# taz.de -- EMtaz: Kommentar Gewalt deutscher Fans: Igitt-Fans, aber eben doch Fans
       
       > Verbände sollten sich für rechte Fan-Gruppen zuständig fühlen, sonst
       > geben sie diese Schlacht verloren. Deutscher Fußball ist mehr als
       > Schweini + Co.
       
 (IMG) Bild: Fanmäßig gibt der deutsche Fußball ein trauriges Bild ab
       
       Es war ein gespenstischer Sonntag in Lille. Da trifft sich DFB-Präsident
       Reinhard Grindel mit Daniel Nivel und dessen Frau vor dem ersten
       Gruppenspiel der Deutschen und nimmt den französischen Gendarm, der 1998
       während der WM in Frankreich von deutschen Fans auf brutalste Weise
       zusammengeschlagen worden war, anschließend mit auf die Ehrentribüne.
       
       [1][Gleichzeitig pöbeln deutsche Fans am Bahnhof in Lille] ukrainische
       EM-Besucher an, werfen Stühle nach ihnen. „Sieg Heil!“-Rufe schallen durch
       die Bahnhofshalle von Lille, und in einschlägigen Foren im Internet tauchen
       Bilder von deutschen Fans auf, die in der nordfranzösischen Stadt mit der
       Reichskriegsflagge posieren. Es ist ein trauriges Bild, das der deutsche
       Fußball in diesem Moment abgibt.
       
       Moment mal! Der deutsche Fußball? Der hat doch damit gar nichts zu tun,
       wird gern eingeworfen. Das Wort Fans steht dann in Anführungszeichen, gern
       wird auch von sogenannten Fans gesprochen, von Chaoten, die den Fußball,
       diese heterosexuelle Kernsportart, nur als Bühne für das Ausleben ihrer
       Starke-Männer-Fantasien nutzen. Doch auf den Bildern aus Lille ist zu
       sehen, woher die Randalierer, wie sie auch gern genannt werden, kommen, für
       welchen Verein sie im Liga-Alltag ihre Fäuste fliegen lassen. Sie sind
       sicher keine angenehmen Fans, aber sie sind Fans.
       
       Als sich letztes Jahr im Oktober in Köln 1.500 Männer versammelten, um als
       „Hooligans gegen Salafisten“ ihre finstere Vorstellung von Deutschland in
       die Welt zu prügeln, da war den meisten anzusehen, für welchen Klub sie
       unterwegs sind. Dresdner, Kaiserslauterer, Münchner, Zwickauer – für einen
       Tag haben sie sich zusammengeschlossen, um gemeinsam „Deutschland den
       Deutschen“ zu grölen. Am folgenden Wochenende standen sie vielleicht schon
       wieder in der Kurve ihres Heimatvereins im Schatten der großen
       Aufmerksamkeit. Sie sind Teil der Fankultur, auch wenn das viele
       derjenigen, die mit witzigen Retro-Trikots in Fußballkneipen abhängen,
       nicht so sehen wollen.
       
       ## Der DFB müsste sich klar positionieren
       
       Wer sich für Fußball begeistert, sollte sich immer auch überlegen, wer
       neben ihm im Stadion sitzt oder in der Fanmeile steht. Dann würde es
       vielleicht nicht so leicht passieren, dass sich rechte Fangruppierungen mit
       purer Gewalt die Vorherrschaft in den Kurven sichern. Beim MSV Duisburg
       oder Alemannia Aachen sind antirassistische Anhänger aus dem Stadion
       gedrängt worden.
       
       Wenn Vereine und Verbände sich hier für nicht zuständig erklären, haben die
       rechten Schläger eine Schlacht gewonnen, ohne dass sie die Fäuste haben
       schwingen müssen. Die fühlen sich in Zeiten von Pegida ohnehin im Aufwind
       und haben auch nichts dagegen, wenn ihnen – wie in Lille – russlanddeutsche
       Putinfanatiker dabei helfen, auf Ukrainer loszugehen. Sie politisieren den
       Fußball für ihre Zwecke.
       
       Die Hand, die Reinhard Grindel dem Hooliganopfer Daniel Nivel gereicht hat,
       kann nur dann nachhaltig wirken, wenn mit dieser Geste die Erkenntnis
       einhergeht, dass der deutsche Fußball eben doch mehr ist als Schweini und
       Co. Der DFB ist mächtig genug, sich dieser gesellschaftlichen Verantwortung
       zu stellen. Er muss sich immer wieder klar gegen Rassismus und Gewalt
       positionieren. Nur so können Stadien und Städte, in denen deutsche
       Mannschaften spielen, zu Orten werden, an denen sich die rechten
       Brutalofans nicht mehr wohl fühlen.
       
       Der Anfang wäre schnell gemacht. Wie wäre es zum Beispiel mit dem einfachen
       Satz: „Was die Gewalt unserer Fans angeht, dann muss man ganz klar sagen:
       Wir haben ein Problem.“ Herr Grindel, übernehmen Sie!
       
       13 Jun 2016
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Rüttenauer
       
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