# taz.de -- EMtaz: Achtelfinale Kroatien – Portugal: Quaresma und der Wind der Hoffnung
       
       > Kroatien und Portugal huldigen 115 Minuten lang dem
       > Rosamunde-Pilcher-Publikum des ZDF. Dann traf Portugal. Um es positiv zu
       > sagen: Endlich mal Taktik.
       
 (IMG) Bild: Stürmische Begegnung in der 117. Minute: Kroatien am Boden, Torschütze Ricardo Quaresma obenauf
       
       Die Startbedingungen: Kroatien hat eine starke Vorrunde gespielt, gegen
       Spanien gewonnen und ist Erster in der Gruppe D geworden. Kroatische
       Überheblichkeit wurde sichtbar, als Tschechien problemlos einen 0:2
       Rückstand in ein 2:2 umwandeln konnte. Portugal ist bereits Europameister
       der Unentschieden; nur drei Punkte und der dritte Platz hinter Ungarn und
       Island in Gruppe F.
       
       Das Vorurteil: Karotisch gegen chaotisch. Die Fans Kroatiens sehen aus, als
       sollte man Pfeffer und Salz, Öl und Essig auf ihnen abstellen. Die Fans
       Portugals dürfen sich nach einem 1:1, einem 0:0 und einem 3:3 und zwei
       desaströsen Abwehrleistungen aus der Vorrunde diesmal auf ein 2:2 (nach 90
       Minuten) freuen. Dann aber wird’s ernst, Portugal fliegt raus.
       
       Das Spiel: Portugal spielt in der ersten Halbzeit ein Gruppe-F-Medley. Von
       Island lernen heißt die Doppelvier kopieren, zwei portugiesische Ketten
       stehen zehn Minuten lang gut gegen offensive Kroaten. Von Ungarn lernen
       heißt im Mittelfeld für fünf Minuten mal die Initiative übernehmen. Von
       Österreich lernen heißt nichts lernen, zehn Minuten
       Fehlpass-Dauerhochspiel-Rumpelfußball. Und die Kroaten? Machen mit, lassen
       den Ball rollen, schenken Portugal einen Freistoß in der 25. Minute, Pepe
       köpft einen Meter drüber. Die erste Chance für Kroatien hat fünf Minuten
       später Perisic, der neben das Tor schießt. Ein Rasenfühlspiel entwickelt
       sich, alle paar Sekunden fällt jemand zu Boden und testet mit den Händen,
       ob die Wiese weich ist – viele Fouls, kaum Spiel, eine andere Halbzeit ist
       möglich.
       
       Frank-Walter Steinmeier hat in der Pause etwas Belangloses zur Krise der EU
       gesagt – ein Thriller im Vergleich zu den ersten 15 Minuten der zweiten
       Halbzeit. Gerne sagte man nun: Kroatien drängt. Doch das stimmt nicht.
       Kroatien hat nur Ballbesitz – bis Vida in der 62. Minute tatsächlich eine
       Torchance hat, er köpft nach einer Flanke knapp am Tor vorbei. Zwei Minuten
       später schultert Nani auf der anderen Seite einen Ball unter Bedrängung
       nebens Tor. Das war zu viel Aktionismus von beiden Seiten, bis zu 90.
       Minute geht nun gar nichts mehr. Oder um es positiv zu sagen: Endlich mal
       Taktik.
       
       0:0 nach 90 Minuten, ein Rosamunde-Pilcher-Cliffhanger im ZDF. Werden sich
       Luka Modric und Nani noch küssen? Wer wird überraschend schwanger? Werden
       die beiden Torhüter ihr schweres Schicksal der Erwerbslosigkeit überwinden?
       Kroatiens Vida erklärt dem portugiesischen Tor noch einmal seine Liebe. Das
       Tor erwidert solch unbeholfen vorgetragene Emotionen nicht. Aus dem Nichts
       zwei fette Chancen der Kroaten in der 117. Minute. Konter Portugal, Ronaldo
       auf Quaresma, Tor für Portugal – endlich; Kroatien drängt. Nun wird Fußball
       gespielt, vier Minuten lang. Immerhin. Ergebnis: 0:1 für Portugal.
       
       Der entscheidende Moment: Portugal wechselt in der 108. Minute
       positionsgetreu defensiv, Kroatien wechselt in der 110. Minute
       posotionsgetreu offensiv. Beides hat keine Auswirkungen.
       
       Der Spieler des Spiels: Cristiano Ronaldo. Fällt weder unangenehm noch
       angenehm auf. Fällt gar nicht auf – bis zur 117. Minute. Schneller Mann,
       taktisch guter Mann.
       
       Die Pfeife des Spiels: Ivan Perisic hat was mit seinem Haar gemacht, was
       man nur machen sollte, wenn man vor Gericht für unzurechnungsfähig erklärt
       werden möchte.
       
       Das Urteil: Taktische Pilcherleistung. Portugal spielt im Viertelfinale
       gegen Polen. Portugal fliegt raus.
       
       26 Jun 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Maik Söhler
       
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