# taz.de -- Kolumne Nullen und Einsen: Du hast da was am Auge > Seit 15 Jahren sind Datenbrillen das nächste große Ding. Jetzt sind sie > mal wieder aufgetaucht – nur nicht dort, wo wir sie erwartet haben. (IMG) Bild: Google-Chef Sergej Brin und Google-Glass-Designerin Diane von Fürstenberg schauen 2013 eine Modeschau an. Oder lesen ihre Mails, man weiß es nicht. Auf Facebook hat jemand [1][einen kurzen Ausschnitt aus „Markus Lanz“] geteilt, und da sitzt eine Frau mit einer bescheuert designten weißen Brille und beleidigt ein Buch. Ich brauche ein wenig, um zu verstehen, dass es sich nur um den Ausschnitt aus einer Mockumentary über die fiktive Einführung von Datenbrillen in Deutschland handelt. Und ich Trottel bin wirklich drauf reingefallen und dachte, solche Brillen tragen die Leute jetzt in Kreisen, wo man solche Brillen trägt. Da sind sie wieder, die Datenbrillen. Also, okay, „da“ sind sie seit gefühlt 15 Jahren, im Sinne von „noch nicht hier“. Wäre das Weblog Riesenmaschine noch aktiv, hätte es den Brillen schon längst eine Folge ihrer Reihe [2][der „Godot Trends“] gewidmet. Dabei sind die Vorteile der Datenbrille ja offensichtlich: Direktes Mitfilmen von allem, was man sieht. Mails lesen und dabei zwei Katzen gleichzeitig streicheln. Straßennamen, Busabfahrtszeiten, Essenspreise, sprich: weitergehende Informationen zu den Dingen um einen herum direkt eingeblendet bekommen. Schöne neue Welt. Bloß in echt hat das fast noch niemand gesehen. Die Datenbrille ist ein Produkt, mit dem nicht mal Google Erfolg hatte, das ja bekanntermaßen mit allem Erfolg hat (außer mit sozialen Netzwerken). Woran das liegen mag? „Eine Datenbrille ist ein kleiner Computer, der aussieht wie eine Sportbrille“, weiß [3][datenbrille.in] und benennt damit das Problem. Selbst Vollnerds wollen selten aussehen wie Vollnerds, und nicht einmal [4][eine mehrseitige Fotostrecke] in der Vogue konnte dafür sorgen, dass Sportbrillen hip werden. Passenderweise wurde die Google Glass von David Pogue bereits 2013 [5][mit der Awkardness eines Segway] verglichen: die Nummernschlosskofferträger-Version des großen „Die Zukunft ist endlich Gegenwart“-Traums. Trotzdem sind die Datenbrillen wieder da – konkret [6][am Fließband von VW]. Da kommen sie seit November zum Einsatz, die Brillen färben für die Arbeiter die Teile ein, damit sie schneller sehen, was sie greifen sollen. Und eben im deutschen Fernsehen. [7][“Operation Naked“] heißt die eingangs erwähnte Mockumentary, die am nächsten Montag im ZDF zu sehen ist und im Internet auch schon jetzt. Sie dreht sich um die in Deutschland entwickelte „Real-O-Rama“-Brille, inklusive German Angst, Hacktivisten, viel Mediensatire und einer ausführlichen Verhandlung von [8][Post-Privacy-Ideen] – mehr dazu in der taz dann am 22. Februar. Nicht mit den Datenbrillen verwechseln darf man übrigens die Virtual-Reality-Brillen, auch so ein Godot-Trend. Datenbrillen sind die, wo man durchschauen und die echte Welt mit mehr Infos sehen kann, Anwendungsgebiete sind der Alltag und draußen. VR-Brillen zeigen unechte Welten und man sieht damit so aus wie ein Zeitreisender in einem 60er-Science-Fiction-Film. Gedacht sind sie für den Freizeit- und Heimbereich. Hier steht im März 2016 endlich die Markteinführung des Oculus Rift an, das schon seit Jahren als Vorzeigeprodukt der Branche gilt. Auch Google hat im Januar eine Produktentwicklung [9][angekündigt]. Immerhin: die Pornoindustrie [10][beschäftigt sich bereits] mit den Möglichkeiten von VR-Brillen und die soll immerhin schon VHS und Internet-Streaming groß gemacht haben. Vielleicht kommt Godot ja doch bald mal. *** In einer früheren Fassung der Kolumne stand im vierten Absatz „und auf die Idee, mal die Leute von der Vogue und der Vanity Fair ordentlich zu schmieren, damit Sportbrillen hip werden, ist im Silicon Valley noch niemand gekommen“. Danke an [11][Adrian] für den Hinweis, dass es offenbar doch versucht wurde. 17 Feb 2016 ## LINKS (DIR) [1] https://www.facebook.com/operationnaked/videos/1944887189070436/?pnref=story (DIR) [2] http://riesenmaschine.de/?nr=20050822181411 (DIR) [3] http://www.datenbrille.in/ (DIR) [4] http://www.vogue.com/865212/the-final-frontier-google-glass-and-futuristic-fashion/ (DIR) [5] http://www.scientificamerican.com/article/why-google-glass-is-creepy/ (DIR) [6] http://www.golem.de/news/augmented-reality-vw-fuehrt-datenbrillen-ein-1511-117627.html (DIR) [7] http://www.zdf.de/operation-naked/operation-naked-42141132.html (DIR) [8] /!t5049809/ (DIR) [9] http://www.spiegel.de/netzwelt/gadgets/virtual-reality-google-plant-angeblich-noch-eine-vr-brille-a-1077013.html (DIR) [10] http://www.spiegel.de/netzwelt/apps/vr-pornos-virtual-reality-sex-fuer-oculus-rift-und-gear-vr-a-1066625.html (DIR) [11] https://twitter.com/the_wowl ## AUTOREN (DIR) Michael Brake ## TAGS (DIR) Virtual Reality (DIR) Datenbrille (DIR) Nullen und Einsen (DIR) Google Glass (DIR) Oculus Rift (DIR) Virtual Reality (DIR) Mobilfunk (DIR) Virtual Reality (DIR) Nullen und Einsen (DIR) Hasskommentare (DIR) Nullen und Einsen (DIR) Neid (DIR) Google Glass (DIR) Video (DIR) Datenbrille (DIR) Offline (DIR) Adblocker (DIR) Oculus Rift (DIR) Google Glass ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Dating-Simulator für Männer: Virtuell präpariert Zu schüchtern, um Frauen anzusprechen? Ein New Yorker Unternehmen verspricht Abhilfe per Virtual Reality. Aber nur für heterosexuelle Männer. (DIR) Kolumne Nullen und Einsen: Trottelkundin im Trottelsegment Wer keift und schimpft, erhält oft Sonderangebote beim Mobilfunkvertrag. Was aber, wenn man so ein Mensch nicht sein möchte? (DIR) Erstes Virtual-Reality-Kino in Deutschland: Schnitte mit dem Hula-Hoop-Reifen Ein Kino in Berlin hat sich auf 360-Grad-Filme spezialisiert. Das junge Medium testet seine dramaturgischen Grenzen noch aus. (DIR) Kolumne Nullen und Einsen: 51 Folgen, keine Frauen Die neue Staffel der Kultserie „Europameisterschaft“ läuft nicht bei Netflix, sondern auf ARD und ZDF. Für Binge-Watcher haben die kein Verständnis. (DIR) Kolumne Nullen und Einsen: Hass braucht kein Internet Botschaften im Hausflur und Blogs wie „Notes of Berlin“ beweisen: Die Menschen sind auch im Real Life total verroht. (DIR) Kolumne Nullen und Einsen: Mit dem Fahrrad durchs Silicon Valley Die Firmenzentralen von Google und Facebook sind längst Touristenattraktionen. Dazwischen wartet ein schönes Stück Küstenlandschaft. (DIR) Kolumne „German Angst“: Die Neid-Partei Die vom kollektiven Ödipuskomplex Befallenen wollen die gute Mutter stürzen und durch einen Autoritären ersetzen. Einen, der sie arm machen wird. (DIR) Collage fiktiver Medienberichte: Die Brille des Grauens Die fiktive Dokumentation von Mario Sixtus nutzt Spott über Datenbrillen für eine Mediensatire. „Operation Naked“ wird am Montag im ZDF gezeigt. (DIR) Transkontinentale Reisen ohne Jetlag: „Brille auf und ab an den Pool!“ Urlaubssprünge von Zypern nach Rhodos oder aufs Empire State Building – in 15 Minuten, ganz virtuell. Können wir uns das Reisen künftig sparen? (DIR) Google Glass wird nicht mehr verkauft: Zurück ins Labor Die Computerbrille Google Glass ist seit 2012 nie über den Status eines umstrittenen Pilotprojekts hinausgekommen. Jetzt wird die erste Version nicht mehr verbreitet. (DIR) Kolumne Nullen und Einsen: Eine Minute offline Michael Brake ist onlinesüchtig. Kein Extremfall, gerade so abhängig wie jeder von uns. Doch Michael Brake wagt einen nie dagewesenen Selbstversuch. (DIR) Kolumne Nullen und Einsen: Das sind ja drei Wünsche auf einmal! Online-Werbung kann nerven, klar. Die kleingeistige Abgreifermentalität vieler Internetnutzer kann aber noch viel mehr nerven. (DIR) Oculus-Rift und Facebook: Liken in der dritten Dimension Facebook kauft sich einen Hersteller von 3D-Brillen und steigt ins Hardware-Geschäft ein. Marc Zuckerberg glaubt offenbar an den virtuellen Alltag von morgen. (DIR) Google Glass mit neuer Optik: Jetzt auch für Hipster Bisher gilt Googles Datenbrille Google Glass als Spielzeug für Technik-Fans. Um das Gerät für den Massenmarkt fit zu machen, kooperiert Google mit Ray-Ban und Oakley.