# taz.de -- Freitaler „Terrorgruppe“ vor Gericht: Ein Prozess in großem Stil
       
       > Am Dienstag beginnt der Prozess gegen jene Rechte, die eine Gewaltserie
       > in Freital verübten. Dafür wurde extra ein Saal mit Symbolcharakter
       > gebaut.
       
 (IMG) Bild: Die Polizei sichert 2015 eine Unterbringung von Asylbewerbern in Freital
       
       BERLIN taz | Acht Angeklagte und ein eigens für sie gebauter
       Verhandlungssaal: Ab Dienstag wird in Dresden über eine Gewaltserie gegen
       Flüchtlinge und Linke im nahe gelegenen Freital verhandelt. Die Anklage
       lautet auf Rechtsterrorismus. Es wird einer der größten Strafprozesse, die
       es im Freistaat Sachsen je gegeben hat.
       
       Schon der Ort der Verhandlung hat Symbolcharakter: In einer im Bau
       befindlichen Flüchtlingsunterkunft hat das Oberlandesgericht Dresden den
       Prozess einquartiert. Die eigenen Sitzungssäle wurden für zu klein
       befunden. Für das „zu erwartende große öffentliche Interesse“ seien diese
       „nicht geeignet“, so das Gericht. Nun wurde für 5,5 Millionen Euro ein
       eigener Hochsicherheitssaal gebaut. 152 Zuhörerplätze wird er fassen – mehr
       als im Münchner NSU-Prozess.
       
       Ab Juli 2015 sollen sich die angeklagten sieben Männer und eine Frau, 19
       bis 39 Jahre alt, zusammengetan haben. [1][Laut Anklage zündeten sie vor
       zwei Flüchtlingsunterkünften Sprengsätze.] Ein Syrer erlitt dabei
       Schnittwunden im Gesicht. Zudem soll die Gruppe einen Angriff auf ein
       linkes Wohnprojekt in Dresden verübt haben. Auch das Auto eines
       Linken-Stadtrats wurde gesprengt, dessen Parteibüro wiederholt attackiert.
       
       Die Generalstaatsanwaltschaft Dresden hatte zunächst keine organisierte
       Gruppe gesehen und wollte alle Taten einzeln anklagen. Dann zog die
       Bundesanwaltschaft den Fall an sich – und erhob Anklage wegen Bildung einer
       terroristischen Vereinigung, versuchten Mordes und anderer Delikte. Damit
       werden mutmaßliche Angreifer von Flüchtlingsunterkünften erstmals unter dem
       Vorwurf des Terrorismus angeklagt. Seit 2014 ist die Zahl der Angriff
       kräftig gestiegen.
       
       ## „Hier wurden Menschenleben riskiert“
       
       Der Freitaler Gruppe ging es darum, ein „Klima der Angst“ zu schaffen,
       heißt es in der Anklage. Die Tötung von Menschen habe sie „billigend in
       Kauf genommen“. Als Rädelsführer hat die Bundesanwaltschaft Timo S., einen
       Busfahrer, und Patrick F., einen Pizzalieferanten, ausgemacht. Beide
       hielten schon seit Längerem Kontakte in die rechte Szene.
       
       Die Verteidiger kritisieren die Anklage als überzogen. Die Taten seien
       „fraglos strafbar“, sagt Endrik Wilhelm, Anwalt der angeklagten Maria K.
       „Es bleibt aber der Eindruck, dass hier ein Exempel statuiert werden soll.“
       Mit einem „Wahnsinnsaufwand“ werde gegen die Gruppe vorgegangen, so
       Wilhelm. Das stehe in keinem Verhältnis zu den überschaubaren Schäden. Die
       Angeklagten seien weder Terroristen, noch habe es Mordabsichten gegeben. 
       
       Anwältin Kristin Pietzyrk, die einen Flüchtling vertritt, der bei einem der
       Anschläge verletzt wurde, widerspricht. Die Gruppe habe ihre Taten aus
       einer rassistischen Motivation heraus begangen und genau geplant. „Hier
       wurden Menschenleben riskiert“, sagt Pietrzyk. „Die Terroranklage ist mehr
       als angemessen.“
       
       Die Bundesanwaltschaft gründet ihre Anklage auf interne Chatprotokolle der
       Gruppe und Geständnisse mehrerer Beschuldigter. Im Prozess wollen einige
       von ihnen dennoch vorerst schweigen. Die Verhandlung kann deshalb dauern:
       Schon jetzt sind 62 Prozesstage bis September angesetzt. 
       
       Im Fall einer Verurteilung drohen den Angeklagten mehrjährige Haftstrafen.
       Nach Prozessende wird der nun genutzte Verhandlungssaal wieder umgewidmet:
       Als Speisesaal der künftigen Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge.
       
       6 Mar 2017
       
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