# taz.de -- Schwere Kämpfe im Kongo: Blutiger Aufstand in der Kasai-Region
       
       > Zwei Wochen vor dem Ende der Amtszeit von Präsident Kabila haben
       > Milizionäre Tshikapa angegriffen. Die Region gilt als
       > Oppositionshochburg.
       
 (IMG) Bild: In Kürze endet die zweite Amtszeit von Joseph Kabila – Beobachter glauben jedoch nicht an einen Rücktritt
       
       BERLIN taz | In der Demokratischen Republik Kongo weitet sich eine neue
       bewaffnete Revolte aus. Am Sonntag tobten schwere Kämpfe in der Stadt
       Tshikapa nahe der Grenze zu Angola. Milizionäre, die sich auf einen
       traditionellen Führer berufen, waren am Samstag in die 600.000 Einwohner
       zählende Hauptstadt der Provinz Kasai eingerückt, ein Zentrum des
       Diamantenhandels.
       
       Nach Berichten von Augenzeugen vor Ort brachten sie 80 Prozent der Stadt
       unter ihre Kontrolle, bis eingeflogene Militäreinheiten aus Kongos 800
       Kilometer entfernter Hauptstadt Kinshasa zurückschlugen.
       
       Seit der Nacht werde mit schweren Waffen in der Stadt geschossen,
       berichtete Philomène Muanda, Präsidentin des Zusammenschlusses
       zivilgesellschaftlicher Organisationen in Tshikapa. „Die Militärs erlauben
       niemanden, sich frei zu bewegen“, heißt es in ihrem Bericht, der am Sonntag
       auf sozialen Netzwerken zirkulierte. „Es gab Leute, die rausgingen, um sich
       zu erleichtern, auf sie wurde das Feuer eröffnet.“
       
       ## Augenzeugen berichten von mehr als 200 Toten
       
       In weiteren Augenzeugenberichten, die der taz vorliegen, ist von 200 Toten
       die Rede. Nach diesen Berichten sind sowohl Soldaten als auch Milizionäre
       unter den Toten. „Sehr, sehr intensives schweres Geschütz seit fünf Uhr
       früh, derweil regnet es heftig“, heißt es in einem Bericht vom Sonntagfrüh.
       Ein Armeekommandant sei von einem Kind getötet worden. Mittags berichtete
       dieselbe Quelle, die ersten Menschen trauten sich wieder auf die Straße,
       „um Leichen einzusammeln“.
       
       Die Angreifer sollen einer bewaffneten Gruppe angehören, die im Sommer in
       einer Nachbarprovinz entstanden ist und zum Kampf gegen das im Kongo
       regierende „Konglomerat von Abenteurern“ aufgerufen hat. Ihr Gründer, der
       traditionelle Führer Kamwina Nsapu, wurde im August von der Polizei
       getötet; als die Behörden seine kastrierte Leiche ausstellten, kam es zum
       Aufstand. Milizionäre besetzten kurzzeitig immer wieder Städte in der aus
       mehreren Provinzen bestehenden Kasai-Region, in der die Kabila-Regierung
       aus vielen Gründen sehr unbeliebt ist.
       
       Die jüngsten Auseinandersetzungen entzündeten sich, als Polizisten vor
       einer Woche im 30 Kilometer von Tshikapa entfernten Ort Kabeya-Lumbu Frauen
       vergewaltigten. Zwei Polizisten wurden aus Rache am vergangenen Dienstag
       geköpft, angeblich danach auch mehrere Soldaten. Die siegreichen
       Milizionäre zogen daraufhin Richtung Tshikapa weiter.
       
       Die Nsapu-Revolte in Kasai ist der erste bewaffnete Aufstand im Kongo gegen
       die Regierung seit dem Ende der M23-Rebellion im Ostkongo vor drei Jahren.
       Die neue Eskalation kommt zwei Wochen vor dem regulären Ende der Amtszeit
       von Kongos Präsident Joseph Kabila am 19. Dezember. Da er danach im Amt zu
       bleiben gedenkt, mobilisiert die Opposition des Landes zu diesem Termin zum
       Volksaufstand.
       
       4 Dec 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
       
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