# taz.de -- Steuervermeidung im Spitzensport: Kreativität neben dem Platz
       
       > Die Football-Leaks-Enthüllungen zeigen, wie gut sich die weltbesten
       > Fußballer in kreativer Steuerzahlung verstehen. Das hat eine lange
       > Tradition.
       
 (IMG) Bild: Neben dem Platz im Dunkeln lässt es sich gut munkeln
       
       Wenn die besten Fußballer der Welt zusammenkommen, erleben die Fans im
       besten Falle großen Sport. Dass jede Zusammenkunft dieser Sportler ein
       Treffen von Superreichen ist, ist dann kein Thema. Dass es Gründe genug
       gibt, sich über die Gierschlunde in Kickstiefeln zu mokieren, das legen
       Enthüllungen nahe, die das Nachrichtenmagazin Der Spiegel zusammen mit dem
       Mediennetzwerk European Investigative Collaborations (EIC) aufbereitet hat.
       
       Grundlagen sind eine Unmengen gehackter Daten, die von anonymen Aktivisten,
       die [1][unter dem Namen Football Leaks auftreten], gesammelt worden sind.
       Der portugiesische Superkicker Cristiano Ronaldo ist danach ebenso kreativ,
       was das Verstecken seiner Millioneneinkünfte vor dem Fiskus angeht, wie der
       deutsche Nationalspieler Mesut Özil oder der Trainer von Manchester United,
       José Mourinho.
       
       Letzterer soll so dreist gewesen sein, das Steuersparmodell, das auf dem
       Verteilen seiner Einnahmen aus Firmen von Neuseeland über Zypern und Irland
       bis auf die British Virgin Islands beruhte, auch dann noch praktiziert zu
       haben, als es eigentlich schon bei den Steuerbehörden aufgeflogen war. Auf
       den Jungferninseln hat auch Cristiano Ronaldo einen Teil seiner Einnahmen
       geparkt, um Steuern zu sparen. Auch sein Geld hat Umwege gemacht und wurde
       zunächst nach Irland überwiesen. Es liegt nahe anzunehmen, dass – wer so
       handelt – etwas verschleiern will.
       
       Es geht dabei nicht um die regulären Gehaltszahlungen, sondern um
       Werbeeinnahmen. Die Unternehmen, die mit dem Spieler Reklame machen, zahlen
       für Bildrechte am Spielerantlitz. Diese liegen bei Firmen. Statt
       Einkommensteuer wird die viel niedrigere Körperschaftsteuer fällig. In
       Irland ist diese mit 12,5 Prozent besonders günstig. Über 60 Millionen Euro
       Steuern soll Ronaldo über sein Auslandskonstrukt gespart haben. Wie legal
       dieser Steuertrick war, damit könnten sich schon bald Gerichte in Spanien
       befassen.
       
       Mesut Özils Fall nimmt sich dagegen beinahe schon bescheiden aus. Er soll
       sich einen Steuervorteil dadurch verschafft haben, dass er Beraterhonorare
       von den Klubs Real Madrid und FC Arsenal, mit denen er dealte, hat zahlen
       lassen. Das fanden die Steuerbehörden unsauber und verdonnerten ihn zu
       einer Steuernachzahlung von über 2 Millionen Euro. Die hat Özil geleistet,
       hat aber Widerspruch gegen eine Strafzahlung von knapp 800.000 Euro
       eingelegt. Ein Urteil darüber steht noch aus.
       
       ## 18,6 Millionen Dokumente
       
       Weitere Namen, Zahlen und Finanzkonstrukte dürften in den nächsten Tage und
       Wochen bekannt werden. 18,6 Millionen Dokumente, darunter Spielerverträge,
       Beratervereinbarungen und Mails, haben die Rechercheure des EIC-Netzwerks
       durchsucht und dabei die großen und nicht ganz so großen Finanzströme in
       der Branche gescannt. In Dänemark wird gerade der Fall des nationalen
       Fußballhelden Michael Laudrup ganz groß verhandelt. Der soll sich als
       Trainer des englischen Premier-League-Klubs FC Swansea mehr als vier
       Millionen Euro zugeschustert haben. Ein Teil von Transfersummen für Spieler
       soll auf seinem Konto gelandet sein.
       
       Ob die Enthüllungen die Fußballwelt wirklich erschüttern werden, bleibt
       abzuwarten. In der Sportgeschichte, auch in der deutschen, wimmelt es nur
       so von Großverdienern, die es nicht unbedingt ernst meinen mit der
       Steuerehrlichkeit. Tennis-Heros Boris Becker, der behauptet hat, in Monte
       Carlo zu wohnen, aber doch die meiste Zeit in München lebte, wäre 2002 um
       ein Haar wegen der dadurch erschummelten Steuerleichterungen in den Knast
       gewandert. Und dem Vater von Tennis-Heroin Steffi Graf nutzten seine guten
       Beziehungen zum damaligen baden-württembergischen Finanzminister Gerhard
       Mayer-Vorfelder dann doch nichts und der Verwalter von Tochters
       Millioneneinkünften wurde 1997 zu einer dreieinhalbjährigen Haftstrafe
       verurteilt.
       
       Im deutschen Fußball, speziell im Umfeld des Vorzeigeklubs FC Bayern
       München, werden Steuervergehen in einer Regelmäßigkeit begangen, die man
       beinahe schon als geschmacklos bezeichnen kann. Über den ehemaligen
       Spieler, Trainer und Präsidenten des Klubs, Franz Beckenbauer, heißt es bei
       Wikipedia: „In den 1970er Jahren musste er 1,8 Millionen D-Mark Steuern
       nachzahlen, nachdem sich eine Steuersparkonstruktion als nicht vereinbar
       mit den deutschen Steuergesetzen erwies.“
       
       Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzende der FC Bayern München AG,
       ist erwischt worden, wie er edle Uhren aus Katar am Zoll vorbei ins Land
       schmuggeln wollte, und Oliver Kahn, der frühere Torwart-Titan, hat
       Ähnliches mit Kleidung im Wert von mehr als 6.000 Euro versucht. Wie der
       soeben als Präsident des FC Bayern wiedergewählte Uli Hoeneß 28,5 Millionen
       Euro Steuern hinterzogen hat, ist sattsam bekannt, seit er dafür zu einer
       Haftstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt worden ist.
       
       ## Steuern zahlen ist keine Strafe
       
       Zuvor war er gern gesehener Talkshow-Gast, der sich wortreich darüber
       mokiert hat, dass die Spieler des Klubs eine Halbzeit für sich und die
       zweite Halbzeit für den Fiskus spielen würden – ganz so, als sei es eine
       Strafe, Steuern bezahlen zu müssen. Und auch wenn SPD-Fraktionschef Thomas
       Oppermann über die jüngsten Enthüllungen sagt, dass es ein Verrat an den
       Fans sei, wenn „diese Millionarios ihren Beitrag zum Gemeinwesen
       verweigern“, so darf man dies getrost als plumpen Populismus kritisieren.
       
       Die Bundesregierung tut nicht gerade viel, um für das Gemeinwesen einen
       Teil der Einnahmen aus dem Profisport zu sichern. Stehen Großereignisse der
       Sportverbände Fifa oder Uefa an, werden großzügige Steuerbefreiungen
       erteilt. Der DFB, der sich gerade um die Ausrichtung der Fußball-EM 2024
       bewirbt, müsste seine Bewerbungsunterlagen in den Reißwolf geben, könnte er
       nicht mit einem Steuersparprogramm für die Uefa ins Rennen gehen. Bei der
       EM in Frankreich in diesem Jahr war das nicht anders. Auf Druck der Uefa
       wurde eigens ein Gesetz zur Steuerbefreiung während des Turniers
       verabschiedet.
       
       Während also über die Steuertricks der Fußballmillionäre diskutiert wird,
       wird der rote Teppich für die nächsten steuerbefreiten Großereignisse schon
       wieder aufgebürstet.
       
       4 Dec 2016
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.spiegel.de/sport/fussball/a-1123978.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Rüttenauer
       
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