# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       > Die EU als Hütchenspielerin. Und zu #MeToo: Wer sich für Brüderle
       > schämte, müsste sich für Weinstein aufhängen.
       
 (IMG) Bild: Bush bricht die eherne Regel, dass US-Präsidenten nicht ihre Nachfolger kommentieren
       
       taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche? 
       
       Jens Spahn, Julia Klöckner, Annegret Kramp-Karrenbauer und David McAllister
       könnten CDU-Chefin Merkel nachfolgen.
       
       Und was wird besser in dieser? 
       
       Vier Vorsitzende, macht die CDU niemals.
       
       Die [1][EU plant], die Türkei-Hilfen zu kürzen. Stimmt Sie das traurig? 
       
       Wäre nicht traurig, wenn’s stimmte – doch traurig: Es stimmt nicht. Im
       Abschlussdokument „Schlussfolgerungen des europäischen Rats“ findet sich
       ein „uneingeschränktes Bekenntnis zu unserer Zusammenarbeit mit der Türkei
       auf dem Gebiet der Migration“ und die Forderung, „das Rücknahmeabkommen
       zwischen der EU und der Türkei“ vollständig umzusetzen. Ein paar
       Nochkanzler – Kern, Merkel – haben das der heimischen Presse gegenüber
       hübsch verorwellt: Man sei sich „einig gewesen, die Beitrittsbeihilfen in
       verantwortbarer Weise zu kürzen“.
       
       So ist es technisch unmöglich, EU-Geld an Unis,
       Menschenrechtsorganisationen oder zivilgesellschaftliche Einrichtungen zu
       überweisen, die es nach Erdoğans Eigenputsch nicht mehr gibt. Aus Merkels
       „klarer Kante“ aus dem TV-Duell, in Brüssel zu klären, „ob wir die
       Beitrittsverhandlungen auch beenden können“, wurde im Hirnumdrehen: „Ich
       habe heute Abend sehr dafür geworben, das Gespräch auch wieder mit der
       Türkei zu suchen.“ EU-Gelder für die Beitrittsbeihilfen wurden bereits 2016
       umgewidmet auf das Zöllnerhonorar für Erdoğan. Korrekter wäre also die
       Überschrift „EU präsentiert Hütchenspiel“.
       
       Ausgerechnet Expräsident George W. Bush kritisiert scharf die aktuelle
       Politik im Trump ’schen Amerika. Hat er sich dafür ein Lob verdient? 
       
       Bush – und am gleichen Tag legte Obama nach – bricht die eherne Regel, dass
       US-Präsidenten nicht ihre Nachfolger kommentieren. Eine Tabuverletzung zu
       Ehren des Godfather of Tabuverletzung. Aus Trump’scher Perspektive zeigen
       sich beide damit als unfaires Establishment. Die Altpräsidenten wissen
       also, dass sie Trumps Fans nicht erreichen. Wohl jedoch das Signal geben,
       dass jetzt mal gut ist mit nett. Das Establishment nimmt Trumps Einladung
       zum Permanenzwahlkampf an.
       
       Von der AfD ist man innerparteiliche Konflikte gewohnt. Nach der
       Bundestagswahl [2][kabbeln sich auch die Linken]. Sollte uns das zu denken
       geben? 
       
       Ost und West, Frau und Mann, demokratische Sozialisten und folkloristische
       Marxisten – die grüne Seherin Antje Vollmer veröffentlichte diese Woche
       einen Essay, in dem sie einlädt, die hundertjährige Spaltung der deutschen
       Linken zu überwinden. Und diese Linke bettelt drum, überwunden zu werden.
       Die SPD hat mit Koalitionsbereitschaft und dem Gang in die Opposition zwei
       starke Signale gesandt. Viele Grüne hoffen wegen Jamaika, dass der SPD eine
       Wiederauferstehung gelingen möge. Ein wesentlicher Beitrag dazu wäre eine
       dominante Rolle Sahra Wagenknechts bei den Linken, das treibt die
       Vernünftigen aus der Partei.
       
       Die Investigativjournalistin [3][Daphne Caruana Galizia] wurde ermordet.
       Sie arbeitete an den „Malta Files“, deckte Korruption und Geldwäsche auf.
       Können wir den maltesischen Behörden bei der Aufklärung trauen? 
       
       Sie haben FBI, Scotland Yard und internationale Forensiker hinzugezogen.
       Julian Assange hat weitere 20.000 Pfund für Hinweise ausgesetzt. Das
       spricht nicht gegen Verschwörungstheorien, doch für größere,
       weltumspannendere. Etwa diese: Wie erbärmlich müssen die offiziösen
       Recherchen zu Panama-Papers, Ölmafia, Geldwäsche sein, wenn das
       Gefährlichste für die Täter eine maltesische Journalistin ist ?
       
       Auch [4][Insekten und Vögel] haben unter Umweltverschmutzung zu leiden.
       Naturschützer behaupten das zwar schon lange, aber jetzt zeigt eine Studie,
       dass ihre Anzahl in den Schutzgebieten seit 1989 um 76 Prozent gesunken
       ist. Bestürzt? 
       
       Der Kern der Studie ist vor zwei Jahren bereits einmal veröffentlicht und
       vielfältigt als Fliegenzählspaß Krefelder Hobbyforscher verlacht worden.
       Nun greifen Pharmakonzerne wie Bayer und Syngenta die Studie an, also muss
       was dran sein.
       
       Der Skandal um den Hollywoodproduzenten [5][Harvey Weinstein] hat eine
       gesellschaftliche Debatte ausgelöst. Unter [6][#MeToo] wird deutlich, wie
       groß das Ausmaß der sexuellen Gewalt im alltäglichen Leben ist. Wird sich
       was verändern? 
       
       Ja, Männer werden anfangen, darüber nachzudenken, wie ihre Rolle in der
       Auseinandersetzung heißt. Auch: ihre Rolle als Objekt. Wer sich für
       Brüderle geschämt hat, müsste sich für Weinstein aufhängen. Die
       Verhältnisse stimmen nicht.
       
       Und was machen die Borussen? 
       
       Das war ja klar. Fünf Punkte Vorsprung futsch in einer Woche. Ich warte auf
       einen Fanschal „BVB/Sportpsychologische Beratungsstelle“.
       
       Fragen: FENG, MARO
       
       22 Oct 2017
       
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