# taz.de -- Neue Erkenntnisse im Fall Franco A.: Die große Verschwörung
       
       > Mit Hilfe von Erasmus, Medien und Menschenrechten: Der mutmaßliche
       > Terror-Soldat Franco A. glaubte an einen „Genozid der Völker in
       > Westeuropa“.
       
 (IMG) Bild: Alles andere als amüsiert über die neuen Erkenntnisse: Ministerin von der Leyen in Illkirch
       
       BERLIN taz | Ministerin im Krisenmodus: Ursula von der Leyen hat am
       Mittwoch den Standort der deutsch-französischen Brigade in Illkirch
       (Elsass) besichtigt. Dort war der mutmaßlich rechtsextreme Soldat Franco A.
       stationiert. Nach ihrem Besuch kündigte die Verteidigungsministerin erneut
       an, den Fall aufklären zu wollen. „Wir sind am Anfang eines langen
       Prozesses“, sagte sie.
       
       Im Raum steht vor allem die Frage, warum die Masterarbeit des Soldaten
       keine Konsequenzen hatte – trotz ihres offensichtlich völkischen Inhalts.
       
       2014 reichte Franco A. an der französischen Militäruniversität Saint-Cyr
       seine Masterarbeit mit dem Titel „Politischer Wandel und
       Subversionsstrategie“ ein. Auf 152 Seiten beschrieb der Soldat darin eine
       angebliche Verschwörung nicht konkret benannter Mächte, deren Ziel es sei,
       die kulturelle und genetische Homogenität der Völker zu beseitigen.
       „Ursache des heutigen Genozids der Völker in Westeuropa ist die
       Einwanderung, die durch Maßnahmen zur Heterogenisierung verstärkt wird.“
       
       Als Mittel dazu nennt er unter anderem das Studienaustauschprogramm Erasmus
       („Hier findet eine sehr starke ‚Vermischung‘ der Bevölkerungen statt, die
       anscheinend absichtlich betrieben wird“), die Allgemeine Erklärung der
       Menschenrechte („Beim Begriff der Menschenrechte handelt es sich um einen
       Euphemismus, da er positive Assoziationen erzeugt, indem er doch eigentlich
       etwas Fatales bezeichnet“) und natürlich die Medien („Spielen eine
       entscheidende Rolle bei der Schaffung einer Parallelrealität für das Volk,
       mit der verhindert wird, dass dieses deutlich erkennt, wodurch es bedroht
       wird“).
       
       Der völkische Charakter der Arbeit fiel an der französischen Universität
       und am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der
       Bundeswehr sofort auf, Konsequenzen folgten für den Autor aber nicht. Er
       musste zwar eine neue Masterarbeit schreiben, konnte seine militärische
       Laufbahn aber fortsetzen. Der militärische Geheimdienst MAD wurde nicht
       informiert.
       
       Über die Details des Vorgangs informierte von der Leyen am Dienstagabend in
       vertraulicher Sitzung die Obleute des Verteidigungsausschuss im Bundestag.
       Die Kritik aus der Opposition hielt im Anschluss an. Die Abschlussarbeit
       von Franco A. sei „von Rassenideologie durchtränkt“ und war der Bundeswehr
       bekannt, sagte die Linken-Abgeordnete Christine Buchholz der taz. Es sei
       unfassbar, dass dies offenbar kein Hindernis darstellte, um Oberleutnant zu
       werden. „Das Ministerium muss zügig aufklären, warum dieser Mensch eine
       militärische Laufbahn durchlaufen konnte, niemand das Problem erkannt und
       niemand Konsequenzen gezogen hat.“
       
       4 May 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Tobias Schulze
       
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