# taz.de -- Proteste in St. Louis: Angst vor zweitem Ferguson
       
       > Schon die dritte Nacht protestieren in St. Louis Hunderte gegen den
       > Freispruch eines weißen Polizisten. Er hatte 2011 einen Schwarzen
       > erschossen.
       
 (IMG) Bild: Sonntagnacht wurden 80 Protestierende in St. Louis festgenommen
       
       Den dritten Tag in Folge sind am Montag in St. Louis im US-Bundesstaat
       Missouri rund 1.000 Menschen aus Protest gegen den Freispruch eines weißen
       Polizisten auf die Straße gegangen. Die Empörung hatte am Freitag begonnen,
       als ein Richter den früheren Polizisten Jason Stockley vom Vorwurf des
       Mordes freigesprochen hatte. Stockley hatte im Rahmen einer Drogenkontrolle
       im Jahr 2011 den 24-jährigen Schwarzen Anthony Lamar Smith in dessen Auto
       erschossen.
       
       Er hatte seinerzeit behauptet, Smith habe nach einer Waffe gegriffen – doch
       davon war auf Videos nichts zu sehen. Stattdessen sah man Stockley nach den
       Schüssen zu seinem Wagen zurückgehen und etwas holen. In Smith’ Wagen wurde
       dann eine Waffe gefunden, die zwar DNA-Spuren des Polizisten, nicht aber
       des Erschossenen aufwies. Und in einem mitgeschnittenen Gespräch aus dem
       Polizeiwagen, während Stockley und sein Kollege noch Smith’ Wagen
       verfolgten, hört man Stockley sagen, er werde den Fahrer töten. Daraufhin
       wurde Stockley wegen Mordes angeklagt.
       
       Doch all das hat den Richter nicht zu einer Verurteilung Stockleys bewegen
       können. Stockleys Verteidiger holten Gutachter heran, die darlegten, es sei
       durchaus möglich, eine Waffe anzufassen, ohne darauf DNA-Spuren zu
       hinterlassen. Im übrigen sei Stockley zum Wagen zurückgegangen, um einen
       blutstillenden Verband zu holen. Am Ende sagte der Richter, er sei von
       Stockleys Schuld einfach nicht überzeugt.
       
       Den Protestierenden, Einwohner_innen und Aktivist_innen der „Black Lives
       Matter“-Bewegung, treibt das den Zorn ins Gesicht. An den Protesten nahm
       auch der Vater des 2014 im nahegelegenen Ferguson von Polizisten
       erschossenen Michael Brown teil.
       
       Und es war wohl die Geschichte der damaligen gewaltsamen Proteste von
       Ferguson, die zu einer heftigen Angstreaktion der Sicherheitskräfte in St.
       Louis führte. Geschäfte schlossen, die Band U2 sagte ein für Samstag in St.
       Louis geplantes Konzert aus Sicherheitsgründen ab. Missouris
       republikanischer Gouverneur warnte konfrontativ, man werde keine Zerstörung
       fremden Eigentums dulden.
       
       Dazu allerdings kam es dennoch – nach Ende der friedlichen Kundgebung
       machte sich jeweils eine kleine Gruppe Protestierender auf, warf
       Schaufensterscheiben ein und Molotowcocktails auf die Polizei. 80 Menschen
       wurden am Sonntag festgenommen.
       
       18 Sep 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernd Pickert
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Rassismus
 (DIR) Schwerpunkt USA unter Donald Trump
 (DIR) Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
 (DIR) Protest
 (DIR) Black Lives Matter
 (DIR) Sicherheit
 (DIR) Schwerpunkt Rassismus
 (DIR) Black Lives Matter
 (DIR) Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Schwarze und queere Biografie: Leben als Überleben
       
       Sie hat Black Lives Matter mitbegründet: In ihrer Autobiografie erzählt
       Patrisse Khan-Cullors ihre persönliche Vorgeschichte.
       
 (DIR) Soziologin über Konfliktsituationen: „Polizei ist keine Lösung für Gewalt“
       
       Melanie Brazzell plädiert mit „Transformativer Gerechtigkeit“ dafür,
       Sicherheit neu zu denken – und eigenverantwortlich für sie zu sorgen.
       
 (DIR) Ausschreitungen in St. Louis: Proteste gegen Polizeigewalt
       
       Nach dem Freispruch für einen Polizisten, der einen Schwarzen erschoss,
       reißen die Proteste nicht ab. Am Sonntag eskalierte die Situation erneut.
       
 (DIR) Sachbuch über Rassismus in den USA: Mehr als nur Schwarz gegen Weiß
       
       Wieso gibt es schwarze Eliten, aber trotzdem Rassismus? US-Forscherin
       Keeangha-Yamattha Taylor sucht in ihrem neuen Buch nach Antworten.
       
 (DIR) Polizeigewalt in den Vereinigten Staaten: Freie Hand für die Cops
       
       Die Öffentlichkeit in den USA bleibt bei ungeklärten Todesfällen wachsam.
       Trumps Justizminister scheint etwas dagegen zu haben.