# taz.de -- Kolumne Liebeserklärung: Ist das wichtig?
       
       > Die TIMSS-Studie hat ergeben: Deutsche Grundschüler*innen liegen in Mathe
       > unter dem europäischen Durchschnitt.
       
 (IMG) Bild: Jetzt ein Eis… Das wär' toll!
       
       Muss man eigentlich immer alles messen und erheben und bewerten? Ist die
       Vergleichbarkeit unserer Leistungen wirklich so wichtig? Auch schon bei
       Kindern?
       
       Egal zu welcher Antwort man kommt, jetzt sind auf jeden Fall die
       Viertklässler*innen dran. Die so genannte [1][TIMSS-Studie] misst und
       vergleicht die Leistungen von europäischen Schüler*innen im Fach Mathematik
       und in den Naturwissenschaften, und zwar jeweils zum Ende der vierten
       Klasse. Wie alt ist man da? Neun Jahre? Zehn?
       
       Was die Studie für das Jahr 2015 zu Tage fördert, ist, durch die Brille der
       neoliberalen Vergleichbarkeitslogik gesehen, unerfreulich. Schließlich
       strebt das fleißigste Rädchen im System nach einem der vorderen Plätze. Und
       die haben die deutschen Grundschüler*innen nicht erreicht.
       
       In Mathematik liegt Deutschland mit 522 Punkten im Mittelfeld der
       Untersuchung. Aber was wird bei diesen Tests eigentlich abgefragt? Wie viel
       verschiedene Eissorten kosten, zum Beispiel. Objektiv mag das wichtig sein,
       aber in der Realität ist es doch eher so: Die Kinder brüten über
       hundsgemeinen Textaufgaben, obwohl sie das Eis lieber essen möchten, im
       Freibad, statt in der Schule abzuhängen. Ist das nun falsch?
       
       Aus gegebenem Anlass eine Testfrage an Sie: Gemessen werden soll ihr
       gesunder Menschenverstand. Wie viel hat die Fähigkeit, als Viertklässler*in
       die korrekten Preise von Eissorten ausrechnen zu können mit dem späteren
       Erfolg im Leben zu tun? a) nichts b) viel, wenn davon die Versetzung aufs
       Gymnasium abhängt c) nichts, wenn die Bewertung der Leistungen nicht
       unwesentlich von der Schichtzugehörigkeit der Eltern abhängt.
       
       Herzlichen Glückwunsch! Sie haben den ersten Platz belegt, weil alle drei
       Antworten richtig sind. Feiern wir also das Mittelmaß, statt es zu
       verdammen. Kaufen wir unseren Kindern ein Eis, wenn sie schlecht in Mathe
       sind. Und reformieren wir das Schulsystem so, dass alle Kinder gleiche
       Chancen haben. Denn nur dann, haben wir wirklich etwas erreicht.
       
       2 Dec 2016
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.iea.nl/timss
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marlene Halser
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Studie
 (DIR) Schule
 (DIR) Mathematik
 (DIR) Grundschule
 (DIR) Pisa-Studie
 (DIR) OECD
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Kommentar PISA-Studie 2016: Lernresistent
       
       In der deutschen Bildungslandschaft herrscht Bequemlichkeit statt
       Aufbruchstimmung. Und das, obwohl großer Nachholbedarf besteht.
       
 (DIR) OECD-Bildungsvergleich: Luft nach oben
       
       Im Bildungsvergleich der OECD steht Deutschland mit seinem beruflichen
       Bildungssystem gut da. Es bleiben aber Gerechtigkeitslücken.