit. Der vierte Entwurf der Vereinten Nationen für eine „Regierung der nationalen Einheit“ stößt vor allem deshalb auf Kritik, weil er den konkurrierenden Islamisten in wichtigen Bereichen einen Vorteil verschaffe, hieß es. In Libyen existieren vier Jahre nach dem Sturz von Diktator Muammar al-Gaddafi zwei Regierungen nebeneinander: Die eher weltliche, international anerkannte sitzt in Tobruk. In der Hauptstadt Tripolis im Westen des Landes herrscht eine islamistische Gegenregierung. In dem ölreichen Land toben zudem seit Monaten Kämpfe rivalisierender Milizen. Das Chaos in dem Land machen sich die Extremisten vom Islamischen Staat (IS) zunutze. Unklar war zunächst, ob Vertreter des Parlaments in Tobruk am Mittwoch zu geplanten Gesprächen in Berlin erscheinen werden. Das US-Außenministerium ging aber davon aus. Es habe zwar Berichte gegeben, die darauf hindeuteten, dass einige im Parlament in Tobruk die Verhandlungsführer zurückbeordern wollten, sagte Sprecher Jeff Rathke. Dennoch seien nach US-Erkenntnis Delegationen beider Seiten auf dem Weg in die deutsche Hauptstadt. ## Krisentreffen in Berlin Auf Einladung von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) findet dort ein Krisentreffen zur Lage in Libyen statt. Neben dem UN-Vermittler Bernardino León sollten auch Vertreter aus Libyen sowie die Libyen-Gesandten der fünf UN-Vetomächte kommen. Mit dem Krisentreffen will die internationale Gemeinschaft die Suche nach einer Lösung für den Konflikt in Libyen vorantreiben. An der Konferenz, die am Mittwoch im Auswärtigen Amt begann, nehmen unter anderem der Libyen-Sondergesandte der Vereinten Nationen, Bernardino León, die Libyen-Beauftragten der fünf UN-Vetomächte sowie zwei Dutzend Vertreter aus Libyen teil. Ziel der internationalen Gemeinschaft ist es, eine „Regierung der nationalen Einheit“ zu vermitteln. Knapp vier Jahre nach dem Sturz von Diktator Muammar al-Gaddafi ist das nordafrikanische Land vom Zerfall bedroht. Nach Angaben des Auswärtigen Amts waren zum Auftakt des Treffens auch alle 23 eingeladenen Vertreter aus Libyen dabei. 10 Jun 2015 ## TAGS (DIR) Libyen (DIR) Islamisten (DIR) UN (DIR) Frank-Walter Steinmeier (DIR) Schwerpunkt Libyenkrieg (DIR) Libyen (DIR) Syrien (DIR) Jürgen Trittin ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Kämpfe in Libyen: Ja zum UN-Friedensplan Die anerkannte libysche Regierung stimmte in Marokko einem UN-Plan zur Beendigung des Bürgerkriegs zu. Das nicht anerkannte Parlament boykottierte die Gespräche. (DIR) Inhaftierung von Flüchtlingen: Spielball im libyschen Chaos Libyens Bürgerkrieg stellt die Migranten vor die Wahl: Sie können die Fahrt übers Mittelmeer wagen – oder in Milizenlagern verschwinden. (DIR) Syrien-Tagebuch Folge 14: Gefährliche Islamisten freigelassen Der in Beirut lebende Aktivist Maher Esber (36) saß von 2006 bis 2011 in der syrischen Stadt Saidnaya im Gefängnis. (DIR) Trittin über Kriege und Völkerrecht: „Europa nahm IS-Wachstum in Kauf“ Jürgen Trittin über ein Syrien ohne Assad, russischen Völkerrechtsbruch und die Frage, ob man durch Nichtstun schuldig werden kann. (DIR) Blogger über Tripolis: „Bye bye Gaddafi“ Mission erfüllt? Von wegen! Auch nach der Einnahme großer Teile von Tripolis sehen internationale Blogger die wahren Probleme erst noch kommen.