# taz.de -- Zerstrittene Splitterparteien in Italien: Keine Chancen für eine linke Liste
       
       > Gewählt wird zwar erst im Jahr 2018. Doch schon jetzt gelingt es Renzis
       > Kritikern nicht, sich auf eine gemeinsame Liste zu einigen.
       
 (IMG) Bild: Matteo Renzi über seine Kritiker: „Gute Reise für die neue Drei-Prozent-Partei“
       
       ROM taz | „Zusammen“ sollte der Zusammenschluss aller radikal linken Kräfte
       in Italien heißen, doch dieser Traum hat sich schon wieder erledigt.
       Stattdessen werden sich bei der nächsten Parlamentswahl, die spätestens im
       April 2018 stattfinden wird, wieder einmal mindestens zwei Splittergruppen
       getrennt präsentieren.
       
       Monate dauerten die Versuche, alle jene zusammenzuführen, denen der Kurs
       von Matteo Renzis Partito Democratico (PD) zu gemäßigt ist, ja, die in ihm
       oft genug einen verkappten Rechten sehen. Wichtigster Protagonist des neuen
       linken Projekts war Giuliano Pisapia, der in den Jahren 1996–2006
       Abgeordneter der Partei Rifondazione Comunista und dann 2011 bis 2016 an
       der Spitze einer breiten Mitte-links-Koalition Bürgermeister Mailands war.
       
       Pisapia zählte vor allem auf den Movimento Democratici e Progressisti (MDP
       – Bewegung der Demokraten und Progressiven), der sich im vergangenen
       Februar von Renzis PD abgespalten hatte und seine bekanntesten Gesichter in
       dem früheren PD-Vorsitzenden Pierluigi Bersani und dem
       Ex-Ministerpräsidenten Massimo D’Alema hat.
       
       Beide stammen noch aus den Reihen der Kommunistischen Partei, beide wurden
       von Renzi ins Abseits gestellt, als er 2013 die PD-Führung eroberte. Der
       MDP wirft Renzi vor, er habe die alten linken Ideale zugunsten einer
       unternehmerfreundlichen Wirtschafts- und Sozialpolitik verraten. Doch
       bisher unterstützte der MDP im Parlament die von dem PD-Politiker Paolo
       Gentiloni geführte Regierung.
       
       Zudem existiert am äußersten linken Rand noch „Sinistra Italiana“, eine
       radikale Kleinpartei, die in scharfer Opposition zur Regierung Gentiloni
       und zu Renzis PD steht. Pisapia hatte seinerseits in den vergangenen
       Monaten die Bewegung „Campo Progressita“ (Progressives Feld) ins Leben
       gerufen und setzte darauf, mit Bersanis und D’Alemas MDP eine
       schlagkräftige Liste auf die Beine zu stellen, die bei der Wahl das
       Zehn-Prozent-Ziel anvisieren sollte und unter dem Namen „Insieme“
       („Zusammen“) firmierte.
       
       ## Gute Reise für die neue Drei-Prozent-Partei
       
       Doch schon die Frage, wer da zusammenkommen sollte, sorgte für Streit. Der
       MDP wollte auch Sinistra Italiana mit im Boot haben, Pisapia dagegen nicht,
       da er befürchtet, so werde bloß ein radikal linkes Ghetto gebildet, während
       er auch der PD einen Teil der Wählerschaft streitig machen will.
       
       Für den endgültigen Krach sorgte jedoch das zukünftige Verhältnis zu Renzis
       PD. Der MDP positioniert sich in scharfem Gegensatz zu Renzi, Pisapia
       dagegen wollte sich die Tür für zukünftige Koalitionen offenhalten. Und
       nicht zuletzt ging es um die Frage, wer die neue Liste am Ende kommandiert,
       der Apparat des MDP, der als einzige Partei über eine nennenswerte
       Mitgliedschaft verfügt, oder Pisapia als Frontmann.
       
       Zum endgültigen Bruch kam es jetzt, weil der MDP beschloss, mit Stichtag
       19. November die Schaffung der neuen, geeinten Linken auch organisatorisch
       voranzutreiben – und dabei Sinistra Italiana mit ins Boot zu nehmen.
       Pisapia wünschte daraufhin sarkastisch „gute Reise für die neue
       Drei-Prozent-Partei“. Ihm selbst wird jetzt das Vorhaben nachgesagt, mit
       einer kleinen linken Liste in Verbindung mit Renzis PD zu kandidieren.
       
       10 Oct 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Michael Braun
       
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