# taz.de -- Verkehr in Berlin: Radler auf breiter Spur
       
       > Mit neuen Markierungen soll die Zahl der Unfälle am Moritzplatz in
       > Kreuzberg verringert werden. Die Fahrradlobby ist begeistert.
       
 (IMG) Bild: Sollen am Moritzplatz weniger werden: Unfälle zwischen Autos und Fahrrädern.
       
       Ein beißender Geruch von Farbe hängt über dem Moritzplatz in Kreuzberg. Am
       Rand des Kreisverkehrs blockiert ein oranger Transporter den Fahrradweg,
       die Lädefläche ist offen. Von ihr räumen zwei Arbeiter Klebeband und so
       etwas wie lange Lineale, an einer Ausfahrt stehen einige Verkehrskegel. Der
       bei RadfahrerInnen gefürchtete Kreisverkehr bekommt einen neuen Anstrich.
       
       Seit Samstag verschwinden alte Markierungen, neue kommen hinzu. Etwa ein
       Drittel des Kreisverkehrs ist bis Donnerstagmittag neu gestrichen.
       Vorsichtig nähern sich Autos dem etwa zwei Meter breiten roten Streifen,
       der die Zu- und Ausfahrt an der Prinzenstraße Richtung Süden markiert und
       auf vorbeifahrende RadlerInnen hinweist. Er gehört zu den drei wesentlichen
       Veränderungen am Kreisverkehr Moritzplatz.
       
       Zudem schrumpft die Fahrbahn für Autos leicht: Sie sollen nicht mehr
       nebeneinanderher fahren und sich so gegenseitig verdecken können. Der
       Radweg wird gleichzeitig breiter, bis zu 3,40 Meter, und bekommt an den
       Abfahrten eine zusätzliche Spur für RadlerInnen, die den Kreisverkehr
       verlassen wollen. Gestrichelte Flächen sollen dafür sorgen, dass Autos und
       Fahrräder sich nicht zu nahe kommen.
       
       Genau das war bisher ein Problem am Moritzplatz. Er ist ein Unfallhotspot
       in Berlin. Radfahrer machen ein Fünftel der Nutzer des Kreisverkehrs aus,
       besonders an den Ein- und Ausfahrten gibt es regelmäßig Unfälle mit Autos –
       allein 157 zwischen 2012 und 2014. An fast jedem zweiten waren
       RadfahrerInnen beteiligt.
       
       Das soll sich ändern. Mit der Umgestaltung des Kreisverkehrs am Moritzplatz
       sollen „ein besseres und nachvollziehbares Miteinander der
       Verkehrsteilnehmer gefördert werden“, teilte die Senatsverwaltung für
       Stadtentwicklung und Umwelt am Donnerstag mit. Gemeint ist, dass Rad- und
       AutofahrerInnen Augenkontakt miteinander aufnehmen sollen. Petra Rohland,
       Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, erhofft sich von der
       Maßnahme deutlich weniger Unfälle, besonders die Gefahr beim Abbiegen solle
       beseitigt werden.
       
       Bernd Zanke vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club /ADFC) zeigt sich
       euphorischer – außergewöhnlich für einen Berliner Fahrradlobbyisten. „Die
       Unfallzahlen sollen sich gen null bewegen. Der Plan ist gut, also muss es
       die Lösung auch sein.“ Bisher sei der Kreisverkehr nicht auffällig genug
       gekennzeichnet gewesen. Das ändere sich durch die roten Fahrradstreifen an
       den Zu- und Ausgängen, die aus rot eingefärbtem Asphalt bestehen. „Eine
       Neuentwicklung“, sagt Zanke. „Bisher wurde da immer roter Kunststoff
       aufgetragen, der hat sich aber schnell abgefahren.“
       
       ## Hilfe auch für Fußgänger
       
       Die Kosten für die neue Markierung schätzt die Senatsverwaltung für
       Stadtentwicklung auf 25.000 Euro. Bis zum Ende der Schulferien am 28.
       August sollen die Arbeiten am Moritzplatz abgeschlossen sein. Für das
       kommende Jahr ist eine Verkehrsinsel an der Abzweigung Richtung Süden in
       die Prinzenstraße geplant. Sie soll FußgängerInnen das Überqueren des
       Kreisverkehrs erleichtern.
       
       20 Aug 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ronny Müller
       
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