# taz.de -- Einbruch ins Bode-Museum: Vorbild Panzerknacker
       
       > Das war die Woche: Eine 100-Kilogramm-Goldmünze bleibt verschwunden.
       > Warum musste man den hässlichen Trumm überhaupt ausstellen?
       
 (IMG) Bild: Vorsicht, protzig: Eines von fünf Exemplaren der „Big Maple Leaf“-Goldmünze, hier bei einer Auktion in Wien 2010.
       
       Ganz ehrlich: Diese Münze ist nicht nur so groß wie ein Autoreifen, sie ist
       auch genauso hässlich. Niemand würde sie sich freiwillig in die Vitrine im
       Wohnzimmer stellen. Trotzdem darf bezweifelt werden, dass jemand, der die
       „Big Maple Leaf“ mit dem Konterfei von Queen Elizabeth II. finden würde,
       sie ganz ehrlich wieder ins Bode-Museum zurückbrächte. Denn die Münze, die
       in der Nacht zu Montag aus dem Haus auf der Museuminsel gestohlen wurde,
       wiegt 100 Kilo und ist aus reinstem Gold.
       
       Es war ein filmreifer Coup: Nach bisherigem Ermittlungsstand der Polizei
       kletterten die Diebe gegen halb vier Uhr morgens von der S-Bahn-Trasse
       direkt hinter dem Museum mit einer ausziehbaren Aluleiter auf einen
       Gebäudevorsprung und stiegen durch ein Fenster ein. Anschließend liefen sie
       durchs halbe Museum ins Münzkabinett, zertrümmerten die Panzerglasvitrine
       der Riesenmünze, liefen wohl den gleichen Weg zurück und transportieren sie
       mit einer Schubkarre zum Monbijoupark. Dort stiegen sie in ein Fluchtauto
       und verschwanden.
       
       Warum die Alarmanlage des Museums nicht anschlug, will die Polizei aus
       ermittlungstaktischen Gründen nicht mitteilen. Ungeklärt ist auch, ob die
       Täter – wegen des Gewichts der Münze wird von mindestens zwei Personen
       ausgegangen – Helfer im Museum hatten.
       
       Sicher sind sich Experten und Ermittler, was die Diebe mit der Münze
       vorhaben: Sie wollen sie einschmelzen. Schließlich hat sie beim aktuellen
       Goldpreis einen Materialwert von rund 3,75 Millionen Euro. Auch das
       Einschmelzen ist keine leichte Aufgabe: Gold hat einen Schmelzpunkt von
       1.064 Grad, auch muss die Münze dafür vorher zerkleinert werden. Aber wer
       derart cool in ein Museum einsteigt, könnte auch das schaffen.
       
       Das Museum hofft derweil, dass es die Münze weitgehend heil zurückbekommt.
       So lange könnte untersucht werden, warum das Trumm überhaupt dort
       ausgestellt war. Natürlich ist das Riesengoldstück selten: Nur fünf Stück
       wurden von dem Königlich Kanadischen Münzamt geprägt. Allerdings erst 2007.
       Historisch bedeutsam ist sie nicht. Sondern einfach nur protzig.
       
       1 Apr 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bert Schulz
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Goldmünze
 (DIR) Big Maple Leaf
 (DIR) Kriminalität
 (DIR) Berlin-Mitte
 (DIR) Goldmünze
 (DIR) Kolonialismus
 (DIR) Rote Armee Fraktion / RAF
 (DIR) Hacking
 (DIR) Fortsetzungsroman
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Prozess um Diebstahl im Bode-Museum: Schweigen ist Gold
       
       Eine Goldmünze, groß wie ein Wagenrad. Vier Angeklagte, schweigend.
       Indizien, aber keine Zeugen. Vor dem Urteil im Berliner Goldmünzen-Prozess.
       
 (DIR) Streit um zwei Theater in Berlin: „Und wenn sie nicht gestorben sind“
       
       …, dann spielen sie noch heute: Im Monbijoupark streiten zwei
       Märchentheater mit dem Bezirk Mitte und gegeneinander. Jetzt beginnt die
       Wintersaison.
       
 (DIR) Prozess um gestohlene Goldmünze: Von Big Maple Leaf blieb eine Goldspur
       
       Prozessauftakt um die gestohlene 100-Kilo-Goldmünze aus dem Bode-Museum.
       Verdächtige seit Mittwoch vor Gericht. Die Verteidiger vermissen Beweise.
       
 (DIR) Kolumne Dumme weiße Männer: Die Bürde des Reichtums
       
       Weiße Männer sind stolz darauf, reicher zu sein als zum Beispiel
       „Wirtschaftsflüchtlinge“. Dabei haben sie ihren Wohlstand über Jahre
       zusammengeklaut.
       
 (DIR) Kolumne Liebeserklärung: Die Best-Ager-Gang der RAF
       
       Ein paar alte Panzerknacker verschaffen unserem flüchtlingsbedrohten Land
       die dringend benötigte Schmunzelpause.
       
 (DIR) Polizei sucht digitalen Panzerknacker: „Jackpotter“ knackt Geldautomaten
       
       600 Kilometer in 15 Stunden: Ein Unbekannter knackt zwei Geldautomaten mit
       einer neuen Methode, genannt „Jackpotting“.
       
 (DIR) Der Fortsetzungsroman: Kapitel 29: Klauen als Volkssport
       
       Alles umsonst: In den Tagen nach Kriegsende zieht das Kaufhaus des Westens
       magisch an.