# taz.de -- Niedersachsens Polizei im Zeichentrick: Polizei mit Kulleraugen
       
       > Niedersachsens Landeskriminalamt hat einen Trickfilm über sich selbst
       > produziert. Der erinnert an „South Park“ – allerdings ohne prügelnde
       > Polizisten.
       
 (IMG) Bild: Könnte im Cartoon-Städtchen „South Park“ sein: Niedersachsen im LKA-Video.
       
       HAMBURG taz | Die Polizei Niedersachsen stellt sich Geflüchteten neuerdings
       [1][mit einem Trickfilm] vor: Ziel des Videos im Netz sei es, den neu
       Angekommenen die Rolle und Aufgaben der Polizei zu erklären, sagt Rita
       Salgmann, Leiterin der Zentralstellen Gewalt, Eigentum, Prävention und
       Jugendsachen im Landeskriminalamt (LKA). In dem Video mit dem Titel „Police
       present themselves – Die Polizei stellt sich vor“ stellt das LKA auf über
       fünf Minuten Länge seine Aufgaben dar.
       
       Das ganze ist in acht Kapitel wie Verkehr, Einsatz in
       Flüchtlingsunterkünften, Abwehr von Gefahren oder Großeinsätze unterteilt –
       und erinnert dabei stark an die US-amerikanische Zeichentrickserie „South
       Park“.
       
       Gebäude und Figuren sind einfach gezeichnet. Zwar kommen die Polizisten in
       dem Video ganz ohne Sprache aus, die fröhliche Hintergrundmusik ist aber
       zumindest an den Sound der Zeichentrick-Serie angelehnt.
       
       ## Die Vorlage ist nicht gerade Polizei-PR
       
       Im sozialen Netzwerk Facebook, wo das Video seit Ende vergangener Woche
       kursiert, waren viele NutzerInnen überrascht – nicht nur, weil sie den
       LKA-BeamtInnen wohl nicht so viel Humor zugetraut hätten, ihre Produktion
       an die erfolgreiche Comedy-Serie anzulehnen. Irritierend ist die optische
       Ähnlichkeit vor allem deshalb, weil die [2][Polizei in den echten
       South-Park-Folgen] überhaupt nicht gut weg kommt. Die
       Zeichentrick-PolizistInnen treten meistens dumm, ziemlich faul, gewalttätig
       und rassistisch pöbelnd in Erscheinung.
       
       Das LKA will daher auch lieber keine Parallele vom eigenen Imagefilm zu
       South Park ziehen: Man habe sich nicht auf die Comedy-Serie bezogen, sagte
       Salgmann. Der Film sei produziert worden, um ein positives Bild der Polizei
       zu vermitteln – „als Freund und Helfer, aber auch als ein deutlicher
       Hinweis auf die Stellung der Polizei in einem Rechtsstaat“, so die
       LKA-Beamtin.
       
       Viele Flüchtlinge hätten falsche Vorstellungen von den Aufgaben der Polizei
       in Deutschland. Aus Testpräsentationen in Flüchtlingsunterkünften wisse
       man, dass die Vermittlung von Inhalten über die einfachen Zeichnungen gut
       funktioniere.
       
       ## Gut erklärt oder für dumm verkauft?
       
       Kai Weber vom niedersächsischen Flüchtlingsrat lobte zwar die Intention der
       Polizei, sich als Ansprechpartnerin für Geflüchtete zu präsentieren. Er
       sprach aber von einer Gratwanderung zwischen einfachen Erklärungen und
       solchen, die „Leute für dumm verkaufen“.
       
       Wenn man Botschaften an Flüchtlinge auf einem Niveau formuliere, das dem
       von Kleinkindern entspreche, könne man sich schon fragen, für wie blöd die
       Polizei Geflüchtete halte. Das Video sei da „hart an der Grenze“. Er lobte
       aber, dass einer der Zeichentrick-Polizisten schwarz sei.
       
       Polizei-Hunde und -Pferde kommen in dem Video nicht vor. Auch keine
       Knüppel, Wasserwerfer oder Tränengas, bei einer Demo stehen die
       PolizistInnen nur neben den Demonstranten. Die Reaktionen der NutzerInnen
       bei Facebook fallen daher verschieden aus: Sie reichen von „toll gemacht“
       über „wir beten jeden Tag für die Polizei“ bis „Wer denkt sich denn auf
       welchen Drogen solchen Schwachsinn aus“. Das LKA stören die Reaktionen
       nicht: „Letztlich dient der Film dazu, ins Gespräch zu kommen“, sagt
       Salgmann. „Das scheint gelungen zu sein.“
       
       15 Mar 2016
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.facebook.com/LandeskriminalamtNiedersachsen/videos/vb.360574570628518/1109819922370642/
 (DIR) [2] https://www.youtube.com/watch?v=qbQDRbZCIZc
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Katharina Schipkowski
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Polizei
 (DIR) Niedersachsen
 (DIR) Flüchtlinge
 (DIR) Zeichentrick
 (DIR) Bremen
 (DIR) Western
 (DIR) Schwerpunkt Flucht
 (DIR) ZDF Neo
 (DIR) Flüchtlinge
 (DIR) Schwerpunkt Flucht
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Bremer Trickfilmerin Jule Körperich: Kackekringel aus Ton
       
       Die Bremerin Jule Körperich macht altmodische Animationsfilme über
       Polizeigewalt und Wohngemeinschaften – und ist eigentlich Anwältin.
       
 (DIR) Western in Niedersachsen: Altmetall statt blaue Bohnen
       
       In seinem Spielfilmdebüt „Schrotten!“ erzählt Max Zähle von
       Schrotthändlern, die im niedersächsischen Wald einen Zug ausrauben.
       
 (DIR) Betreuung von Flüchtlingen: Die guten Cops von Seeth
       
       Anders als in anderen Bundesländern befindet sich in Schleswig-Holstein
       eine Polizeiwache in Flüchtlingsunterkünften. Bringt das was?
       
 (DIR) Sitcom „Blockbustaz“: Im Serien-Problemviertel
       
       Die Sitcom mit den Altrappern Eko Fresh und Ferris MC erzählt unbefangen
       vom Leben im sozialen Brennpunkt. Sie wird von der TV-Realität eingeholt.
       
 (DIR) Härtere Gangart in Niedersachsen: Abschiebung per Rollkommando
       
       Der Flüchtlingsrat verlangt von Niedersachsen, die Änderung des
       Asylverfahrens auf menschenfreundliche Weise umzusetzen.
       
 (DIR) Flüchtlinge in Niedersachsen: „Am Arsch der Welt“
       
       Das Dorf Sumte hat etwa 100 Einwohner. Nun soll es 1.000 Flüchtlinge
       aufnehmen. Dafür fehle schlicht die Infrastruktur, sagt der Bürgermeister.