# taz.de -- Brüsseler Attentäter: War belgischer Premier ein Ziel?
       
       > Ermittler finden laut Medien auf einem sichergestellten Computer Pläne
       > Charles Michels Amtssitz. Auf dem Rechner findet sich auch eine Notiz
       > eines Attentäters.
       
 (IMG) Bild: Möglicherweise im Visier der Täter gewesen: Charles Michel
       
       BRÜSSEL/DEN HAAG dpa | Die Brüsseler Terrorzelle könnte laut
       Medienberichten auch ein Attentat auf den belgischen Premierminister
       Charles Michel geplant haben. Auf der Festplatte eines sichergestellten
       Computers seien Pläne und Fotos vom Amtssitz und einer Wohnung des
       liberalen Regierungschefs entdeckt worden, berichteten mehrere Zeitungen
       übereinstimmend.
       
       Ein Regierungssprecher bestätigte De Tijd, L‘Echo und Le Soir lediglich, es
       gebe für die Gebäude seit einiger Zeit besonders strenge
       Sicherheitsvorkehrungen.
       
       Der Computer mit den Fotos und Plänen war nach den Anschlägen am Dienstag
       vergangener Woche in einem Müllbehälter nahe einem Unterschlupf der
       Terrorzelle gefunden worden. Die Staatsanwaltschaft hatte bereits
       bestätigt, dass sich auf dem Rechner auch eine Art Testament des
       Selbstmordattentäters Ibrahim El Bakraoui befand. Er werde „überall
       gesucht“, notierte El Bakraoui vor seiner Terrortat, und sei deshalb „in
       Eile“.
       
       Eine gute Woche nach den Anschlägen mit zusammen 32 Toten tauchen weitere
       Informationen über frühzeitige Warnungen auf. In Den Haag wurde am Mittwoch
       deutlich, dass die Niederlande bereits eine Woche vor den Attentaten von
       der New Yorker Polizei über den gefährlichen Hintergrund der Brüder Ibrahim
       und Khalid El Bakraoui informiert wurden. Ibrahim sprengte sich am
       Flughafen in die Luft, Khalid in der U-Bahn.
       
       ## Ein Irrtum
       
       Außerdem seien die Niederlande darüber informiert worden, „dass beide
       Brüder von den belgischen Behörden gesucht werden“, teilte Justizminister
       Ard van der Steur dem Parlament mit. Einen Tag später, am 17. März, sei
       dies auch bei Gesprächen zwischen niederländischen und belgischen
       Polizeidiensten geäußert worden. Zuvor hatte der Minister angegeben, dass
       die Meldung vom amerikanischen FBI kam. Das sei ein Irrtum gewesen, räumte
       er nun ein.
       
       Warum die Niederlande von der New Yorker Polizei über zwei belgische
       Staatsbürger informiert wurden, konnte der Minister noch nicht sagen. Die
       belgische Polizei hatte am Vortag dementiert, aus den USA neue Warnungen
       erhalten zu haben.
       
       Gesucht wird noch der dritte Attentäter vom Flughafen, der „Mann mit dem
       Hut“. Ein Terrorverdächtiger, der nach einem Medienbericht angeblich der
       „dritte Mann“ gewesen sein soll, wurde zu Wochenbeginn wieder freigelassen.
       Laut belgischen Medien soll ein zweiter Mann an dem Metro-Anschlag
       beteiligt gewesen sein, eine offizielle Bestätigung dafür gibt es aber
       nicht.
       
       Noch immer unklar ist, wann am Brüsseler Flughafen wieder
       Passagiermaschinen starten und landen können. Nach einer Mitteilung des
       Airports werde der Betrieb nicht vor Donnerstagnachmittag starten können.
       Zahlreiche Flüge werden über andere belgische Flughäfen umgeleitet.
       
       Bei dem Anschlag war die Abflughalle des Flughafens zerstört worden. Um den
       Passagierverkehr wieder aufnehmen zu können, wurden in den vergangenen
       Tagen in einem nicht zerstörten Teil des Airports provisorische
       Check-in-Schalter aufgebaut.
       
       30 Mar 2016
       
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