# taz.de -- Heimskandal in Schleswig-Holstein: Hamburgs Kinder sind die letzten
       
       > Hamburgs Linksfraktion fordert die Rückholung der Landeskinder aus dem
       > umstrittenen Heim „Hof Seeland“. Die Kieler Piraten wollen sogar die
       > Schließung.
       
 (IMG) Bild: Schon schön leer: Haus Seehof des Heimbetreibers Rimmelsberg
       
       HAMBURG taz | Als die Linke-Abgeordnete Sabine Boeddinghaus im April den
       Hamburger Senat nach Beschwerden über die Kinderheime [1][Rimmelsberg und
       Dörpling] fragte, erhielt sie nur vier Meldungen. Inzwischen liegt eine
       Antwort vor, die der Piraten-Politiker Wolfgang Dudda von der Kieler
       Landesregierung bekam. Und siehe da: Es gab allein im letzten Jahr 15
       Beschwerden, allein zu den Rimmelsberg-Heimen, die letzte aus dem Mai.
       
       Die Meldungen klingen ungeheuerlich: „Der Träger habe einer Betreuten
       angeraten wegzulaufen, um eine Inobhutnahme aus der Einrichtung zu
       vermeiden“, heißt es etwa in einer Beschwerde zum 5. Mai. Das Kind soll aus
       Hamburg stammen und war im „Haus Friesik“ des Trägers Rimmelsberg
       untergebracht. Die Heimaufsicht habe mit dem Kind und dem zuständigen
       Jugendamt Kontakt aufgenommen, schreibt die Kieler Regierung. „Hier laufen
       noch Ermittlungen.“
       
       Auch am 11. April gab es Beschwerden über zwei Mitarbeiter: Unter anderem
       soll es um die Essensreduzierung am sogenannten „Losertisch“ gegangen sein.
       „Trägerberatung“ und „Arbeitsrechtliche Maßnahmen werden ergriffen (1
       Freistellung/1 Versetzung)“, so die Kieler Antwort. Auch hier „laufen noch
       Ermittlungen“ der Heimaufsicht. So ein „Losertisch“ als Strafmaßnahme für
       Kinder, die sich nicht benehmen, wurde bereits im Juli 2015 von der
       Heimaufsicht untersagt. Ob diese Praxis im April 2016 erneut angewandt
       wurde oder die Vorwürfe alt sind, konnte das Sozialministerium bis
       Redaktionsschluss nicht beantworten.
       
       Boeddinghaus wollte diese Widersprüche am Donnerstagabend im
       Familienausschuss der Bürgerschaft ansprechen. Die aktuellen Meldungen
       zeigten, dass der Träger nicht verantwortlich handele.
       
       Dabei hatte das „Therapiezentrum Rimmelsberg“ vergangene Woche die Flucht
       nach vorn gewagt und die Presse zu sich eingeladen. Es habe Fehler gegeben,
       die frühere pädagogische Leitung sei „überfordert“ gewesen, sagte
       Geschäftsführer Volker Clemens. Sieben Mitarbeiter seien entlassen worden.
       Nun wolle man neu starten.
       
       Das Heim mit 61 Plätzen in acht Häusern ist zurzeit schwach ausgelastet. Im
       Hof Seeland, gegen das die meisten Beschwerden vorliegen, waren nur vier
       von 16 Plätzen belegt. Das Jugendamt Hannover hatte sechs junge Flüchtlinge
       abgezogen, nachdem die Vorwürfe bekannt wurden.
       
       Das sollte Hamburg auch dringend tun, fordert Boeddinghaus. Schon bei den
       [2][Haasenburg]- und [3][Friesenhof]-Heimen hatte Hamburg seine Kinder als
       letztes Land abgezogen. Sollte es diesmal auch so sein?
       
       Die Sozialbehörde gibt diese Frage an den in der Jugendhilfe federführenden
       Bezirk Wandsbek weiter. Laut Pressesprecherin Lena Voß befand sich gestern
       noch ein Hamburger Junge in „Hof Seeland“, in den anderen Häusern weitere
       18 Hamburger Kinder.
       
       Der Kieler Politiker Dudda sagt, dass Rimmelsberg die Friesenhof-Heime von
       der Häufung der Vorwürfe her „negativ in den Schatten stellt“. Und er geht
       davon aus, dass die Regierung in Kiel auch ihm Beschwerden vorenthält. Nach
       seinen Informationen habe der Träger nicht die für die Betriebserlaubnis
       nötige Liquidität für 90 Tage. Das sei ein Grund, das Heim zu schließen.
       
       26 May 2016
       
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 (DIR) Kaija Kutter
       
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