# taz.de -- Pommesbude aus legendärem Film: Jetzt kommt sie in den Frittenhimmel
       
       > In „Himmel über Berlin“ trank Peter Falk hier Kaffee; jetzt wird die im
       > Film zu sehende Pommesbude am U-Bahnhof Güntzelstraße abgerissen. Warum
       > nur?
       
 (IMG) Bild: Einst stand hier Peter Falk; nun steht hier bald nichts mehr.
       
       Nichts weiß die junge Frau über den Mann, den sie sucht, nicht, wie er
       aussieht, und auch keinen Namen. „Nothing, huh? Now, this is a tough case“,
       gluckst Peter Falk, der gerade einen Kaffee am Imbiss trinkt. Bundesallee
       Ecke Trautenaustraße, neben dem Eingang zum U-Bahnhof Güntzelstraße und der
       Shell-Tankstelle. Was hat Lieutenant Columbo dorthin verschlagen? Ganz
       einfach: das Drehbuch von Wim Wenders’ „Der Himmel über Berlin“, 1987,
       Koautor Peter Handke.
       
       Peter Falk spielt darin einen US-Seriendarsteller namens Peter Falk, der in
       Wirklichkeit früher Engel war und deshalb gerne mal auf Verdacht mit seinen
       Exkollegen plaudert, etwa beim Kaffee. In diesem Fall ist die junge Frau
       aber ein Mensch und auf der Suche nach Bruno Ganz alias Damiel, noch so
       einem frisch geerdeten Geistwesen.
       
       Peter Falk ist tot, Solveig Dommartin, die Frau, ebenso. Bruno Ganz spielt
       nur noch eine einzige Rolle, den grantelnden Alten mit den buschigen
       Augenbrauen und dem weichen Kern. Überhaupt ist Berlin nicht mehr, was es
       1987 mal war. Aber die Bude, die steht noch. Noch!
       
       ## Vergilbte Filmszenen
       
       Denn schon seit Jahren brutzeln hier keine Pommes mehr in Palmin, der
       Rollladen bleibt unten, und die Screenshots aus dem Film, der die kleine
       Bräterei ein bisschen berühmt gemacht hat, vergilben hinter verschmiertem
       Kunststoff. Und in ein paar Wochen soll das Abräumkommando anrücken, sagt
       der Baustadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf, Marc Schulte (SPD), auf
       Anfrage der Grünen im Bezirk. Es gelinge dem Amt nämlich einfach nicht,
       Kontakt zum heutigen Eigentümer herzustellen. – Mal im Ernst: Wer macht
       denn so was? Ohne Not die ganz reale Kulisse eines Kultfilms beseitigen?
       Um womöglich an derselben Stelle einen Kotbeutelspender oder eine
       Stromzapfsäule aufzustellen? Das darf nicht passieren.
       
       An dieser Stelle deshalb die herzliche Bitte an Wim Wenders, der immerhin
       noch lebt und sich guter Solvenz erfreut: Kaufen Sie die Bude! Lassen Sie
       dort wieder Fritten im Fettbad schwimmen, oder stellen Sie halt einen
       Bildschirm rein, auf dem Ihre Filme rauf und runter laufen. Oder besser nur
       den „Himmel“, das reicht.
       
       Damit sich die größten Melancholiker unter uns auch künftig davorstellen
       können, um bedeutungsschwanger ins Leere zu sprechen: „I can’t see you, but
       I know you’re here. I feel it. Compañero.“
       
       1 Apr 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Claudius Prößer
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Abriss
 (DIR) Wim Wenders
       
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