# taz.de -- Streit um Freihandel: Was bedeutet CETA für die Bauern?
       
       > Öko-Landwirte befürchten einen Preisdruck durch das Freihandelsabkommen
       > mit Kanada. Der Bauernverband bleibt gelassen.
       
 (IMG) Bild: Gibt's bald an der Wursttheke Mett aus Montreal?
       
       BERLIN taz | Freihandelsabkommen genießen momentan einen zweifelhaften Ruf.
       Das EU-USA Abkommen TTIP liegt nach heftiger Kritik auf Eis, und auch beim
       kanadisch-europäischen Pendant lässt der Widerstand nicht nach. „Die
       Landwirtschaft ist der große Verlierer der Freihandelsabkommen“, sagt
       Martin Schulz, Schweinehalter und Bundesvorsitzender der
       Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AdL).
       
       Gemeinsam mit einigen weiteren Nichtregierungsorganisationen stellte er am
       Donnerstag in Berlin eine Studie vor, die vor einer wachsenden Marktmacht
       großer Konzerne zu Lasten kleinerer Bauern warnt.
       
       In Nordamerika sei der Markt für Fleischproduktion extrem konzentriert,
       erklärte die Co-Autorin der Studie, Shefali Sharma. „In den USA
       kontrollieren vier Unternehmen die Rindfleischpreise, in Kanada sind es
       zwei.“ Sharma befürchtet, dass mit Handelsabkommen wie TTIP und CETA diese
       Art konzentrierter Agrarindustrie nach Europa exportiert würde.
       
       Der Mechanismus, über den dieser Export stattfinden solle, könnte hierbei
       der Preis sein. „Kanadisches Schweinefleisch ist zum Teil 60 Prozent
       billiger als europäisches“, sagt AdL-Chef Schulz. CETA führe zu einer
       Öffnung des europäischen Marktes und einer jährlichen zollfreien Einfuhr
       von 80.500 Tonnen Schweinefleisch aus Kanada – das sind 0,4 Prozent des
       europäischen Schweinemarktes. „Der Markt in Europa ist aber bereits
       übervoll“, so Schulz. Folgen wären ein erheblicher Druck auf die Bauern,
       ihre Preise zu senken und kostengünstiger zu produzieren.
       
       Allerdings teilen nicht alle Bauern diese Ängste. „Wir können mit dem
       CETA-Arrangement leben“, betont der Generalsekretär des Deutschen
       Bauernverbandes, Bernhard Krüsken, gegenüber der taz. Für die deutsche
       Landwirtschaft ergäben sich neue Marktmöglichkeiten in Kanada, während der
       Zugang für kanadische Firmen begrenzt sei.
       
       Krüsken weiter: „Die gegenseitig eingeräumten Tarifquoten sind einigermaßen
       in Balance.“ Zudem könne nur Fleisch importiert werden, das den
       europäischen Vorschriften genüge. Fleisch von Tieren, die mit
       Wachstumshormonen behandelt worden sind, werde auch weiterhin nicht in den
       EU-Markt eingeführt werden. Da ein Großteil der nordamerikanischen
       Fleischproduzenten mit Wachstumshormonen arbeitet, kann es sogar sein, dass
       Kanada die zugestandenen Export-Quoten gar nicht erfüllen kann.
       
       Übereinstimmung herrscht bei dem Risiko für Milchbauern – allerdings für
       die kanadischen. Der dortige Markt ist geschützt, und dank einer
       staatlichen Begrenzung der Produktionsmenge liegt der Preis bei rund 50
       Cent pro Liter, deutlich mehr als in Europa. Mit CETA wird die EU dann
       zollfrei 18.500 Tonnen mehr Käse als bisher in das nordamerikanische Land
       exportieren – mehr als das Doppelte des jetzigen Kontingents.
       
       1 Dec 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Luca Spinelli
       
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