# taz.de -- Korruptionsskandal bei Samsung in Korea: Haftbefehl für Vize-Chef beantragt
       
       > Die Ermittler werfen Lee Jae Yong, dem Sohn des Firmenchefs, Bestechung,
       > Untreue und Meineid vor. Der Konzern ist verärgert und weist die Vorwürfe
       > zurück.
       
 (IMG) Bild: Sorgt für Negativschlagzeilen: Lee Jae Yong
       
       SEOUL dpa | Ermittler in Südkorea haben einen Haftbefehl für den
       De-facto-Chef des Mischkonzerns Samsung, Lee Jae Yong, wegen des Vorwurfs
       der Bestechung beantragt. Hintergrund ist der Korruptionsskandal um eine
       Vertraute der vorläufig entmachteten Staatspräsidentin Park Geun Hye. Das
       Team eines Sonderstaatsanwaltschafts warf Lee, der Vize-Vorsitzender von
       Samsung Electronics ist, am Montag zudem Untreue und Meineid vor.
       
       Zwar habe der Schritt eine große Auswirkung auf die Wirtschaft des Landes,
       doch sei es wichtiger, „uns an Recht und Gesetz zu halten“, sagte ein
       Sprecher des Teams, wie südkoreanische TV-Sender berichteten. Daher hätten
       sie den Haftantrag bei einem Gericht in Seoul gestellt. Das Gericht will
       den Berichten zufolge am Mittwoch darüber entscheiden. Lee ist der Sohn des
       schwer erkrankten früheren Chefs der Samsung-Gruppe, Lee Kun Hee.
       
       Der Konzern wies die Vorwürfe zurück. Die Entscheidung der Ermittler sei
       schwer zu verstehen, hieß es in einer Erklärung. Das Unternehmen hoffe, das
       Gericht werde eine „angemessenes Entscheidung“ treffen.
       
       Den Ermittlern zufolge geht es unter anderem um 43 Milliarden Won (34,4
       Millionen Euro), die auf Freigabe durch Lee von Samsung an Unternehmen und
       Stiftungen von Parks umstrittener Freundin Choi Soon Sil geflossen sein
       sollen. Im Gegenzug soll Samsung politische Unterstützung für die Fusion
       zweier Konzerntöchter erhalten haben.
       
       Park selbst wird verdächtigt, direkt oder indirekt auf den staatlichen
       Pensionsfonds eingewirkt zu haben, damit dieser die Übernahme des
       Bauunternehmens Samsung C&T durch Cheil Industries im Jahr 2015 bewilligt.
       An beiden hatte der Fonds Anteile. Kritiker sahen in der Fusion eine
       Stärkung der Gründerfamilie des Konzerns.
       
       ## Anklage wegen Machtmissbrauchs
       
       Die Staatsanwaltschaft stellte unterdessen Fondschef Moon Hyung Pyo wegen
       des Vorwurfs des Machtmissbrauchs unter Anklage. Moon soll in seiner
       früheren Funktion als Gesundheitsminister den Fonds angewiesen haben, die
       Firmenfusion zu bewilligen.
       
       Die Samsung-Gruppe gilt als größter Förderer der beiden Stiftungen Mir und
       K-Sports, die von Choi kontrolliert worden sein sollen. Außerdem hatte der
       Konzern nach Berichten südkoreanischer Sender im August 2015 einen Vertrag
       über 22 Milliarden Won mit einem von Choi gegründeten Unternehmen in
       Deutschland unter dem Vorwand abgeschlossen, den Pferdereitsport zu
       fördern.
       
       Choi wird unter anderem vorgeworfen, mit Hilfe ihrer Beziehung zu Park
       Sponsorengelder von zahlreichen Unternehmen eingetrieben und sich dabei
       persönlich bereichert zu haben. Bei einer Anhörung vor dem
       Verfassungsgericht am Montag wies die seit November in U-Haft sitzende Choi
       die Vorwürfe der Korruption, des Machtmissbrauchs und versuchten Betrugs
       erneut zurück.
       
       Südkoreas Parlament leitete im Dezember ein Amtsenthebungsverfahren gegen
       die Präsidentin ein. Das Verfassungsgericht muss nun über die Absetzung der
       Staatschefin entscheiden, die ihrer langjährigen Freundin auch die
       Einmischung in die Regierungsgeschäfte erlaubt haben soll.
       
       16 Jan 2017
       
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