# taz.de -- Konsequenz aus der Panama-Affäre: Cameron veröffentlicht Steuerdaten
       
       > Der britische Premier legt seine Steuererklärungen der letzten sechs
       > Jahre offen. So will Cameron die Kritik im Zuge der Panama
       > Papers-Enthüllungen entschärfen.
       
 (IMG) Bild: Auch sein Name taucht in den Panama Papers auf: Premierminister David Cameron
       
       LONDON afp | Nach den Enthüllungen der Panama Papers startet der unter
       Druck geratene britische Premierminister David Cameron eine
       Transparenzoffensive. Der Regierungschef veröffentlichte am Sonntag eine
       Zusammenfassung seiner Steuererklärungen der vergangenen sechs Jahre. Er
       kündigte zudem die Bildung einer Arbeitsgruppe an, die die Daten zu
       Briefkastenfirmen in Steueroasen analysieren soll. Beim Parteitag der
       Tories gestand Cameron am Samstag einen unglücklichen Umgang mit der Affäre
       ein.
       
       „Das war keine gute Woche“, lautete Camerons Bilanz der vergangenen Tage.
       „Ich weiß, dass ich damit besser hätte umgehen müssen“, gestand er bei dem
       Parteikongress in London ein. Weder sein Büro noch seine Berater könnten
       für die misslungene Reaktion auf die Enthüllungen der Panama Papers
       verantwortlich gemacht werden, sagte Cameron, sondern nur er selbst. Er
       habe seine Lektion gelernt.
       
       Cameron hatte am Donnerstag eine Beteiligung an der Briefkastenfirma seines
       verstorbenen Vaters eingeräumt. Der Investmentfonds auf den Bahamas war in
       den Panama Papers-Enthüllungen aufgetaucht. Cameron besaß zusammen mit
       seiner Frau vor seiner Zeit als Regierungschef Anteile im Wert von rund
       30.000 Pfund (etwa 37.000 Euro) am Blairmore Investment Trust. Er verkaufte
       alle Anteile aber vier Monate vor seinem Amtsantritt im Jahr 2010.
       
       Nachdem der britische Premier zunächst noch hatte mitteilen lassen, dass es
       sich bei den Finanzgeschäften seiner Familie um eine „private
       Angelegenheit“ handle, musste er am Donnerstag aus der Deckung kommen. Er
       beteuerte aber, stets seine Steuern gezahlt zu haben, er habe „wirklich
       nichts zu verbergen“. Britische Medien hatten berichtet, der
       Investmentfonds von Camerons 2010 verstorbenem Vater habe über Jahrzehnte
       die Zahlung von Steuern vermieden.
       
       ## Berichte des Recherchenetzwerks prüfen
       
       Am Sonntag erhielt die Öffentlichkeit Einblick in Camerons
       Steuererklärungen. Demnach zahlte er rund 76.000 Pfund Steuern auf
       Einkünfte in Höhe von 200.000 Pfund im Steuerjahr 2014/15. Den Angaben
       zufolge bekam Cameron in den vergangenen Jahren zudem 200.000 Pfund von
       seiner Mutter geschenkt – zusätzlich zu einer Erbschaft über 300.000 Pfund
       von seinem Vater. Die Angaben dürften zu Fragen führen, ob das Geschenk
       seiner Mutter aus den Offshore-Geschäften des Vaters stammte.
       
       Der britische Premier kündigte zudem die Einsetzung einer Arbeitsgruppe an,
       die den Berichten des weltweiten Recherchenetzwerks zu der panamaischen
       Finanzkanzlei Mossack Fonseca auf den Grund gehen soll. So sollen Kunden
       identifiziert werden, die sich der Geldwäsche und Steuerflucht schuldig
       gemacht haben könnten. Offshore-Geschäfte sind nicht per se illegal - es
       sei denn, sie werden für diese Straftaten benutzt.
       
       Nach Angaben des britischen Finanzministeriums soll die Arbeitsgruppe mit
       einem Budget von zehn Millionen Pfund ausgestattet und von der britischen
       Finanzbehörde HMRC sowie der Behörde zur Verbrechensbekämpfung (NCA)
       angeführt werden. Großbritannien stehe damit an der Spitze des
       „internationalen Einsatzes zur Bekämpfung aggressiver Steuerflucht“,
       erklärte Cameron.
       
       Vor Camerons Büro protestierten am Samstag unterdessen hunderte Menschen
       gegen den Regierungschef und forderten dessen Rücktritt. Viele von ihnen
       hatten Panama-Hüte auf, andere trugen Hawaii-Hemden. „Cameron muss gehen“,
       riefen einige Protestierende. Die Menge zog anschließend zu dem Hotel
       weiter, in dem der Parteitag der Konservativen stattfand.
       
       Panamas Präsident Juan Carlos Varela kritisierte unterdessen die
       Entscheidung Frankreichs, sein Land wieder als Steueroase einzustufen. Dies
       sei ein „falscher und unnötiger Schritt“, sagte er am Freitag. Sein
       Finanzminister Dulcidio de la Guardia will demnach am Dienstag nach Paris
       reisen, um zu betonen, dass Panama zu größerer Transparenz bereit sei.
       
       10 Apr 2016
       
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